Wie es in der Pressemitteilung der Universität Beyreuth (PDF 64KB) heißt, hat Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg „vorsätzlich getäuscht“.
Die Pressemitteilung ist nur das Ende, in dem die Universität Beyreuth versucht, die formale Ebene der ganzen Situation einen Abschluss zu bereiten.
Das Guttenberg gelogen hatte und immer nur das Zugab, was er nicht mehr leugnen konnte ist das Eine. Das er wirklich Unschuldig ist und das Ganze nur auf „Missverständnisse“ beruht glaubten Ihm wohl nur die verblendetsten Anhänger. Selbst die meisten Guttenberg-Fans argumentierten mit der angeblichen Belanglosigkeit des Doktortitels und der Tat.
Aber selbst, wenn man die Tat als solches mal Ausblendet, so ist die Frage nach dem Charakter dieses Menschen und seiner tatsächlichen Wahrheitsliebe?
Ich verzichte auf die Chronik der Salamitaktik des Herrn Guttenberg. Die ist hinlänglich bekannt.
Aber selbst in dieser Phase hat er die Menschen im Land belogen. Wie war das noch, als es um die Doktorarbeit und der Universität Beyreuth ging?
Guttenberg unterstrich, dass er zu seiner Dissertation nun nur noch mit der Universität kommunizieren wolle. Er werde die Überprüfung seiner Doktorarbeit aktiv unterstützen.
[…]
Er werde bei der Gewichtung der Fehler in der Dissertation durch die Universität Bayreuth aktiv mithelfen, sagte Guttenberg.
(Quelle: Die Presse.com – Guttenberg verzichtet „vorübergehend“ auf Doktortitel)
Was hat Guttenberg gemacht?
er hat sich nicht einmal bei der Universität Beyreuth gemeldet. Erst kurz vor Ablauf der Erwiderungsfrist hat er ein Fax an die Uni gesendet:
Am 26. April, im letzten Moment, bevor eine von der Uni gesetzte Frist verstrich, ließ Guttenberg eine dreiseitige Stellungnahme nach Bayreuth faxen. Nach Informationen des „Spiegel“ soll er darin von einem „Missverständnis“ gesprochen haben.
(Quelle: Die Welt – Schuldig, aber noch nicht verurteilt)
Also auch noch ende April spricht Guttenberg, nach seiner „aktiven Mithilfe“ zur Wahrheitsfindung in Form eines 3-steitigen Faxes von „Missverständnis“.
Also auch hier hat er uns Belogen, von wegen der Unterstützung bei der Beurteilung seiner Doktorarbeit, wie auch was er wirklich getan hat oder hat tun lassen.
Die Nachricht, das aus dem Kreis der Plagiartopfer sich jetzt jemand an eine Klage macht, lässt mich hoffen, das die juristische Tat doch noch verfolgt werden muss und die Staatsanwaltschaft sich nicht mit einer Einstellung aus der Affäre ziehen kann.
Die Gefahr ist gestiegen, seit einer aus dem Kreise der Autoren, bei denen sich Guttenberg bedient hat, eine Klage vorbereitet. Ein Strafverfahren könnte mit einer Geld-, aber auch mit einer Gefängnisstrafe enden.
(Quelle: Die Welt – Schuldig, aber noch nicht verurteilt)
Unabhängig von dem Lügner und Fälscher Guttenberg ist zu hinterfragen, wie so etwas passieren konnte.
Hier bleiben auch nach der Pressemitteilung von der Uni Beyreuth mehr als eine Frage offen.
So heißt es in der Pressemitteilung zum einen:
Über die ganze Arbeit verteilt fänden sich Stellen, die als Plagiat zu
qualifizieren seien. Besonders deutlich lasse sich dies anhand der
verwendeten Ausarbeitungen des Wissenschaftlichen Dienstes des
Deutschen Bundestages veranschaulichen. Herr zu Guttenberg habe
sich immer wieder die Autorschaft angemaßt, was bewusstes Vorgehen
voraussetzt.
(Quelle: Universität Beyreuth – „zu Guttenberg: Kommission legt Abschlussbericht vor“ [PDF 64 KB])
Für mich unverständlich, das unsere „Volksvertreter“ wegen dem Missbrauch des „Wissenschaftlichen Dienstes“. ein Dienst, den wir Steuerzahler finanzieren Strafanzeige stellen. Es ist unglaublich, das ein Abgeordneter unser Geld für seine persönlichen Belange nutzt. Neben dem juristischen und moralischen Hintergrund idt auch ganz einfach logisch, das Guttenberg gefälligst den Finanziellen Schaden durch die private Nutzung zu zahlen hat!
Schließlich muss ich sogar für den Ausweis zahlen, den mir der Staat aufzwingt, aber jemand, der für seinen privaten Vorteil dem Staat Kosten verursacht soll so davon kommen?
Weiter heißt es in der Pressemitteilung:
Die Kommission hat im Fall zu Guttenberg auch das konkrete
Promotionsverfahren untersucht und eine Mitverantwortung des
Doktorvaters und des Zweitgutachters für das wissenschaftliche
Fehlverhalten von Herrn zu Guttenberg verneint. Sie stellt allerdings
fest, dass die Benotung der Doktorarbeit mit dem Prädikat „summa
cum laude“ einer ausführlicheren Begründung bedurft hätte. Die
Gutachten gäben nicht genügend Aufschluss darüber, welches die
hervorstechenden Thesen oder die besonderen Ergebnisse der Arbeit
seien, derentwegen die Vergabe der Höchstnote gerechtfertigt
erschien.
(Quelle: Universität Beyreuth – „zu Guttenberg: Kommission legt Abschlussbericht vor“ [PDF 64 KB])
Man stellt also fest, das der Doktorvater „Peter Häberle“ und der Zweitgutachter „Rudolf Streinz“ keine Mitschuld an dem Fehlverhalten des Guttenberg haben.
Ich hoffe auch, das die Beiden sich nicht an dem Plagiat „aktiv“ beteiligt haben. Das würde dann ein Ausmaß haben, der endgültig die ganze Wissenschaft in Ihrem Verständnis degradiert.
Aber wie sieht es mit der „passiven“ Mittäterschaft aus? Wie schon in dem kleinen Satz festgestellt wird, fehlt jede Begründung für eine Bewertung der Arbeit mit „summa cum laude“.
Wenn man dann bedenkt, das der Doktorvater jetzt auch Texte von sich in der Arbeit entdecken muss, dann muss man sich wahrlich fragen, wie die Beiden die Arbeit „passiv“ den Betrug mit unterstützt haben.
Auch muss sich die Universität Beyreuth fragen lassen, wie Sie einen Doktortitel mit „summa cum laude“ vergeben kann, wenn ganz klar ist, das in der Begründung zu der Arbeit von dem Doktorvater „Peter Häberle“ und der Zweitgutachter „Rudolf Streinz“ keine entsprechende Begründung zu finden ist?
Musste man nicht Misstrauisch werden, wenn ein Mensch, der es gerade so durch das 1. Staatsexamen geschafft hat, plötzlich eine „Doktorarbeit mit der Note „summa cum laude“ abgibt? Jeder Lehrer wäre hier angehalten, den Schüler genauer zu betrachten. So die Arbeit mit anderen Vergleiche, die Sitzordnung betrachten und so weiter. Aber eine Uni nimmt es hin, das ein unterdurchschnittlicher Absolvent plötzlich ein erstklassiger Doktorand ist?
Alle, sowohl die beiden Prüfer der Arbeit, wie auch die Uni müssen sich fragen lassen, wie Ihre „passive Mittäterschaft“ aussieht.
Nein weder die beiden Prüfer, noch die Uni sind „Täter“. Aber ob diese und die Wissenschaft wirklich auch „Opfer“ sind, das muss man nun hinterfragen.
Hinterfragen muss man auch, wie es nun aussah mit dem Einfluss der Familie Guttenberg und der Politik. Auch muss sich die Uni Fragen lassen, wie es nun aussah mit den großzügigen Spenden der Familie Guttenberg und der Finanzierung durch den Staat und dem Druck, den Geltungsdrang eines Guttenberg zu bedienen.
Es ist eine Historische Chance für eine Uni, mit der Sprache heraus zu kommen, wie die Verflechtung von Politik, Geld und Erfolgsdruck aussieht. Jede Strafmaßnahme durch Politik und Wirtschaft gegen diese Uni, die nun so im Fokus der Öffentlichkeit steht würde ein hässliches Bild der beiden Kräfte Wirtschaft und Politik werfen, die selbst für die CSu einen nicht vorhersehbaren Schaden nach sich ziehen würde. Davon bin ich überzeugt.
Aber die Angst vor wirklich freier Wissenschaft, mit all seinen Vorteilen, aber auch Nachteilen wird wohl siegen. Statt dessen wird man weiterhin die Nebelkerzen der „Unabhängigkeit“ und „Ehrhaftigkeit“ der Wissenschaft weiter verbreiten.
Persönliche Anmerkung:
Ich habe nie Studiert, nein, ich bin Quereinsteiger in meinem Beruf, wie fast alle in dem Bereich, da es bis kurz vor dem neuen Jahrtausend dieses Berufsbild als Ausbildung nicht gab. Einzig Lehrgänge mit einer paritätischen Prüfung. Als Quereinsteiger habe ich dann mit in den ersten Jahren des Berufsbildes meinen Meister gemacht. Täglich übernehme ich mit meiner Unterschrift meine Verantwortung für Menschenleben. Dazu hat mich die Ausbildung, die jahrzehntelange Erfahrung und die Prüfung zum Meister befähigt. Ich muss mich dabei zum Teil gegen die Interessen meines Arbeitgebers und der Kunden stellen. Die Gesetze haben mir eine gewissen Spielraum gelassen, für die ich aber auch gerade stehen muss.
Diese Meisterausbildung und Prüfung wurde von mir selbst Bezahlt. Kein „Wissenschaftlicher Dienst“, kein Anschreiben hätte mich durch die Prüfung kommen lassen.
Ich habe keinen Akademischen Grad und mir ist der wissenschaftliche Wert eines Doktortitel im Grunde scheißegal.
Bei meiner Ausbildung haben nicht alle die Prüfung geschafft. Für diese war dies nicht „nur“ ein Titel, es ging um Existenzen! Menschlich finde ich es für jeden eine Tragödie, aber wir übernehmen Verantwortung für Menschenleben und deswegen braucht es Vertrauen auf diesem unserem Berufsbild.
Ebenso ist es mit den akademischen Titeln zu sehen. Manch einer ist für die Gesellschaft nicht von so exentieller Bedeutung. Aber die Titel stehen für eine Qualität der Menschen, die diese inne haben, die ein gewisse Fähigkeit erfüllen müsse. Deswegen interessiert mich nicht der „wissenschaftliche“, sondern der „gesellschaftliche“ Wert von akademischen Titeln. Und diese sind nun nicht nur in Einzelfällen zu hinterfragen.
Wir wollen nicht vergessen, das Guttenberg der derzeit „prominenteste“ Plagiator und Lügenr ist, aber bei weitem nicht der einzige. In dem ganzen Trubel ist der Plagiatsfall in der „Sportmedizin der Freiburger Universitätsklinik“ untergegangen. Dies allein ist schon erheblich, da es hier um Arbeit mit und am Menschen handelt. Aber das im Zusammenhang mit dem „Doping-Skandal“ eben in der selben Klinik lässt einen Fragen, in wie weit die Ehrhaftigkeit der Universitäten und Wissenschaft wirklich noch ist.