Heute ist „Heiliger Abend“.
Und egal ob man diese Zeit bis Neujahr als Christ feiert oder diese Zeit als Zeit zur Wintersonnenwende sieht oder einfach sich der freien Tage erfreut. Es ist eine Zeit der Besinnung und vielleicht auch des kurzen Einhalten.
So wünsche ich allen Lesern eine besinnliche Zeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Zum Anlass zwei kleine „Zitate“.
Als erstes ein Gedicht von Erich Mühsam, einer dieser schrecklichen Anarchisten, die Ihr Leben für die Idee einer besseren Welt gelassen haben. Die Nazis hielten diesen Menschen für so gefährlich, dass die Vertreter der bayrischen SS diesen sogar als Insasse des KZ Oranienburg noch meucheln mussten. Die Angst war so groß, das diese Schlächter den Tot als Selbstmord tarnen wollten.
Ich habe einige seiner Werke noch in Original und einige Bücher, die schon lange nicht mehr verlegt werden.
Neben den bekanten politischen Gedichten, wie zum Beispiel „Der Revoluzzer“ und „Der Anarchisterich“ hat der Kriegsgegner immer auch die zwischenmenschliche Beziehungen im Blick. Für Ihn schloss sich Politik und Menschlichkeit nicht aus, was Ihn und viele der damaligen Anarchisten von den Theoretikern und Realisten (Sozialisten und Kommunisten) unterschied. Aus dem Zwischenmenschlichen stammt auch eines meiner Lieblingsgedichten. Es handelt von Sehnsucht und von der Angst vor der eigenen Courage.
Cleo und Theo
Ewig gleich ging Cleos Leben
eheloser Einsamkeit.
Theo wohnte gleich daneben
mit der Seele, sehnsuchtsweit.
Cleo Theo sehn –
Theo Cleo sehn –
und um beide war’s sogleich geschehn.
Weh, o Cleo!
Weh, o Theo!Beider Herzen bebten bange,
beide träumten heiß und schwer,
beide quälten sie sich lange,
beide liebten sie sich sehr.
Cleo Theo segnet –
Theo Cleo segnet,
wenn sie täglich ihm, er ihr begegnet.
Weh, o Cleo!
Weh, o Theo!Theo hätt‘ ihr gern gebeichtet,
daß sein Herz nach ihr begehrt;
Cleos Blick hätt‘ gern geleuchtet,
gerne hätt‘ sie ihm gehört.
Cleo Theo sehnt –
Theo Cleo sehnt –
heiße Sehnsucht beider Los verschönt.
Weh, o Cleo!
Weh, o Theo!Aber Theo zögert schüchtern,
ihr zu geben den Bescheid,
und auf beider Angesichtern
nagte der Entsagung Leid.
Cleo Theo scheut –
Theo Cleo scheut,
bis es beide ihrer Lieb‘ gereut.
Weh, o Cleo!
Weh, o Theo!Theo wagte nichts zu sagen,
und so blieb er unvermählt.
Cleo wagte nichts zu fragen,
ob ihr Theo noch so fehlt‘.
Cleo Theo mied –
Theo Cleo mied,
und von beiden alle Freude schied.
Weh, o Cleo!
Weh, o Theo!Theo ward des Sehnens müde,
Cleo ward des Wartens satt.
Still floß eines Wassers Friede
eine Stunde vor der Stadt.
Cleo Theo floh –
Theo Cleo floh,
und im Wasser fanden sie sich so.
Weh, o Cleo!
Weh, o Theo!Auf des Wassers dunklem Grunde
war’s zur Einigung zu spät.
Ihrer Leichen bleichem Bunde
sprachen Wellen das Gebet.
Cleo Theo küßt –
Theo Cleo küßt,
doch sie haben nichts davon gewüßt.
Weh, o Cleo!
Weh, o Theo!
(Quelle: Deutsche-Liebeslyrik.de – Erich Mühsam: Cleo und Theo)
Nach dieser eher etwas schwereren Kost nun noch zu einen Clip, der sich meiner Meinung nach zu einem Klassiker entwickeln kann. Für mich ist es schon ein Klassiker und ich setze diesen hier im Blog zum wiederholten male ein.
Viel Spaß beim anschauen: