An Christian Wulff: Heul doch!

Die Meldungen gehen durch alle Zeitungen, selbst das Handelsblatt berichtet darüber.
Die Wulffs haben sich getrennt!

Das interessiert mich eigentlich nicht, auch wenn ich dies selbst hier im Blog schon vor längerem voraus gesagt habe.
Lustig finde ich mal wieder die Kommentare.
Auf der einen Seite, diejenigen, die ihre Häme und ihren Frust freien Lauf lassen. Auf der anderen Seite die ewigen „jetzt ist aber mal gut“-Schreiber.

Die einen produzieren da zum Teil Plattitüden in Ihren Kommentaren rein, die einen in das finsterste Mittelalter oder einem Parteitag der CSU versetzt fühlen lässt.

Zum einen „typisch Frau“ (sozusagen als ständige Hure, die Zuneigung gegen Vorteile/Geld erbringt oder eben auch nicht) oder andersherum „typisch Mann“ (also dem schwanzgesteuerten, dessen Hirn beim Anblick einer jungen Frau das Blut zum denken fehlt). Das reiht sich nahtlos in die Vorurteile des „nicht-Einparkenkönnen“, angeblichen „Multitasking“ Fähigkeiten, bzw. das Fehlen selbiger, usw. ein. Was und warum diese Ehe auseinander gegangen ist, ist in der Situation dieser Beiden Individuen zu suchen und nicht in einem angeblich spezifischen Verhalten.

Auf der anderen Seite die, die wollen, das der „arme Mann“ doch mal in Ruhe gelassen wird. Ja, sogar Verschwörungs-Phantasien werden wieder hoch geholt.

In der „Causa Wulff“ ist einfach fest zu halten, dass es Wulff selbst war, der über seine eigenen Ansprüche gestolpert ist. Ähnlich wie Niebel (der als „Überflüssigkeitsminister Teppiche transportieren lässt) hat dieser seine früheren angeblichen Ansprüche ganz schnell vergessen, als es um eigene Vorteile ging. Der eine übernimmt das Ministeramt eines Ministeriums, das er selbst als völlig Überflüssig ansieht und erhascht damit etliche Vorteile, bis hin zu seinen zukünftigen Ruhegeldern. Auf der anderen Seite ein Wulff, der die hohen Ansprüche an Dritte für sich selbst nicht ansetzt und auch nicht angesetzt haben will.
Dies ist der Umstand, warum er nicht mehr das Vertrauen der Bevölkerung hatte und nicht ob die Verfehlungen juristisch von belang sind oder nicht.
Das die Presse dies aufgedeckt hat, ist nicht verwerflich. Verwerflich ist eher, dass sich die gesamte Presse von dem Springer-Verlag abhängig gemacht hat. Und das man manch andere Ungereimtheiten (anderer Politiker) nicht diesen Stellenwert gibt.
Nach dem Sturz von Wulff, wurde, so jedenfalls mein subjektiver Eindruck über Wulff nur noch im Rahmen der Ermittlungen und dem Ehrensold geschrieben. Dies ist legitim, da ja auch Christian Wulff zum „Ehrensold“ und vor allem zur Höhe und Dauer eine ganz konkrete Meinung vertreten hatte, die er nun in markanter weise selbst missachtet.
Es ist nicht nur der „Ehrensold“, es sind vor allem die Vergünstigungen, auf die dieser Mensch mit Nachdruck beharrte (Von Fahrbereitschaft bis zum Büro mit Maximalausstattung). Alle weiteren journalistischen Beachtungen sind von den Wulffs selbst inszeniert worden. Sei es der erste „öffentliche Auftritt“ nach der Amtsniederlegung bei der Stiftung von Peter Maffay oder das Buch von Bettina Wulff. Sie war es, die das private in die Öffentlichkeit geschoben hat, ganz von sich aus.
So ist auch die jetzige „Trennung“ nicht einfach vollzogen worden. Es ist ja eindeutig keine Entscheidung von heute auf morgen gewesen. Christian Wulff hat ja ganz offensichtlich bereits eine eigene (Miet-) Wohnung in Hannover und der Termin für die „Trennungsvereinbarung“ stand auch schon fest. Es war also alles schon lägst in trockenen Tüchern und allein eine ganz private Sache von den beiden. Warum also eine „Presseerklärung“ durch den Anwalt von Wulff?

Darüber kann man nun natürlich spekulieren. So wunderte es mich, wie oft in den Artikeln der diversen Zeitungen das Buch von Bettina Wulff ständig erwähnen? Die Statistik bei Amazon (das ist das Einzige, was recht Zeitnah eine Entwicklung aufzeigt) weist für den 7.1. einen um das mehrfache erhöhten Verkauf Ihres Buches zu dem Durchschnitt, das sich auch trotz Weihnachten bei ca. 3 Bücher je Tag eingependelt hatte.
Selbst die Trennung wird zum PR-Spektakel, nicht auf Initiative der Presse, sondern von Seiten der Wulffs. Eine Trennungsvereinbarung und scheinbar keine Scheidung? Das bedeutet, dass Bettina Wulff beim Tot von Christian Wulff bis zu ihrem Lebensende eine nicht gerade geringe Menge Geld bekommt. Auch das mutet sich -wenn es mit der Trennungsvereinbarung so ist, das die Ehe nicht geschieden wird- recht merkwürdig und fördert bestimmt nicht das Vertrauen der Beiden in der Bevölkerung.

Nun einige meinen das Wulff gezielt gecancelt wurde, weil er sich gegen den ESM gestellt hat.
Das kann durchaus ein Beweggrund sein, das die beiden Machtfrauen in Bundesregierung und Springer-Verlag zu solch einem Schritt bewogen haben. Aber es war immer noch Wulff selbst, der die Grundlagen dazu geschaffen hat. Es war Wulff, der wusste warum Herzog abgedankt hat. Es war immer noch Wulff, der sich vor allem mit großen Worten und gegenteiligen Taten hervorgetan hat. Er müsste ja nach eigenen Aussagen in seinen letzten Jahren vor Schmerz geschrien haben. Statt dessen hat er jeden eigenen Vorteil für sich genutzt, bis zum heutigen Tag.

Er hat jede Möglichkeit, seinen Weg zu ändern verpasst. Angefangen, das er selbst jeden Vorwurf (dabei ist die juristische Seite erst einmal egal) nur so weit zugegeben hat, wie diese Ihm konkret nachweisbar war. Alle seine Entlastungen sind nicht nachprüfbar/belegt (Barerstattungen in mehrfachen Fällen) und in diesen „Kreisen“ eigentlich untypisch (außer bei Steuervergehen).
Dann dankt er ab. Statt nun die Möglichkeit zu nutzen und seine Glaubwürdigkeit und Sympathien beim Volk wieder zu erhöhen, rafft er alles was er bekommen kann.
Welche Möglichkeiten hätten Ihm offen gestanden, wenn er auf den Ehrensold verzichtet hätte.
Wie es rechtlich aussieht weiß ich nicht, aber ich könnte mir denken, dass Ihm immer noch das Übergangsgeld aus seiner Ministerpräsidentenzeit zustand. Somit wäre die direkte und erste Phase seines Lebens nach der Amtsniederlegung gesichert. Zudem sollte nach einem Jahr, bei diesem Gehalt (und gibt es da nicht auch noch eine Übergangszeit?) eine gewisse Rücklage entstanden sein, da die meisten Aufwendungen während der Amtszeit durch den Staat übernommen wird, wie z.B. die ganzen „mildtätigen“ Ausgaben des Bundespräsidenten (so kann man natürlich gut „sozial Engagiert“ sein).
Mit solch einem Zeichen hätte er viel für seine eigene Position tun können und würde im Volk nicht als „der“ Gierhals dastehen wie es jetzt der Fall ist. Und er hätte nicht mal lange durchhalten müssen.
Man kann ja mal kurz Rechnen.
Christian Wulff war 16 Jahre lang Mitglied des Niedersächsischen Landtages. Wer mindestens 3 Jahre Mitglied des Landtages war hat Anspruch auf ein Ruhegeld. Dies berechnet sich lt. Gesetz über die Rechtsverhältnisse der Mitglieder der Landesregierung (Ministergesetz), § 13 in diesem Fall auf rund 54% der Bezüge bei der Landesregierung. Diese sind aktuell berechnet nach §9 derzeit rund 14.000 Euro monatlich (genau 14.007,17). Ruhegelder werden ab dem 60. Lebensjahr (davor „ruht“ die Zahlung) bezahlt bei einer Mandatszeit bis zu 8 Jahren. Mit jedem Jahr darüber verringert sich die Frist um ein Jahr, aber frühestens mit dem 55. Lebensjahr.
Bei Christian Wulff bedeutet dies, das er bei 16 Jahren Landesparlament-Mitgliedschaft rein theoretisch mit 60 minus 8 Jahren seinen Ruhesold bekommen würde, also mit 52. Da die Grenze bei 55 Jahren liegt dann eben doch „erst“ mit dem 55. Lebensjahr. Das bedeutet Konkret, er würde zum Juni 2014 sein Ruhegeld aus seiner Mitgliedschaft im Niedersächsischen Landtag bekommen.
Dies würde derzeit 6.858 Euro monatlich betragen, rund 82.300 Euro im Jahr. Er hätte also „nur 2 1/2 Jahre“ überbrücken müssen, um ein sattes Ruhegeld einstreichen zu können. Und ich denke Mitte 2014 hätte danach dann kein Hahn mehr gekräht. Vor allem wäre dies nicht entgegen seinem eigenen Leistungsanspruch gestanden, im Gegensatz zu seiner jetzigen Situation.
Derzeit (eigentlich bis zu seinem Tot) muss er sich vorwerfen lassen, das er genau das macht, was er selbst als Unmoralisch bewertet hat. Er selbst hat „nichtjuristische“ Bewertungen bei Anderen in dem Amt des Bundespräsidenten geknüpft. Und daran muss er sich auch selbst bewerten lassen.

Linkd gibt es nicht, da die aktuellen nur um die Privatsache der Wulffs geht, ich aber eher die „Öffentlichkeitsgeilheit“ der Wulffs hier als Thema sehe.

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