Wecke vs. Schrippe

Ich frag‘, wo nimmt man Weisheit her? Der Rabbi sagt, da muß man
Heringsschwänze essen, er verkauft mir gern ein Dutzend.
Ich kauf‘ die Schwänz‘, ich eß‘ sie auf und dann tu‘ ich bemerken:
Das war kein schlechtes G’schäft für’n Rabbi – das Mittel tut schon wirken!

(Quelle: Arik Brauer, 3. Strophe des Liedes „Dschiribim – Dschiribam“ – unter anderem auf den Platten „Die Ersten“ und „Masters Series“)

Für „Imi’s„: Nein, es ist nicht Schwäbisch.

Nun, ich bin Rheinländer und überzeugter „Imi“, der nun seit einigen Jahren in Stuttgart lebt das sinnbildlich als das Zentrum der Schwaben gilt. Ich muss über diese Aufregung lachen.
Zuerst einmal muss der werte Herr Thierse beim Becker nicht einen Schwaben, sondern einen Rheinländer getroffen haben. Und dieser wollte nicht eine „Schrippe“, sondern ein „Milchbrötchen“, wie die Wecken außerhalb des Rheinlandes auch genannt werden. Hier in Stuttgart holt man sich jedenfalls zum Frühstück „Weckle“, ein sehr großer Unterschied.
Es scheint sowieso, das da einige zwar immer schön über die Eigenheiten reden, aber nicht wissen wovon sie überhaupt reden. So wird in Kommentaren sehr schnell auf „Berliner“ geschimpft, die gefälligst „Pfannkuchen“ heißen. Da kommt dann schnell von irgendwelchen angeblichen Schwaben die Aussage, das es sich in Schwaben dann gefälligst um „Krapfen“ handelt. Das scheint, wenn ich meinen Arbeitskollegen (ein Ur-Schwabe) trauen kann auch falsch. Der „Krapfen“ ist ein Hefeteig, der wie „Berliner“ in Fett schwimmend gefertigt wird. Aber im Gegensatz zum „Berliner/Pfannkuchen“ wird der „Krapfen“ nicht gefüllt. Diese werden auch „Kiachle“ (oder „Küchle“) genannt. Der gefüllte „Berliner“ wird auch hier als solcher bezeichnet, nicht nur in den überregionalen Ketten.

Lustig finde ich auch die Aufregung über die Kehrwoche. Wir haben den 5.1. und noch immer finden sich überall die Reste der Silvester-Knallereien. Auch sollte man mal versuchen nach einem lauen Wochenende mit dem Rad ohne Reifenschaden durch die City zu fahren. Ein Ding der Unmöglichkeit. Aber es geht um „Äußerlichkeiten“. Die Straße kann so schmutzig sein, wie sie will. Hat man die „große Kehrwoche“, dann ist nur wichtig, dass die Nachbarn dich beim Kehren sehen! Und das die Straße einen cm hinter deinem Zuständigkeitsbereich, sozusagen im „Niemandsland“ eine Müllhalde ist, interessiert niemanden, das ist gefälligst Aufgabe der Stadt.

Also ist der Schwabe im Grunde genau so Egoistisch wie der Berliner oder sonst wo in Deutschland (außer dem Rheinland 😉 ).

Zum Schluss noch 2 kleine Dinge:
Zum einen, als ich mich auf eine Stelle in Stuttgart beworben habe, fragte man mich, ob ich bereit wäre nach Stuttgart zu ziehen. Meine Antwort war „Solange man mich nicht zwingt so zu sprechen“. Trotzdem hat man mir die Arbeitsstelle gegeben.
Jetzt weiß ich, in Berlin hätte ich keine Chance.

Das Zweite ist ein netter Clip:

Nachtrag:

Ich würde übrigens allen Vertretern dringend raten, die gegenseitigen Fehlschläge nicht gegeneinander aufzurechnen. Das kann für alle nur eine lost/lost-Situation sein. Als Ex-Kölner (siehe U-Bahnbau oder etwas unbekannter die Überbauung an der Fußgängerzone/Nord-Süd-Fahrt) weiß ich, wovon ich rede. 😉

Und noch ein Tipp, nicht die Artikel zu der Äußerung von Thierse sind interessant, sondern die Kommentare. Sie sind entlarvend und beschämend für die angebliche Intelligenz der „Deutschen“.

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