Ein Baum fällt – Lichtenhagen und ein wenig mehr

Die Empörung ist groß. Die „Linken“ haben die „Friedenseiche“ gefällt.
Über die Aktion des Absägens will ich hier nicht Sprechen. Auch nicht darüber, wer schlimmer ist, die „Linken“ oder die „Rechten“.
Beides ist Schwachsinnig in meinen Augen.

Den Baum ausbuddeln und wo anders wieder einbuddeln und dann noch eine Alternative statt dessen einpflanzen, das wäre es gewesen. So nur ein dummer Kindergartenstreich.
Da hilft es auch nicht, wenn man die Aktion als solches noch so schlüssig in seinen engen Pfad der zugelassenen Argumente Begründet.

Die Eiche in der Geschichte

Die Eiche an sich hat eine Bewegte Geschichte als Symbol hinter sich. Er ist der Baum der Druiden, bei den Germanen der Baum des Gottes Thor, wie auch bei den Kelten dem Wettergott zugeordnet.
Der Begriff „Friedenseiche“ ist dagegen eher Irreführend. Neben der Bezeichnung für den Richtplatz, also dem Platz im Dorf, wo der Richter tagt, ist der Begriff „Friedenseiche“ vor allem als Gedenkpflanzung wegen dem Deutsch-Französischen Krieg 1870–1871 geprägt. Also ein Symbol für ein Kriegsende.
Im Dritten Reich, mit seiner Vereinnahmung von alten Riten wurde der „Gottesbaum“ Eiche zur „Hitlereiche“ und viele der heute noch in Zentraler Stelle eines Ortes stehenden Eichen wurden in der Zeit von Hitlers Machtübernahme gepflanzt.
Bei Militär sind teile des Eichenlaubs und der Eichenfrucht als Symbole vorhanden.
Das ist natürlich nur ein kleiner, unvollständiger und auf Deutschland bezogener Ausschnitt der Eiche als Symbolbaum in der Geschichte.

Man kann sagen, dass dem Baum überwiegend aggressive und machterhaltende Symbolik zugesprochen wurde.

Resümee
Die Eiche in Lichtenhagen wurde als Symbol gepflanzt und so muss sich dieses Symbol auch in seiner Symbolischen Bedeutung messen lassen. Unter diesen Gesichtspunkt ist dieser Baum eindeutig eine falsche Auswahl gewesen. Zum einen als Baum von Wettergöttern, die Blitz und Donner brachten als Gedenkbaum für einen Ort der für Brandsätze gegen Ausländer steht? Dann die irreführende Bezeichnung „Friedenseiche“ für eine auf der einen Seite Rechtsprechung, die den Absolutismus der Monarchie erhalten und Stärken sollte, bzw. später unter gleichen Namen als Erinnerung für eine gewalttätige Zeit eines Krieges und den eigenen Sieg.
Die nationalsozialistische Geschichte der Eiche als „Symbol“ ist dabei die größte Fehlleistung bei dieser „Symbolhandlung“.

Das bei den Feierlichkeiten ein Mensch (Gauck) als Redner sprechen durfte, der Sarrazin als mutigen Menschen und der die „bestehenden Probleme“ anspricht (also auch die angebliche Überbevölkerung), der Menschen, die den islamische Glauben haben als nicht zu Deutschland gehörend bezeichnet hat, ist ebenso ein Fehler.

Aber nicht das Symbol ist der Fehler, sonst müssten wir in vielen älteren, vor allem religiös benutzten Gebäuden einiges an Hakenkreuzen entfernen. Früher durchaus auch ein Zeichen von Thor, in der Vereinnahmung nicht nur in alten Nazibauten und Symbolen zu finden. in vielen Kirchen und auch Synagogen findet man dieses seit der Frühgeschichte bekannte Symbol. Das ist auch gut so, da es die Verlogenheit der arischen Behauptungen aufdeckt. Trotzdem wäre es fatal und falsch dieses Zeichen heute als Symbol zu verwenden. Ebenso verhält es sich in meinen Augen bei der Eiche. Als Baum und ein Stück Natur etwas sehr schönes. Als Symbol ungeeignet.

Wie heißt es da aber so schön, nicht das Schlechte, sondern der Bote wird angefeindet. So auch hier. Statt sich mit denen zu Beschäftigen, die diesen Baum als Symbol dort eingepflanzt haben, wird der Baum (sozusagen als unschuldiger Bote) angegriffen. Auch dies hat durchaus eine negative Tradition. In der Antike gab es immer wieder Gruppen, die Überbringer von negativen Ereignissen (Nachrichten) bestraft haben (meist durch Tötung).
So hat diese Gruppe sich also hier auch ein Vorbild an eine äußerst negative Tradition genommen. Sie stellt sich damit auf die gleiche Ebene wie diejenigen, dessen Vorwurf Ihre Aktion gilt.

Dann liest man von den „Linken“, die Verantwortlich für diese Aktion seien. Von den „Antifaschisten“ ist die Rede. Nun ich bin auch „gegen Faschismus“. Also „Anti Faschismus“. Trotzdem habe ich nie deswegen aktiv Gewalt ausgeübt. Ja ich habe passive Gewalt, wie es in Deutschland so schön heißt gegen Faschismus ausgeübt. Ich habe mich Hingesetzt und so einen Teil eines Weges blockiert, ich habe gegen Faschismus demonstriert. Und noch mehr habe ich mich gerade in letzter Zeit mit dem Mittel des Wortes gegen den Faschismus gewandt. Bin ich deswegen auch einer dieser Täter? Bin ich als Gegner des Faschismus automatisch ein Linker, ein Radikaler?
Liest man viele Artikel und noch mehr die Kommentare, dann kann einem dieser Eindruck entstehen.
Ein Grüner Kommunalpolitiker hat mich mal bezichtigt, ich hätte Menschen, die einige Hundert kilometer entfernt wohnten aufgehetzt zu haben. Das zu Zeiten vor Handy und Internet. Und vor allem, bevor ich von dieser Aktion, in die er Involviert war überhaupt gewusst hatte. Das Beste war, dass die Aktionsteilnehmer den Leuten, die ein paar Tage vor dieser Aktion in Köln waren dies dann vorgeworfen haben, das ich diese aufgewiegelt hätte (auch mal ein schöner Bericht für ein Classics). Ähnlich verquere Ansichten sehe ich hier auch, wenn es um „Die Täter“ geht.

Erst die Tage habe ich ein schönes Beispiel solcher Gedankengänge gefunden.
Ausgerechnet in dem Springer-Format „Welt-Online“ kann man folgenden Titel und Untertitel lesen:

Autobrände nehmen wieder zu
Diesmal offenbar Linksautonome gezielt am Werk

(Quelle: Welt Online – Autobrände nehmen wieder zu)

Aha, also „Linksautonome“ sind schuld? Wie kommt man darauf?
Nun in dem Artikel heißt es, das die Polizei „von politisch motivierten Taten“ ausgehe und der „Staatsschutz“ ermittelt. Mal davon abgesehen, dass es keine Institution „Staatsschutz“ in Deutschland gibt, die ermitteln kann, ist doch die Frage interessant, wie man darauf kommt, dass diese Taten „politisch“ sind.
Dazu heißt es in dem Artikel dann wie folgt:

Das betroffene Unternehmen passt als Anschlagsziel in das Schema der linksautonomen Szene. Der Konzern ist Hersteller von Schiffsdieselmotoren, Schiffspropellern und Kraftwerken. „Wir gehen daher auch in diesem Fall von einer politisch motivierten Tat aus“, so Schöpflin. (Anm.: Hauptkommisar)

(Quelle: Welt Online – Autobrände nehmen wieder zu)

Aha, es passt also alles so schön, deswegen ist auch klar, dass es politisch motivierte Brandanschläge waren.
Das erinnert mich daran, dass es ebenso die ermittelnden Beamten des „Staatsschutzes“ (um mal diesen Ausdruck zu verwenden) waren, die die Morde an acht ausländischen Mitbürgern über Jahre als innerethnische Konflikte einer kriminellen Vereinigung („türkische Mafia“) eingestuft haben. Selbst als sich die Hinweise, das es doch ganz anders sein könnte mehrten, blieb man bei dieser Version.
Welchen „politischen Hintergrund“ der als Tatverdächtig festgenommene 23jährige hat, darüber schweigt man. Warum? Passt es nicht in das Bild des gewünschten Täterprofils?

Dieser Beitrag wurde unter Gesellschaft, Kultur, Politik, Recht abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.