„Dinner op Kölsch“, eine ganz persönliche Kritik

Ich habe extra nachgeschaut, es ist am 25.Januar genau 17 Jahre her, das ich mit Annette Frier zusammen auf der Bühne war. Ich nur in einer kleinen Rolle und Annette eine der Hauptrollen von Mollieres Stück „Der eingebildete Kranke“. Nun mein Weg blieb weiter mehr im Hintergrund, während die schauspielerischen Qualitäten von Annette sie schnell zu einem deutschen TV-Star machte. Und was mich persönlich freut, das sie dabei immer der Bühne treu geblieben ist. In TV-Serien präsent spielte sie das auch inhaltlich nicht einfache Stück „Leviathan“, in der Sie die (Ulrike) Meinhofschwester Christine spielte (1999, Theater Rampe in Stuttgart). Was noch schöner ist, das Sie die ganzen Jahren auch dem freien Theater treu geblieben ist.

Nun wage ich mich mal an etwas, was ich vorher noch nie gemacht habe. An eine Theaterkritik. Um es aber klar zu stellen, ich schreibe hier meine rein persönlichen Eindrücke nieder und sehe mich nicht als meinungsbildenden Kritiker.

Nun also zum 50sten Geburtstag der Aufzeichnung von dem Klassiker „Dinner for One“ ist der WDR das Wagnis eingegangen, Ende Mai/Anfang Juni 2013 im Gloria eine „kölsche Regionalfassung“ des Klassikers einzuspielen. Diese wurde dann gestern am Silvesterabend gleich 2 mal im WDR gezeigt.
Solch eine Überarbeitung eines Klassikers mit regionalen Eigenheiten ist schwierig. Viele Beispiele zeigen, das es oft in die Hose geht. Es ist zu oft ein einfacher Abklatsch des Originals mit einem entsp. regionalen Texttouch. Manche wagen sich weiter heraus, wie die Ruhrgebietsversion „Dinner for Wan(ne)“.
Ganz mutig ist es, das man genau zum 50sten Jubiläum eine kölsche Version des Klassikers herausgebracht hat.
Nun, Ralf Schmitz Qualitäten als Butler hat er schon in der Version zu Otto Waalkes 60. Geburtstag 2008 gezeigt. Trotzdem dies als reine Klamotte gedacht war, hatte es etwas spritzigen, das man sich trotz des herausfallen aus den Rollen gerne anschaut und genießt.
Annette Frier gefällt mir persönlich auf der Bühne weit aus besser als in den TV-Serien. Die Hauptrolle als „Danni Lowinski“ in der gleichnamigen Serie soll sich da positiv herausstellen, was ich aber mangels TV (vor 2013) und nun mangels SAT1-Empfang nicht beurteilen kann. So war ich gespannt, was mich erwartet.
Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Annette Frier hielt Ihre Rolle als „Dame“ konsequent durch und stellte damit einen angenehmen Kontrapunkt zu der (gewollten und gut gespielten) Klamaukrolle des Butlers „Ralf“. Auch die Balance zwischen dem Original und dem Mut zum eigenen wurde gut bewältigt. So wurden die Gäste aus dem rheinischen Prominentenadel mit Geschick ausgewählt. So vermied man die Flachheit eines Abklatsch des Original, indem man die Figuren einfach übernimmt und es wurde erfrischend durch die gute Auswahl. Auch hier zeigt sich das Händchen von Ralf Schmitz für Rollen, die er bereits bei dem Sketch mit Otto bewiesen hatte.

Hier ist etwas gelungen, was vielen anderen Varianten fehlt. Die Version von „Dinner op Kölsch“ distanziert sich angenehm von dem jährlich gezeigten Klassiker, ohne sich von dem Stück selbst zu entfernen. Und es zwingt einem nicht zum Vergleich mit dem altbekannten Klassiker „Dinner for One“. Es sind zwei Versionen, die gut nebeneinander existieren können. Das ist vor allem der schauspielerischen Umsetzung der beiden Rollen und dem sensiblen Umgang der Auswahl der Gäste und Speisen zu verdanken. Ralf Schmitz, sonst jemand der auf der Bühne selbst immer ins lachen kommt bleibt hier bewundernswert in seiner Rolle. Es mag auch daran gelegen haben, das Ralf Schmitz mit Frank Schmeisser an dieser Fassung gearbeitet hat. Von Annette habe ich nichts anderes erwartet. Sie ist einfach eine sehr gute Bühnenschauspielerin.

Wer es also verpasst hat, der sollte beim nächsten Silvester ins TV-Programm schauen und sich diese 25 Minuten ansehen.
Für ungeduldige kann man auf der Seite vom WDR das Stück komplatt ansehen:
„Dinner op Kölsch“
(ich weiß nicht, ob dieser Clip nur vorübergehend zu erreichen ist?)

Da ich die Qualitäten von Ralf Schmitz in der Rolle als Butler angesprochen habe, hier noch die Version mit Otto zu seinem 60. Geburtstag:

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