Ich habe nie eine Hehl daraus gemacht, das meine rechtschreiberischen Fähigkeiten eher bescheiden sind. Bei vielem hilft mir die Rechtschreibprüfung, aber ich stehe mir als leichter Legastheniker oft selbst im Weg. Wer selbst an eine Legasthenie leidet, weiß was ich meine. Diejenigen, die eine Legasthenie aus praktischen Gründen behaupten würden es auch bei genauer Erläuterung nicht verstehen (ich hab’s schon zu oft versucht zu erläutern). Und diejenigen, die die Schwäche zur Herabsetzung des Inhaltes benutzen, denen ist sowieso nicht zu helfen.
Dann gibt es noch die Menschen, die beim Lesen sozusagen schmerzhaft an den Fehlern hängen bleiben. Die tun mir persönlich Leid, weil ich kenne das auch, wenn man etwas mitbekommt, das einem zwar eigentlich nicht persönlich betrifft, aber man unfassbar mitleidet ob der Begebenheit. Als Erklärung kann man nur sagen, das es einem Legastheniker nicht egal ist ob er Fehler macht, er kann nur teilweise nicht anders.
So kennt ein Bekannter von mir ebenso wie ich das Sprichwort (Eselsbrücke) „wer nämlich mit h schreibt ist dämlich“. Er hat aber ebenso wie ich früher sowohl nämlich, wie auch dämlich mit „h“ geschrieben. Ich habe es geschafft mir diese Eselsbrücke zu verinnerlichen und auch zu akzeptieren. Mein Bekannter schreibt trotzdem (man möchte fast sagen „besserem Wissen“) in 99 % der Fälle beide Worte eben mit „h“. Darauf angesprochen ist ihm das ebenso peinlich, wie es mir früher war. Bei anderen Schreibfehlern, vor allem in der Grammatik bin ich immer noch blockiert (das trifft wohl den Zustand an ehesten).
Jetzt ist aus der Open-Source-Gemeinde ein neues Tool gekommen, das nicht nur Schreibfehler einzelner Wörter mit der eigenen Datenbank abgleicht (also das was die Rechtschreibprüfung von Office-Programmen oder Editoren macht), sondern auch die Grammatik der Sätze überprüft.
Auf der Konferenz „FOSDEM“, einen Treffen der Open-Source-Gemeinde wurde dieses Tool vorgestellt.
Dabei wurde, wie Heise schreibt „reißerisch“ von über eine Millionen Grammatikfehler beim englischen Wikipedia gesprochen. Auf diese Zahl kam man, nachdem man bei 20.000 Artikeln ca. 37.000 angezeigte vermeintliche Fehler durch das Programm gefunden hatte. Bei 200 ausgewerteten Fehlern kam man dann auf 29 tatsächliche Fehler. Diese Fehlerquote hat man dann auf das englische Wikipedia hoch gerechnet.
Man könnte sagen, es ist eine recht hohe Fehlerquote. Auch halte ich den Titel „FOSDEM: Grammatik-Korrektur für Wikipedia“ auf heise.de ebenso falsch, wie auf der Seite selbst der Header mit dem Titel „LanguageTool-Regeln und Wikipedia-Prüfungen“.
Es handelt sich um ein Tool zur Textprüfung und nicht speziell für Wikipedia. Ich habe es mal für einen älteren Text von mir getestet und es wurden über hundert vermeintliche Fehler entdeckt. Schon beim ersten überfliegen der Textprüfung fand ich viele falsche vermeintliche Fehler. Aber der erste Fehler, der angezeigt wurde war (Netterweise) bereits ein wirklicher Fehler. Das schöne dabei ist, das die Software bei den Fehlern auch einen Link zu der Regel aufzeigt.
Bei mir war dieser beispielhaft erwähnte Fehler so beschrieben:
Bitte prüfen Sie, ob Betrachten hier als substantiviertes Verb gebraucht wird und dementsprechend großgeschrieben werden muss. [Regel anzeigen]
(Quelle: Fehlermeldungen meines Versuches)
Unter dieser Meldung war dann der Textabschnitt mit Hervorhebung des Fehlers. Dies ist etwas, das eine Rechtschreibprüfung nicht anzeigt. Ich habe es sowohl mit dem Editor (und der integrierten Rechtschreibprüfung) für diesen Blog, wie auch mit der Rechtschreibprüfung von LibreOffice überprüft.
Die folgenden Meldungen waren dagegen nur vermeintliche Fehler. Beispielhaft ist diese Meldung:
Möglicher Rechtschreibfehler gefunden [Regel anzeigen]
(Quelle: Fehlermeldungen meines Versuches)
Hier werden oft eingebürgerte Wörter (viele englischsprachige Wörter) angezeigt, die wohl in der Spracheinstellung „German“ nicht enthalten sind.
Weiter kennen wir alle, das z. B. Anführungszeichen beim direkten Schreiben im Browser nicht am Anfang unten und am Ende oben dargestellt werden sondern so: „Beispiel“.
Dies hat die Prüfung ebenfalls bemängelt:
Wollen Sie statt des Ersatzzeichens („) ein typografisches Anführungszeichen („ “, » «) oder das Sekunden-/Zollzeichen (″) verwenden? [Regel anzeigen]
(Quelle: Fehlermeldungen meines Versuches)
Dies dürfte für den Normalgebrauch etwas zu weit gehen und ich habe dies dann auch in meinem Versuchstext ignoriert. Um die Anführungsstriche korrekt zu schreiben: „Beispiel“, statt „Beispiel“
oder womöglich noch zu beachten, das man bei „Zoll“-Angaben oder Sekunden-Angaben 7″ schreibt dürfte für einen informativen Text etwas zu weit gehen.
Dies würde bedeuten, das man sich eine Sammlung von Sonderzeichen-Codes vorhält, wie für diese Beispiele hier, die Codes:
- & b d q u o ; für „ (Anführungsstriche unten)
- & l d q u o ; für “ (Anführungsstriche oben)
- & P r i m e ; für ″ (Zoll- oder Sekunden-Zeichen)
(Die Codes ohne die Leerzeichen)
So ist dieses Tool für eine Überprüfung aller Texte noch zu ungenau. Egal ob es z. B. die Texte in meinem Blog oder alle Wikipedia-Texte sind. Die Falschmeldung ist für solch eine globale Überprüfung doch zu hoch, so das der Zeitaufwand enorm ist, die Meldungen alle zu überprüfen.
Ich halte das Tool aber trotzdem für eine Bereicherung. Zum einen will das Projekt mit Hilfe der Nutzer die Trefferquote noch verbessern und es spricht nichts dagegen dieses Tool für zukünftige Texte zu benutzen.
Neben einer Textprüfung Online (alternativ: LanguageTool Textprüfung) gibt es die Möglichkeit sich die Prüfung für LibreOffice/OpenOffice, FireFox und als „stand-alone“-Tool herunterzuladen. Während man die Tools für LibreOffice/OpenOffice und der „Stand-Alone“-Version direkt von der Hompage des Projektes herunter laden kann, findet man das AddOn für Firefox auf der offiziellen Seite von Mozilla: LanguageToolFx – Stil- und Grammatikprüfung 0.5.
Ich habe den vorherigen Text nun mit dem Tool überprüft. Ich muss sagen, das mich die Einstellung in FireFox derzeit noch etwas suspekt ist. Der Fehlerbericht wurde rechts in einem kleinen Fenster gezeigt. Sobald ich im Text die Stelle suchte, verschwand das Fenster. Recht nervig. Man muss etwas probieren, bis man heraus hat, das man auf den Pfeil klicken muss, um den Text fest als „Sidebar“ links neben dem offenen Fenster zu bekommen. Dort verschwindet der Fehlerbericht dann auch bei der Korrekturüberprüfung nicht. Schade, das die vermeintlichen Fehler nicht auch direkt im Editor der Blogsoftware gezeigt wird, wie z. B. in der Stand-Alone-Version.
Als Stand-Alone-Tool war das im ersten Versuch schon angenehmer. Vermeintliche Schreibfehler werden mit einer roten und vermeintliche grammatische Fehler mit einer blauen wellenförmigen Linie unterstrichen. Recht angenehm. Gewöhnungsbedürftig dabei ist, das man den Text zwar Markieren kann, aber nicht wie gewohnt per Rechtsklick kopieren kann. So das man über den Menüpunkt Editieren -> Kopieren gehen muss.
Ebenso ist die Onlineversion des Tools auch sehr schön. Man wird mit 2 Farben durch Hervorhebung (ähnlich dem Textmarker) auf unterschiedliche mögliche Fehler hingewiesen, was recht angenehm ist. Rot für mögliche Rechtschreibfehler und gelb für mögliche Grammatikfehler. Man muss sich nur daran gewöhnen, das die Korrekturinfo/-auswahl nicht wie sonst mit rechter Maustaste, sondern mit der linken Maustaste funktioniert.
Beim Add-On für FireFox ist noch positiv zu bemerken, das man auch nur einen Teil des Textes (also einen „ausgewählten Text) prüfen lassen kann. Was sich bei Updates als hilfreich erweisen kann, da man dann nur den neuen Text und nicht alles nochmal prüfen lassen kann und so vermeintliche, aber nicht vorhandene Fehler nochmals aufgelistet bekommt.
Ich werde mich auf jeden Fall mit dem Tool in seinen verschiedenen Versionen auseinandersetzen und mir über einen längeren Zeitraum ein Bild davon machen. Es gibt dort bestimmt einiges zu verbessern, aber ich denke es ist ein gutes und Unterstützungswertes Projekt.
Links:
- heise.de: FOSDEM: Grammatik-Korrektur für Wikipedia
- LanguageTool.org: LT – Hauptseite [deutsch] inkl. einem Textprüfungsfenster
- LanguageTool.org: alternative Online-Textprüfung des Projekts (wenn die obige Prüfung nicht auf dem Browser läuft)
- Mozilla Foundation: Add-On LanguageTool für FireFox