Nazi-Wachen vor Keltengott im neuen Kelten-Museum?

Alles brüllt Skandal!
Mal wieder werden hier Ursache und Wirkung meiner Meinung nach arg verblendet gesehen. Macht sich ja auch besser in der Presse:
„Nazi-Skandal“ oder „NPD-Skandal“

Aber wie schon bei der Frage nach dem „Eklat“ bei der Kleinkunstverleihung B.-W. an Georg Schramm stellt sich hier die Frage, wo der Skandal wirklich zu sehen ist?

Ist es wirklich ein Skandal, das Menschen mit rechtspublizistischer Meinung arbeiten? Dann noch in einem Wachdienst?
Ist es wirklich der Skandal, das diese dann auch noch in einem Keltischen Museum eingesetzt werden? Oder liegt der Skandal daran, das diese sich scheinbar für den Einsatz selbst gemeldet haben?

Was sagt das Grundgesetz aus?
So z.B. der

Art. 2
(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt …

oder:

Art. 3
(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
[…]
(3) Niemand darf wegen […] seiner […] politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.

und hier im speziellen noch ein Auszug aus dem:

Art. 12
(1) Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen. …
[…]

(Quelle für alle GG-Auszüge: Bundesministerium für Justiz – Gesetze im Internet: Grundgesetz)

Es mag merkwürdig klingen, wenn ich, als bekennender Gegner der rechten Gesinnung hier solches niederschreibe. Aber es liegt wohl eher daran, das ich jeder fundamentalistischen Gesinnung eher skeptisch entgegen sehe. Bei manchen, wie z.B. der „Nazis“, der „Römisch-Katholischen Kirche“, dem „real existierenden Sozialismus“ habe ich historische Belege, die meine Vorbehalte gegen die Vertreter der fundamentalistischen Gesinnung/Strömung dieser Bereiche meiner Meinung nach stützen. Ansonsten gebietet mir mein Anspruch an meine Freiheit auch die Freiheit der anderen Menschen zu akzeptieren. Die Grenzen dieser Akzeptanz spricht das Grundgesetz schon recht gut aus, mit dem Vermerk „soweit er nicht die Rechte anderer verletzt“.
Oder um es mit den (traditionellen) Anarchisten zu sagen „Meine Freiheit ist die Freiheit des Andern“ oder um es mit einem „christlichen“ Kernsatz zu sagen „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst“.
Oder noch einfacher mit dem Titel des ersten Soloprogramms von Richard Rogler:
Freiheit Aushalten!

Ja es ist schwierig. Aber es ist wichtig, das man selbst nicht so wird, wie die Fundamentalisten, die man bekämpft.
Also, was ist nun zu dem „Skandal“ zu sagen, das zwei „Nazis“, „NPD“-Mitglieder oder eben ehemalige Mitglieder in einem Wachdienst arbeiten?
Ich meine, dazu ist erst mal nichts zu sagen.
Was ich viel eher als Skandal empfinde, ist das was ich neben den Zeilen in diversen Meldungen sehen musste:

(Quelle: Ausschnitt von einem Bild der „dpa“)

Hier sehe ich den eigentlichen Skandal. Mit dem Wissen um den Missbrauch alter Riten und Glauben durch die Nazis halte ich es für unverständlich und einen Skandal, das man nicht für ein angemessenes Erscheinungsbild gesorgt hat. Was sucht solch ein Erscheinungsbild bei dem Wachdienst eines Museums?
Es handelt sich dabei nicht um eine Dienstkleidung, die dem Anlass entspricht, da ein Wachdienst eines Museums eher im Hintergrund und nicht als Störfaktor zu sehen ist. Erst recht nicht, sollte man solch eine körperliche Erscheinung eines Museums-Wachdienstes tolerieren. Hier geht es um die Präsentation von Kultur und nicht die Ordnungspräsenz in einem Bierzelt voller Besoffener auf den Wasen in Stuttgart oder den Wiesen in München.
Hier hat die Museumsleitung versagt.
Wie so oft wird Outsourcing betrieben und nicht nachgedacht. Hier ist auch die Museumsleitung und die Verantwortlichen in der Pflicht.

Meine Ausführungen sollten aber nicht das Problem der beiden Wachleute verdrängen. Wie ich schon oben erläutert habe hat jeder das Recht auf seine eigene Gesinnung.
Aber eben nur so weit, wie „nicht die Rechte anderer verletzt“ werden.
Wenn man sich das Bild dort anschaut, könnten einem da erhebliche Zweifel kommen. Mal abgesehen, das dies eine Momentaufnahme ist, wirft es sehr wohl auch fragen auf.
Ich frage mich hier verschiedenes.

Die Firma, für die die 2 Wachleute arbeiten sagt folgendes aus (lt. Zeitungsbericht):

Einer der beiden sei Beisitzer im NPD-Landesvorstand, der andere arbeite für die NPD im Wetterau-Kreis. Ilona Huth, Geschäftsführerin des Sicherheitsunternehmens Huth & Groß aus Gedern, bestritt dies. Die Männer hätten Unbedenklichkeitsbescheinigungen vorgelegt und auf ihr Befragen gestern noch einmal erklärt, dass sie vor drei Jahren aus der NPD ausgetreten seien.

(Quelle: Frankfurter Neue Presse – „NPD-Skandal um Keltenfürst“)

Im selbigen Artikel steht zu dem Erscheinungsbild noch folgendes:

Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung auf ihrem Online-Portal berichtet, die beiden einschlägig bekannten Männer hätten in „SA-ähnlichen Uniformen“ die zentrale Statue des Keltenfürsten bewacht – im Auftrag des Landes.

(Quelle: Frankfurter Neue Presse – „NPD-Skandal um Keltenfürst“)

Eben das war es, was mich erschreckt hatte. Nicht die Tatsache, das Menschen mit einer mutmaßlichen rechten Gesinnung in einem Museum als Wächter arbeiten. Was mich erschreckte und was ich eher als Skandal sehe ist, das man zum einen scheinbar das „Erscheinungsbild“ und die „Haltung“ dieser beiden Wachleute toleriert hatte. Wie aus verschiedenen Zeitungsartikeln heraus zu lesen war, wurden diese von Ihrem Posten als Wächter in dieser Erscheinungsform erst nach Pressemeldungen „entfernt“.
Die Haltung, die diese beiden Wächter auf dem Bild einnehmen, würde mich als Besucher des Museums schon bedenklich vorkommen und sich wohl nicht mehr der Unverletzlichkeit meiner Rechte so einfach in Einklang zu bringen. Hier ist dann wirklich die Frage zu stellen, in wie weit die mutmaßliche Gesinnung der beiden Wachleute Einfluss auf die Auffassung Ihrer Tätigkeit hatte. Zudem ist für mich die Frage nach der Stellung oder Gesinnung des Wachdienstes, die Ihre Angestellten in einer solchen Aufmachung in ein Museum abstellt. Mal abgesehen, das jede Art der Uniformierung eine heikle Sache ist, scheint mir hier entweder ein richtiger Fehlgriff geschehen zu sein oder es spielen andere Gründe für diese Art der Uniformierung eine Rolle. Verstehen kann ich diese nicht.
Und zu guter Letzt eben die Museumsbetreiber, die sich sowas scheinbar unkommentiert vorsetzen lassen.

Ich denke das sind etliche Fragen, die von den entsprechend Verantwortlichen geklärt werden müssen. Sonst bleibt der Skandal. Eben nicht, „das“ zwei mutmaßliche Nazis eine Keltenausstellung bewachen, sondern das zwei mutmaßliche Nazis sich so in dem Museum mit den für die Naziideologie so hochgehaltenen Keltenmythos präsentieren konnten.

Links

– Frankfurter Neue Presse: „NPD-Skandal um Keltenfürst“
– Handelsblatt: NPD-Mitglieder als Wachmänner im Keltenmuseum
– SpiegelOnline: Einweihung von Kelten-Museum – Wachmänner als Neonazis enttarnt

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