Gratis-„BLÖD“ – Nein Danke!

* Bildnachweis

Am 23.06.2011 soll es soweit sein, dass der Springer-Verlag zu seinem 60 Jährigen Jubiläum der „BILD“ eine „Gratis-BLÖD“ für jeden Bürger („Bild für Alle“) in Deutschland verteilen will.
Nicht nur, das ich es dem Springer-Verlag (und mehr noch den anderen Zeitungsverlagen) übel nehme, das diese immer wieder wegen dem Schnäppchenjäger Wullf zitiert werden muss und diese sich mit Ihrer Verdummungszeitung einen Schafspelz übergezogen hatte.
Nein, jetzt will sie uns auch noch zwingen Ihr bedrucktes Klopapier zu entsorgen.


Nun eigentlich sollte es klar sein, das jemand der auf seinem Briefkasten „Keine Werbung“ stehen hat, auch eben keine haben will. Früher (ist schon lange her) konnte man an seinem Briefkasten sozusagen eine „Positiverklärung“ abgeben. An manchen Briefkästen sieht man sie noch, die Aufkleber, wo dann sinngemäß steht „Ja, hier bitte ein Exemplar der xxx“.
Das reichte den Werbetreibenden aber nicht, so verließ man dieses gezielte Werben und müllte alle mit seinen Werbemüll zu. Es dauerte einige Jahre, bis es dann endlich eine höchstrichterliche Entscheidung gab, der den Werbeablehnenden recht gab und feststellte das Werbung in einer Briefkasten mit entsprechender Aufschrift „keine Werbung“ illegal ist.
Aber daran halten sich bei leibe nicht alle und man hatte auch schnell eine Lücke gefunden. Es sind die sogenannten Werbefinanzierten Wochenblätter, die man ungefragt bekommt.
Das Zauberwort ist „Redaktioneller Inhalt“. Also ein paar Ergebnisse der lokalen Vereine, ein Bildchen des Schützenkönigs und schon ist es keine „Werbung“ mehr, sondern eine „kostenlose Zeitung“. Ähnlich argumentieren ja auch die Parteien, wenn sie durch die Bank weg Ihren Werbemüll in die Briefkästen stopfen, egal ob man darauf „keine Werbung“ stehen hat oder nicht.
Auf die Spitze getrieben hatte es aber die Post selbst! Es ist noch gar nicht so lange her, da hatte die Post den Werbemüll, getarnt als kostenlose redaktionelle Zeitschrift in Folie geschweißt jedem Haushalt zukommen lassen. Dabei interessierte es die Post nicht mal, wenn man sich auch redaktionelle Zeitschriften etc. verbeten hat. Sie gingen da (jedenfalls bei uns in Köln damals) ganz hinterlistig vor. Die „Info-Wurfsendungen“ wurden nicht etwa in den Briefkästen gesteckt, sondern als Packen (und dann oft mehr als Haushalte im Haus waren) auf den Treppenabsatz gelegt. Die Wochenzeitschriften waren noch schlimmer, da wurde ein Packen einfach vor die Türe draußen hingelegt.
Nun das Garaus der Postwerbung erfolgte dann nicht etwa auf Grund von entsprechenden Sanktionen gegen die Post, sondern aus wirtschaftlichen Interesse. Die Papierverwerter beschwerten sich über die Folien, die nun im Altpapier vermehrt auftauchten und die Post selbst hatte ein Problem damit, dass immer mehr Menschen dazu übergingen diese Infopost in diese schönen „gelben Rücknahmekästen“ zu stecken. Damit lag das Problem der Entsorgung wieder bei der Post.

Nun, eben diese Lücke will wohl auch der Springer-Verlag nutzen. Dabei werden sie bestimmt auch versuchen die bereits auf vielen Briefkästen bestehenden Untersagungen das man auch keine Wochenblätter will damit zu umgehen, das man behauptet, eben keines dieser Wochenblätter zu sein und es sich um eine einmalige Aktion handle.

Ich hatte zuerst Überlegt mir einen schönen auffälligen Verweigerungssticker auf den Briefkasten zu kleben. Erste Vorlagen hatte ich mir schon gebastelt. So z.B. ein entsprechendes Bild, über dem dann stand „Springer-Verlag, steck dir deinen Mist in den Arsch“ und drunter „BILD einwerfen verboten“. Aber aus Jugendschutzgründen und der Ästhetik habe ich dann auf diesen bebilderten Sticker verzichtet. Aber zuletzt habe ich auch andere Sticker verworfen. Das war mir zu einfach. Ich will es der Bild nicht so Einfach machen. Also habe ich mich entschlossen dem Springer-Verlag den Einwurf seiner BLÖD zu untersagen. Wie er das sicher stellt ist dann nicht mein Problem, da es Aufgabe des Unternehmens ist, sicher zu stellen, das meine „Willenserklärung“ befolgt wird.
Das gefiel mir.
Aber klar, ich bin nicht der einzige, der auf diese Idee kommt. Schon bald hat „Campact.de“ in Kooperation mit „Alle gegen Bild“ eine Aktion gegen diese Aktion des Springer-Verlags ins leben gerufen. Auf beiden Seiten kann man direkt eine Vorformulierte Mail absenden. So sind jetzt fast 200.000 Menschen zusammen gekommen, die über diese beiden Seiten Ihren Widerspruch gegen die Zustellung dieser „Gratis-Zeitung“ vorgenommen haben. Dazu kommen noch diese, die auf anderem Wege Ihren Widerspruch dem Verlag gegenüber geäußert haben (z.B. per Brief).
Das schöne dabei ist, dass die Bild, bei dieser Menge an Widersprüchen gegen die Verteilung des Blattes in die jeweiligen Briefkästen einen recht hohen logistischen Aufwand treiben müssen. Weil die Gefahr, dass durch massenhafte Anzeigen wegen Missachtung dieser Willenserklärung und evtl. Schadensersatzforderungen das ganze nicht mehr Rechnet recht hoch ist.
Ich bin mir sicher, das die Juristen vom Springer-Verlag bereits am Rechnen sind, was ein Missachten der Willenserklärungen kosten würde.

Wenn sich die Verweigerungen noch gut streuen, so wird es immer unlukrativer für den Springer-Konzern. Nicht die Ländlichen gegenden sind dabei interessant, weil dass das „Einfamilienhaus mit der Hausnummer „X“ keine BLÖD will, das ist Logistisch nicht so das Problem. Wenn aber der Verteiler vor einem Hochhaus steht mit etlichen Briefkästen und dort sind ein paar, die die Blöd nicht haben wollen, dann kann es die nicht einfach mal eben schnell in die Briefkästen Stopfen. Selbst bei kleineren Mehrfamilien-Häusern bremst es die Zustellung wesentlich. Dies bedeutet also, um das Versprechen an die Werbekunden einzuhalten mehr Verteiler = Mehr Kosten.

Und da sind wir schon beim Punkt.
„BILD für alle“, warum solch einen Aufstand dagegen?
Nun, es ist ja nicht so, das die Blöd für diesen einen Jubuiläumstag die Auflage erhöht und alle mit einer Ausgabe beglücken will. Nein, es sollte ein Bomben Geschäft werden. Während der Leser oder auch nur desinteressierte erzählt bekommt, dass man zum „Jubiläum“ einmalig eine Bild für alle kostenlos verteilen will, wird im Hintergrund die Werbeanzeigen-Kampagne losgetreten.
Und eines stellt der Springerverlag dem potenziellen Werbekunden als erstes vor. Das es sich nämlich nicht um eine Gratisexemblar der tageszeitschrieft habdelt, sondern:

Am 24. Juni 2012 feiert BILD Geburtstag – feiern Sie mit!
Zu diesem Anlass erhalten alle Haushalte in Deutschland am
Samstag, den 23. Juni 2012 einmalig eine kostenlose
Sonderausgabe der BILD geschenkt!

(Quelle: Anzeigenwerbung des Springerverlages – PDF-Datei)

Das eben diese Sonderausgabe nicht eine Bildzeitung in dem landläufigen Sinne ist, wird auch noch mal mit dem „*“-Hinweis klar gemacht:


* Diese Sonderausgabe ist nicht tagesaktuell.

(Quelle: Anzeigenwerbung des Springerverlages – PDF-Datei)

Das ist die Grundlage dieses Modells mit der „Sonderausgabe „BILD für Alle““ ein dickes Geschäft zu machen. Dazu muss man sich nur mal die Kosten für eine Werbung in dieser „Sonderausgabe“ vor Augen halten:

(Quelle: eben wieder die PDF. mit der der Springer-Verlag Werbekunden ködern will)

Richtig gelesen, für eine ganze Seite Werbung auf dieser „Sonderausgabe“ wollen die 4 Millionen Euro haben! Die halbe Seite Werbung dann im Verhältniss mit 20% Aufschlag und die 1/4 Seite dann 30% Aufschlag.

Und nicht das man denkt, Jahrelange Kunden haben Rabatt, nee:

* Bestehende Konditionsvereinbarungen sowie die Rabattstaffeln laut BILD Preisliste sind für dieses Sonderprodukt nicht anwendbar. Angebote folgen auf Anfrage. Bei Stornierung einer Buchung wird eine Gebühr in Höhe von 10% des gebuchten Anzeigen-Bruttopreises erhoben.

Selbst die Stornierung kann einiges Kosten (z.B. für eine ganze Seite schlappe 400.000 Euro). und man macht nochmals klar, das es sich bei der „BILD für Alle“ um ein „Sonderprodukt“ handelt.
Also unter dem Deckmäntelchen des Jubiläums und der angeblichen tollen Aktion für die Bürger steckt ein riesen Geschäft.

Wird den Werbeteilnehmern klar, dass diese Sonderausgabe nicht wirklich das wird, was Springer verspricht:

könnte es interessant werden. Vielleicht will ja dann schon im Vorfeld der Eine oder Andere seine Werbeanzeige zurückziehen und widerspricht den Stornierungskosten wegen Nichterfüllung der zusagen vom Springer-Verlag.

Letztendlich wird es spannend werden, wie sich das Ganze entwickelt.
Der Springer-Verlag wird mit spitzem Bleistift rechnen, welche Handlungen letztendlich den meisten Gewinn oder was ich eher hoffe den geringsten Verlust mit sich bringt.
Kommt man zu dem Schluss, das die Häme über die geplatzte Ankündigung der „BLÖD für Alle“ billiger ist, als das Durchführen auf Teufel komm raus, wäre dieser riesen Bluff wohl dann Geschichte. Aber ich vermute eher, dass der Springer-Verlag sich diese Blöße nicht leisten kann. Da bleibt dann die Frage, wie hoch Sie die Kosten (sowohl in Euro, wie auch längerfristig wirtschaftlich, z.B. durch Beschwerden bei den Werbekunden) für eine Missachtung der Willenserklärungen gegen ein Exemplar einer „Sonderausgabe“ der Blöd zum Vergleich der Kosten für eine Beachtung einschätzen. Dementsprechend wird man dann entweder frei von diesem bedruckten Klopapier bleiben oder eben nicht.

*Bildnachweis:
Das Bild stammt von der Seite „alle gegen Bild“ (Downloads)

Links:

– Campact.de: Keine BILD in meinen Briefkasten | BILD-Zeitung? Nein Danke!
– Alle gegen Bild: BILD-Auslieferung verhindern!

Artikel als eBook zum Download:
22.4.2011 / Gratis-„BLÖD“ – Nein Danke!

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2 Antworten auf Gratis-„BLÖD“ – Nein Danke!

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