* Stuttgart * S21, wenn Ingenieurskunst arbeitet!

So wie oben im Bild sieht es aus, wenn Spitzentechnologie und aus Baden-Württemberg arbeitet.
Schon bevor man unter die Erde geht schafft man es nicht mal so etwas jämmerliches, wie ein Glasdach unbeschädigt zu halten.
Seit Montag stehen die Bagger still. Nicht etwa weil S21-Gegner die Baustelle besetzt haben, wie die Woche davor oder weil sie Sabotage begangen haben, wie man es gerne in der Presse den S21-Gegnern unterschwellig zudichten will. Nein, ganz einfach, weil man bei einem einfachen Abriss nicht in der Lage ist, diesen korrekt auszuführen. Und diese Fachleute wollen eine Baustelle aufmachen, die unter den Häusern von Stuttgarter Bürgern durchgeführt werden? Wenn dann durch die Grundwasser-Eingriffe die ersten Bauschäden entstehen und unter den Tunnelbohrungen die ersten Häuser schaden nehmen wird die Bahn bestimmt jede Verantwortung von sich weisen. Diese Reflexbewegung kennt man ja schon von den Kölner Verkehrsbetrieben bei den beiden Vorfällen von dem schiefen Kirchturm von Köln und dem eingestürzten Kölnarchiv.
Auch dort wurde mehr Grundwasser abgepumpt, als in der Planung ausgesagt. Ja es waren sogar mehr Pumpen als zugesagt im Einsatz. Aber das hatte ja alles nichts mit den beiden (besonders beim Kölnarchiv) Vorfällen zu tun.
Auch in Stuttgart will nun die Bahn mehr Grundwasser abpumpen, als in der Planung vorher angekündigt. Dass dies nicht genehmigt ist, stört die Bahn nicht. Sie sagt einfach, dass dieser Umstand keine neue Genehmigung erfordert. Das die nun gebauten Pumpen praktischerweise direkt für die nun geplante Mehrleistung ausgelegt sind, ist bestimmt nur ein erfreulicher Zufall.

Passend war Anfang des Monats, vor dieser Leistung der Spitzentechnologien eine 2-tägige Veranstaltung unter dem Titel „20. Symposium Felsmechanik und Tunnelbau“ der „Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e.V.“.
Natürlich war auch hier S21 das Thema. So gab es Beiträge mit den Titeln „Großprojekte zwischen Protest und Akzeptanz“ oder auch „50 Jahre Tunnelbau in Stuttgart – das Ergebnis eines erfolgreichen Dialogs mit den Bürgern“. Aber auch die Technische Seite wurde beleuchtet.
Was auffiel war das Fehlen jeder kritischen Betrachtung und den evtl. Problemen, denen man evtl. begegnet. Hinter vorgehaltener Hand (wie es so schön in der Presse heißt) wurde in den Pausen mitgeteilt, dass ein Beitrag außerhalb der Planungsvorstellungen keine Aussage getroffen werden sollte. Und das die „50 Jahre“ erfolgreiche Tunnelbauten in Stuttgart begleitet sind mit nun existierenden „Dauerbaustellen“ und nicht fertiggestellten Tunnel, sowie Tunnel, die zeitweise geschlossen werden müssen, wenn die dort installierten pumpen die Wassermassen nicht mehr bewältigen können, davon hörte man nichts auf dem Symposium.
Aber wie weit die „Sicherheit“ und die „Ingenieurskunst“ der Felsmechaniker und Tunnelbauer geht, konnte man eindrucksvoll bei Beiträgen über Baumaßnahmen mitbekommen, die nicht mal in solch schwierigen Umfeld, wie einem Tunnel unter bebauten Gebiet gemacht wurden/werden. So berichtete ein Vortragender über einen Trassendamm, der verrutschte. Eine Prüfung hat ergeben, dass dieser Damm nicht etwa da rutschte, wo man es vermutete, sondern ganz wo anders. Ein anderer Bericht handelte um eine Hanglage, an einem Autobahnbau. Dieser Hang verhielt sich auch anders als erwartet. Da Festigungsmaßnahmen, wie das setzen von sogenannten „Dübeln“ den Preisrahmen gesprengt hätten, wurde kurzerhand die Sicherheitseinstufung gesenkt. Statt dessen wurde eine „preisgünstigere“ Überwachungs. und Messmaßnahme eingerichtet. Diese war während des Baus in einem zeitlich engeren Rahmen, soll dann aber nach dem Bau in einem Intervall von je nach Messung und Kontrolle zwischen einem halben Jahr und 4 Jahren erfolgen.
Als ich das hörte, kam ich mir so vor, als ob mir jemand erklärt, dass die Bremsen seines Autos nicht mehr sehr gut funktionieren, er aber regelmäßig mit dem ziehen der Handbremse überprüft, ob der Wagen noch (irgendeine) eine Bremswirkung hat.
Dies lässt einen im Blick auf „Stuttgart 21“ ruhig schlafen. Hat man zur Kostenrechnung schon mal die Wände dünner ausgelegt, als in der Genehmigung und die Rettungsausgänge halbiert, wird man wohl im Zweifel die Sicherheitsstufe herabsetzen und durch (bestimmt einem anderen „Geldtopf“ zugeordnet) „Beobachtungs- und Messverfahren“ kompensieren. Das ist dann besser, als in Köln. Man kann damit zwar eine Katastrophe ebenso wenig verhindern, wie in Köln, aber man wüsste dann wenigstens in Echtzeit, was da passiert ist.

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