… der Tag eines Mitarbeiters mit Migrationshintergrund
Aber fangen wir von vorne an.
Es ist dunkel draußen, der Wecker klingelt. Wach bist Du schon und so steigst Du aus dem Bett und begibst dich ins Bad. Der erste Ärger trifft wieder mal diesen Idioten, der den Spiegel da hin gehängt hat, wo er jetzt hängt und woraus Dich eben jener Idiot anschaut.
„Na gut“, denkst Du „Du bist zwar hässlich, aber ich wasche Dich trotzdem“. Über die nun folgenden Szenen der Waschungen und Entleerungen hüllen wir die Decke des Schweigen.
Gut, du machst Dich fertig für die Arbeit und da die letzten Tage stürmisch waren, willst Du rechtzeitig losfahren. Man fährt schließlich ganz Ökologisch mit dem Fahrrad und da können stürmische Winde auch mal bedeuten, das Du bei dieser Strecke 10-15 Minuten später ankommst.
Also, wie gesagt früher als gewöhnlich los. Und richtig am Neckar und im Schlossgarten ist der Gegenwind gut spürbarer, aber noch kein Starkwind oder gar Sturm.
Man kommt also noch recht gut vorwärts und ist entsprechend früh am Arbeitsort.
Aber da, was ist das? Einem blickt ein dunkles Etwas entgegen, nicht ein Lichtlein, das einen Einlädt sich auf seinen Arbeitsplatz zu begeben. Ist man doch so Früh angekommen? Jetzt eine Uhr zur Hand haben, das wäre’s. Was machen? Das Tor zum Innenhof/Seiteneingang ist auch zu. Also erst mal rein in den Eingangsbereich, man hat ja schließlich einen Schlüssel dafür.
Nichts, alles Dunkel, die Gitter sind zu, nicht ein Zeichen von Leben im Haus. Ich habe doch irgendwo die Nummer der Hausmeister. Ja, jetzt wäre Licht nichts schlechtes, also erst mal ins Licht, die Nummer ins Handy und es klingelt. Keiner Geht ran. Also was machen? Bei dem nächsten Hausmeister probieren?
Da klingelt das Handy. Es ist der Hausmeister, den ich versucht habe zu erreichen und der sich etwas verschlafen anhört. Nach meiner peinlich berührten Frage, ob er von mir geweckt worden wäre, wird Ihm der Sachverhalt mitgeteilt: „Kein Schließdienst, kein Hausmeister, kein Niemand und ob einer von Ihnen kommen könnte, um wenigstens die wichtigsten Türen für die Angestellten zu öffnen, wenn schon der Schließdienst nicht da ist?“ Am anderen Ende der Leitung eine kurze Pause und dann die Bemerkung: „Heute ist doch Feiertag“!
Wie, was wieso? Dann denkt man: „Scheiße, in Baden-Württemberg ist heute ja tatsächlich Feiertag.“
Noch mal eine Entschuldigung durch die Sprechmuschel geworfen, begibt man sich zurück nach Hause.
So ist es, wenn man nach mehreren Jahren in Baden-Württemberg mit rheinländischen Migrationshintergrund noch nicht angekommen ist, frei nach dem Motto:
„Der Baden-Württemberger kann alles, ich nicht mal Feiertag“
Diese Geschichte so geschehen am Freitag, dem 6.12.2012 an dem man „Drei heiligen Könige“ feiert.
Sollte an dieser Stelle, nach Rosenmontag die Geschichte eines Mitarbeiters stehen, der am Donnerstag davor um 11:11 Uhr seinem Chef den Schlips angeschnitten hat, seine Arbeit nicht weiter nachgeht und am Montag nicht zur Arbeit kam, so ist die Integration weiterhin fehl geschlagen.