Gestern habe ich meine Gefühle und auch die Wut, die mich bei dem Thema Kindesmisshandlungen, gleich welcher Art befallen niedergeschrieben.
Es ist ein diskussionsreicher Abend geworden.
Noch am Nachmittag habe ich den Titel von Ursprünglich „Ostern – Erneuerung, der Wechsel, der Neuanfang und die verpasste Chance – Kindesmissbrauch und keine Reue?“ in „Ostern – Erneuerung, der Wechsel, der Neuanfang und die verpasste Chance – Kindesmissbrauch und -misshandlungen und keine Reue?“ geändert. Wie jemand mir richtig sagte, ist es ǵefährlich Missbrauch und Misshandlung als eines zu sehen.
In dem Ergebnis mit der Behandlung von Missbrauch- und Misshandlungsvorwürfen sieht man dagegen eine Linie. Es wird nur das zugegeben, was man nicht mehr Leugnen kann. Notfalls werden vorher die Opfer diffamiert. Es wird auch nicht davor zurück geschreckt denjenigen, die solche Vorwürfe äußern die Wahrnehmung abzusprechen. Vorsichtshalber wird dann auch noch der Gesellschaft die Schuld zugeschoben (siehe die Reaktionen des Funktionärs Mixa).
Worum geht es hier?
Hier geht es nicht um die Befindlichkeiten eines Ratzinger, Mixa oder Pädagogen. Oder um die Zeiten, zu dem die Züchtigungen und Missbräuche getätigt wurde. Es geht darum, was diese Taten bei den Opfern verursacht haben. Den Mord an Seelen, die sich auf Grund der Situation, wie Alter, Gemeinschaft auf engstem Raum, der Allmacht der Lehrer, Pädagogen, Kleriker diesen Misshandlungen und Missbräuchen ungeschützt und wehrlos gegenüber standen.
Es geht nicht um die Väterliche Ohrfeige, weil eine Scheibe kaputt gegangen ist, oder man beim Klauen des nachbarlichen Obstes erwischt wurde. Es geht um das systematische Ausüben von Macht, ohne die Frage von wirklicher Schuld! Es geht um exzessive und unkontrollierte Gewalt. Es geht um das Vermitteln von Macht über andere Menschen, die Lust diese diese Macht fühlen zu lassen. Es geht um die Anmaßung sich über andere Menschen zu stellen und dessen Bedürfnisse und dessen Willen zu missachten.
Machen wir uns nichts vor. Die meisten Misshandlungen und Missbräuche finden im familiären, bzw. erweiterten familiären Umfeld statt.
Wie ist nun die Wirkung der nun in die Presse geratenen „Vorbilder“ auf diese noch mehr im Verborgenen sitzenden Täter und dessen Unrechtsbewusstsein?
Ich würde sagen diese ist Verheerend!
Welche Wirkung wird dieses Signal dieser „Vorbilder“ auf die Opfer sein?
Ich würde sagen ebenso verheerend!
Hier wird systematisch den opfern die Schuld zugeschoben. Sie werden, in Ihrer Psychisch schon schwierigen Lage noch mehr die Hoffnung auf Gerechtigkeit und inneren Frieden genommen. Die Seelen werden das zweite Mal getötet und das von den selben Tätern.
Was sagte Georg Ratzinger, nachdem das Leugnen der Gewalt nicht mehr möglich war, ebenso wie die Aussage, dass er nichts mitbekommen habe der Bruder des Täterunterdrückers mit dem jetzigen Namen Papst Benedikt XVI:
Georg Ratzinger hat eingeräumt, in seiner Zeit als Chorleiter bei den Regensburger Domspatzen Schüler geohrfeigt zu haben. Von den Prügel-Praktiken im Internat habe er zwar gehört, das Ausmaß aber nicht erkannt. Der Papstbruder bekräftigte, von sexuellem Missbrauch nichts gewusst zu haben.
Regensburg – Im Zuge der Missbrauchsvorwürfe gegen kirchliche Einrichtungen hat nun auch Papstbruder Georg Ratzinger eingeräumt, Zöglinge geohrfeigt zu haben. Der frühere Regensburger Domkapellmeister gab an, bis zum Ende der siebziger Jahre in Chorproben selbst Ohrfeigen verteilt zu haben. Doch habe er nie jemanden „grün und blau“ geschlagen, sagte er der „Passauer Neuen Presse“.
Zur Begründung seiner damaligen Verhaltensweise sagte der langjährige Chorleiter: „Früher waren Ohrfeigen einfach die Reaktionsweise auf Verfehlungen oder bewusste Leistungsverweigerung.“
(Quelle: Spiegel Online – „Papstbruder Ratzinger verteilte Ohrfeigen bei Chorproben“)
Dieser arrogante Machtmensch maßt sich also an, in einer Chorprobe entscheiden zu können, wer eine Verfehlung gemacht hat oder wer „bewusst“ die Leistung verweigert!
Ein Klassenkamerad in der Nachbarschaft stand immer unter Leistungsdruck. Sein Vater akzeptierte keine schlechte Leistung, wobei er die Maßstäbe für gute Leistung setzte. Ich habe viel mit Ihm Mathe geübt. Er konnte es eigentlich, trotzdem waren seine Klassenarbeiten immer schlecht, die Folge Bestrafung und noch mehr Angst vor dem Versagen. Und die Noten wurden schlechter.
Wie kommt ein Mensch dazu, zu entscheiden, das ein anderer Mensch bewusst eine von Ihm verordnetes Leistungsziel verweigert?
Georg Ratzinger: Pädagogik 6 – setzen und den Rohrstock erwarten!
Die Perversion dieser Aussage folgt noch:
Auch Ratzinger selbst, der von 1964 bis 1994 Domkapellmeister in Regensburg war, habe „am Anfang wiederholt Ohrfeigen ausgeteilt, aber eigentlich immer ein schlechtes Gewissen dabei gehabt“.
(Quelle: Bild.de – „Papst-Bruder Georg Ratzinger bittet um Verzeihung“)
Doch sei er froh gewesen, als zu Anfang der achtziger Jahre körperliche Züchtigungen vom Gesetzgeber verboten wurden. „Daran habe ich mich striktissime gehalten, und ich war innerlich erleichtert“, so Ratzinger.
(Quelle: Spiegel Online – „Papstbruder Ratzinger verteilte Ohrfeigen bei Chorproben“)
Also ist es so, das Georg Ratzinger nicht in der Lage ist selbstständig zu entscheiden, was Richtig und was Falsch ist! Das hat er dort zugegeben und er braucht Anweisungen von einem übergeordneten Entscheidungsorgan. Das bedeutet, das er nicht fähig ist, für sich zu entscheiden, was Richtig oder Falsch ist. Somit hat man diesen Mensch umgehend von jedem Posten zu entfernen, wo er einen Einfluss auf andere Menschen hat. Soll er in ein Kloster gehen und dort in seiner Unmündigkeit in einer der dortigen Zellen als Eremit dahinvegetieren.
Der Bischof Mixa bezeichnet die Menschen die es gewagt haben, in die Öffentlichkeit zu gehen und unabhängig voneinander in eidesstattlichen Erklärungen über Misshandlungen durch Ihn berichten, als Lügner zu bezeichnen.
Der Kreis der ehemaligen Heimkinder, die dem Augsburger Bischof Walter Mixa körperliche Züchtigung vorwerfen, wird größer. Jutta Stadler aus Pfaffenhofen bestätigt die in der Süddeutschen Zeitung vom Mittwoch veröffentlichten Beschuldigungen und schreibt in einer eidesstattlichen Versicherung: „Er hat mir mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen.“ Der SZ liegen damit sechs eidesstattliche Erklärungen vor, in denen berichtet wird, dass Walter Mixa in seiner Zeit als Stadtpfarrer Heimkinder in Schrobenhausen geschlagen habe.
Jutta Stadler lebte von 1968 bis 1977 im Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef in Schrobenhausen. Die 47-Jährige legt großen Wert darauf, mit vollem Namen genannt zu werden, „damit ich dieses Thema endlich abschließen kann“. Sie berichtet davon, dass Mixa als damaliger Stadtpfarrer „öfters sein Auto“ zum Kinderheim gebracht habe. „Dieses musste dann von jeweils vier Kindern stundenlang geputzt werden“, schreibt sie. Jutta Stadler bestätigt auch brutale Übergriffe zweier Klosterschwestern, die damals als Erzieherinnen tätig waren. „Ich hatte am ganzen Körper blaue Flecken“, sagt sie. Als sie einmal ihr Essen nicht aufessen wollte, habe ihr eine Schwester die heiße Suppe „über den Kopf gegossen“.
(Quelle: Süddeutsche Zeitung – “Er hat mir mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen“)
Seit Hildegard Sedlmairs letzter Begegnung mit Walter Mixa sind bereits mehr als 30 Jahre vergangen. Dennoch bricht sie in Tränen aus, wenn sie davon erzählt. „Er hat mich am Kittel gepackt, aus dem Bett hochgerissen und mit der Faust mehrmals auf den Oberarm geschlagen.“ Sie ballt die Faust, lässt dabei den Knöchel des Mittelfingers leicht vorstehen und hebt ihre Hand: „So hat er uns geschlagen, mein Arm hatte viele blaue Flecken.“
[…]
Sedlmair ist 48 Jahre alt, und zusammen mit vier weiteren ehemaligen Bewohnern des Kinderheims wirft sie Walter Mixa vor, er habe als Stadtpfarrer von Schrobenhausen sie und andere Kinder in den siebziger und achtziger Jahren mehrmals geschlagen.
In eidesstattlichen Erklärungen, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen, berichten die ehemaligen Heimkinder von Ohrfeigen, von Fausthieben auf den Oberarm und von Schlägen auf das Gesäß mit Teppichklopfer oder Stock.
„Herr Mixa hat mir im Laufe der Jahre mindestens 50-mal die Hose heruntergezogen und mit einem Stock fünf- bis siebenmal kräftig auf das Gesäß geschlagen“, sagt Markus Tagwerk (Name geändert). Der 41-jährige Familienvater lebte von 1972 bis 1982 in dem Kinderheim. Heute arbeitet er selbst als Erzieher, „aber antiautoritär“, wie er betont.
Weil er für eine kirchliche Einrichtung arbeitet und Repressalien befürchtet, will er seinen Namen nicht in der Zeitung veröffentlichen. In seiner eidesstattlichen Erklärung schreibt er: „Einmal hat er (Mixa, Anm. d. Red.) einen Kochlöffel genommen. Dieser ist abgebrochen, dann nahm er die Hand.“ Während der Schläge soll Mixa laut Tagwerk gesagt haben: „Kind Gottes, nimm diese Strafe“, oder: „In dir ist der Satan, den werde ich dir schon austreiben.“
(Quelle: Süddeutsche Zeitung – “Warte nur, bis der Stadtpfarrer kommt“)
Und diesen Menschen, die so detailliert über Misshandlungen berichten wirft dieser Mensch Mixa vor, das sie:
Für die massiven Anschuldigungen der acht früheren Heimkinder, die ihm Schläge in seiner Zeit als Schrobenhausener Stadtpfarrer vorwerfen, lieferte Mixa eine Erklärung. Sie könnten sich, vermutete der Bischof, gar nicht mehr an ihn erinnern. „Ich erinnere mich auch nicht mehr an sie.“
(Quelle: Süddeutsche Zeitung – “Ich habe ein reines Herz“)
Was kann man daraus entnehmen?
Nun zum einen, das diejenigen die Ihm Misshandlungen vorwerfen Lügen oder eine verdrehte Wahrnehmung haben oder zum anderen, das der Bischof Mixa lügt und/oder eine verdrehte Wahrnehmung hat. Vielleicht ist für Ihn das Misshandeln von Kindern so selbstverständlich gewesen, dass er sich nicht mal mehr daran erinnert? Wer weiß es? Ich nicht. Nur die Geschichte hat bisher bewiesen, das es meistens die Kleriker waren, die die Öffentlichkeit belogen haben. Ob es diesmal anders ist?
Auch hier darf man nicht vergessen, das es sich nicht um einen Vorwurf handelt „einer Ohrfeige im Affekt“, sondern um systematische Misshandlungen.
Das schlimmste dabei ist, dass diese Menschen die Opfer derzeit täglich mit Ihrem Verhalten neu seelisch töten!
Wie pervers mit Opfern umgegangen wurde zeigt eine Entscheidung des Obersten Landgericht Bayerns:
In der Bundesrepublik Deutschland wurde die Prügelstrafe für Kinder im Jahr 1973 abgeschafft. Das Bayerische Oberste Landesgericht erklärte noch 1979, dass „im Gebiet des Freistaates Bayern ein gewohnheitsrechtliches Züchtigungsrecht“ besteht. 1980 wurde die Prügelstrafe an Schulen auch in Bayern abgeschafft.
(Quelle: Die Zeit – „Bayern prüft Misshandlungs-Vorwürfe gegen Bischof Mixa“)
Das Zeigt aber auch das Problemverdrängung und -verharmlosung kein reines Klerikales Problem ist, sondern ein Gesellschaftliches.
Von daher ist es unser aller Aufgabe als Gesellschaft, die Verantwortlichen für die Opfer in die Öffentlichkeit zu zerren und so etwas nicht zu dulden. Nur wenn die Opfer in einer solchen sicheren Gesellschaft aufgefangen werden, haben sie eine Chance das sie wieder Leben und ohne seelische Qualen leben zu können.
Lassen wir uns nicht von unreifen Menschen bevormunden, die nicht in der Lage sind Ihre eigenen Probleme in den Griff zu bekommen.
sueddeutsche.de: Frau Perner, der Augsburger Bischof Walter Mixa gibt in einem Interview der sexuellen Revolution der Sechziger Jahre eine Mitschuld an Kindesmissbrauch in katholischen Einrichtungen. Hat er damit Recht?
Rotraud Perner: Natürlich nicht. Sexuellen Missbrauch von Kindern gab es schon immer. Die sexuelle Revolution in Deutschland war bekanntlich 1968 – und hat sich nicht in katholischen Kreisen abgespielt.
[…]
sueddeutsche.de: Stimmt die Annahme, dass der Beruf des Priesters sexuell unreife Männer anzieht, die daher häufiger zu Tätern werden?
Perner: In dem Alter, in dem die Männer ins Priesterseminar kommen, sind sie sexuell unreif – wie wir alle. Dann wird versucht, sie von Versuchungen „reinzuhalten“, weswegen sie in einer vorpubertären Phase stecken bleiben. Sie müssten sich aber mit ihrer Sexualität – auch mit den Schattenseiten – auseinandersetzen und lernen, sie zu beherrschen. Ich sage bewusst „beherrschen“, nicht unterdrücken. Das funktioniert nicht.
(Quelle: Süddeutsche Zeitung – “Die Täter sind sexuell unreif“)
Wie sagte ein Freund von mir, seines Zeichen Psychologe mal zu mir:
Wer nicht bereit ist seine Fehler zu erkennen, den können wir auch nicht Helfen, seine Probleme nachhaltig zu begegnen, dran zu arbeiten und Lösungen zu finden.
Solange aber die Opfer nicht wirksam vor den Tätern und deren Häme geschützt werden, solange kann weder den Opfern richtig geholfen werden, noch gibt es eine Chance für den einen oder anderen Täter! Und so lange ist es unsere Aufgabe die Opfern kompromisslos vor mögliche Täter zu schützen.
Links:
– Spiegel Online: „Papstbruder Ratzinger verteilte Ohrfeigen bei Chorproben“
– Bild.de: „Papst-Bruder Georg Ratzinger bittet um Verzeihung“
– Süddeutsche Zeitung
— “Er hat mir mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen“
— “Warte nur, bis der Stadtpfarrer kommt“
— “Ich habe ein reines Herz“
— “Die Täter sind sexuell unreif“
— ‚Ich gehe nicht zu Mixa, ich gehe zu Gott“
– Die Zeit: „Bayern prüft Misshandlungs-Vorwürfe gegen Bischof Mixa“
– Bürgerstimme.com: „Missbrauch – doch die Masse schweigt“
– Ich bin Terrorist:
— Ostern – Erneuerung, der Wechsel, der Neuanfang und die verpasste Chance – Kindesmissbrauch und -misshandlungen und keine Reue?
— Karfreitag – die katholische Kirche und die toten Seelen