Nun, eins vorweg.
Ich halte die Aussage von dem Chef der Nudelfirma, Herrn Guido Barilla für Schwachsinnig und würde ich die Nudeln sowieso nicht essen, wäre solch eine schwachsinnige Aussage für mich Grund genug, dies zukünftig nicht mehr zu tun.
Aber das soll hier gar nicht das Thema sein. Es geht um die Wahrnehmung dieser Aussage von dem Herrn Konzernchef. Meist sind die Kommentare aufdeckender als die Berichte selbst.
So findet man auf die Ankündigung von manchen Kommentatoren das sie zukünftig die Produkte der Firma meiden wollen, den Hinweis auf die „Meinungsfreiheit“, das die Kommentatoren mit Ihrer Ankündigung unterbinden würden.
Eine seltsame Logik dieser „Meinungsfreiheitskämpfer“. Man soll also seine Meinung (diese Produkte nicht mehr nutzen zu wollen) nicht frei Äußern, damit jemand Drittes in seiner freien Meinungsäußerung nicht beschnitten wird? Ich habe den Eindruck, das diese Kommentatoren den Begriff der freien Meinungsäußerung nicht verstanden haben, bzw. (was viel schlimmer wäre) zu Ihrem persönlichen Vorteil umbiegen. Diese Einstellung ist weit verbreitet und ich habe s vor nicht all zu langer Zeit mal aufgegriffen an einem Beispiel aus den 80ern Jahren: “Man darf die Freiheit nicht ausnutzen”
Was mir weiter aufgefallen ist, das ich überall die Aussage finde, das der Konzernchef Guido Barilla gesagt habe, das ihre Firma keine Werbung mit „Homosexuellen“ schalten würden. Aber diskutiert wird fast ausschließlich über „Schwule“. Selbst die Süddeutsche Zeitung schreibt als Untertitel zu dem Artikel „Was heißt hier Familie?“ den Satz „Kritik an Guido Barilla nach Schwulen-Kommentar“. Andere Beispiele sind z.B. „Der Tagesspiegel“, Spiegel Online, Manager-Magazin online usw.
Beim Spiegel Online ist es besonders peinlich. Nachdem eigentlich der ganze Text neutral auf „Homosexuelle geschrieben ist, macht man gerade beim derzeitigen Kernthema zur Homosexualität einen Fauxpas, in dem man folgendes schreibt:
Es sei auch nicht so, dass er Schwule nicht respektiere. Er sei beispielweise nicht gegen die Ehe zwischen Homosexuellen – nur gegen deren Adoptionsrecht.
(Quelle. Spiegel Online – Barilla-Chef gegen Homosexuelle: „Dann sollen sie eben andere Nudeln essen“)
Auch findet sich in der URL diese Aussage wieder: „barilla-chef-empoert-homosexuelle-mit-anti-gay-kommentaren“.
Also entweder man hat die Aussagen von dem Barilla falsch übersetzt oder hier wird ein ebenso verquertes Weltbild in den Köpfen der Journalisten und Reportern aufgezeigt.
Homosexualität ist die Verbindung/Zuneigung/Geschlechtsverkehr zweier gleichgeschlechtlicher Menschen, sei es nun Männer, Frauen, Zwittern oder was weiß ich. Das diese Lebensform hier nun fast durchgehend auf „Schwule“ reduziert wird, ist ebenso diskriminierend wie die „freie Meinungsäußerung“ von Guido Barilla.
Ein weiterer Punkt, der gerne von Kommentatoren und auch Journalisten kommt, ob es nicht wichtigeres gibt, als diese Nudelgeschichte.
Nun über die Wertigkeit einer Geschichte kann man unterschiedlicher Meinung sein. Ein Homosexueller gleich welchem Geschlechts, sieht dies auf Grund anderer Nachrichten, wie z.B. die Attacken gegen Homosexuellen in Russland und das Verbotgesetz dort oder das Verbot einer Homo-Demo in Serbien wohl in seiner Wertigkeit höher, als ein Arbeiter, der um seinen Job fürchten muss. Bestimmt ist die Wertigkeit einer solchen Nachricht für den Kardinal Meissner auch höher, als für die Haushälterin irgendeines Dorfpfaffens oder die Frau und Mutter eines solchen (was es durchaus gibt, auch offiziell).
Ja es gibt da politisch und allgemein gesellschaftlich gesehen wichtigeres. So stürzt die Verbrechergilde um Berlusconi Italien gerade in das Chaos. Nur, hat das eine nicht mit dem anderen zu tun? Wiegt ein Schwachsinn einen anderen auf oder muss man sich entscheiden, welche Nachricht es wert ist, behandelt zu werden?
Ist es nicht eher so, das beide Nachrichten, schon allein wegen der „freien Meinungsbildung“ wichtig sind?
Ist es für Menschen, die Ausgrenzungen bestimmter Menschengruppen nicht unterstützen wollen nicht auch wichtig, zu erfahren, das der Nudelhersteller Guido Barilla den Homosexuellen nicht die Freiheit zugesteht, die er für Menschen seines Weltbildes zugesteht? Und darum geht es nicht darum wie die Firma ihre Werbespots gestaltet!
Ebenso wichtig ist es zu erfahren, wie es gerade in Italien abgeht.
Das schlimmste dabei ist, das sowohl bei der einen Geschichte, wie bei der Anderen wieder die sogenannten „einfachen Leute“ auf der Strecke bleiben. Der Konzernchef und seine Familie wird nicht verarmen und die Banken werden aus dem Chaos um die italienischen Regierung ohne Verluste heraus kommen. Weil das Geld der EU ist ihnen sicher. Es ist egal ob Griechenland, Italien oder sonst ein Nehmerstaat. Das Geld der EU geht nicht an die die es Brauchen -der Bevölkerung- sondern an die Banken, die sich ins Fäustchen lachen, weil sie doppelt und dreifach verdienen.
Letzter Hinweis:
wer die Familie Barilla boykottieren will, darf auch nichts mehr vom Wasa-Konzern kaufen, da diese von der Familie aufgekauft wurde.
(Für mich nach der Rezepturänderung des Sesam-Knäckebrot auch ohne Verluste zu bewältigen)