Hoeneß: „Ich bin kein schlechter Mensch“

Nun, über die „Steueraffäre“ wurde genug beschrieben.
Was es da nicht alles an Infos gibt. Zum einen soll sein Name auf der Steuer-CD gewesen sein, die NRW aufgekauft hat. Dann ist dies angeblich eine Zeitungsente. usw. usw.
Ich möchte hier nicht noch allen Senf dazu geben.
Ob sich Uli Hoeneß nach den derzeitigen Gesetzeslage strafbar gemacht hat soll die Justiz prüfen. Ob sie dies, besonders in Bayern wirklich fair und unabhängig kann, ist natürlich die Frage. Das sollte man von Außen genau beobachten. Für die Justiz heißt es „Im Zweifel für den Angeklagten“ oder bis zum Urteil die „Unschuldsvermutung“.
Dies bedeutet aber nicht, das man dabei die nichtjuristische Beurteilung abwürgen muss. Es ist eines der Grundrechte, das die Gesellschaft sich unabhängig von der Rechtsprechung eine Meinung bilden kann.Ebenso wie ich mir das Recht herausnehme ein Kind nicht bei einem Lehrer zu lassen, bloß weil dieser wegen einem Beischlaf mit einem Jugendlichen nicht belangt werden kann, ebenso kann ich mir auf Grund von Infos meine Meinung zu der Person Uli Hoeeneß bilden. Eventuell muss ich diese auch noch korrigieren, wenn andere Infos heraus kommen. Das ist nichts ungewöhnliches.

Nun, Uli Hoeneß war schnell und gnadenlos dabei, wenn es um Urteile über Verfehlungen Dritter ging. Als eines der Beispiele seien sein vernichtenden Forderungen bezüglich Daum genannt.
Aber im Bezug auf die „Akte“ Hoeneß sind da einige andere Aspekte, die mich irritieren.
Da ist zunächst einmal, das etliche Blogger, die sonst schnell mit Urteilen zur Hand sind betonen, das Hoeneß ja bereits versteuertes Geld in die Schweiz transferiert habe. Nun, das scheint aber nicht mit den Angaben aus Hoeneß „Interview“ übereinzustimmen. Dort sprach Hoeneß scheinbar selbst davon, dass das Geld von Dreyfus auf sein Konto kam:

So kamen die Millionen auf das Konto, es war immer klar, das war ein Konto zum Zocken, für nichts anderes.

(Quelle: Zeit – „Da begann die Hölle für mich“)

Es scheint also bei weitem nicht so gewesen zu sein, das Hoeneß sein eigenes (angeblich) schwer erwirtschaftetes (und bereits versteuertes) Geld benutzt hat, um sich zu bereichern. In einem Fernsehbericht wurde ein Ausschnitt von Hoeneß gezeigt, in dem er sich in einer Talkshow sehr aggressiv gegen die Lebensmittelspekulation gewendet hat. Auf der anderen Seite ist scheinbar gerade die Schweizer Bank bei der Hoeneß „gezockt“ hat für eben diese Lebensmittelspekulationen bekannt. Unter diesem Aspekt sind natürlich auch Vorwürfe, die immer wieder auftauchten und nun wieder Thematisiert werden spannend. Der Wurstfabrik HoWo, dessen Miteigentümer Hoeneß ist wird immer wieder vorgeworfen Hungerlöhne zu zahlen und auch vermehrt auf Leiharbeiter zurück zu greifen. Ein Betriebsrat gibt es in der Fleischfabrik nicht.
Der „sozial“ engagierte Hoeneß sorgt in „seinem“ Laden scheinbar nicht für soziale Bedingungen. Die Spitze des Zynismus setzt sein Sohn auf, der das soziale Problem einfach wegschiebt: „Zudem könne der Staat ja entsprechende Mindestlöhne einführen.“
Will der Staat soziale Regeln einführen, brüllen die selben meist etwas von „Selbstverpflichtung“, also eine „unverbindliche Absichtserklärung“, ein „vielleicht“.

Nun das Interview in der Zeit, wo er „Auspackt“. Er sei Spielsüchtig gewesen! Er habe auch Verluste gehabt, sei „Klamm“ gewesen. und er konnte seit dem 20. März nicht mehr richtig schlafen.
Nun was war am 20. März?
Da kam der Zoll und machte eine Hausdurchsuchung bei Ihm, wegen seiner Steuervergehen. Das war der Zeitpunkt, wo es wahrscheinlich klar war, das sein Steuervergehen nicht so heimlich abgewickelt werden kann, wie er es wohl gewünscht hat. Aber interessant dabei ist doch die Zeitliche Schiene, wie es dazu kam, das er nun nicht mehr richtig schlafen konnte.
Hoeneß hat jahrelang Steuern hinterzogen. Dies scheint Ihm auch klar gewesen zu sein. Er soll kurz vor Weihnachten seinen Steuerberater/Anwalt beauftragt haben eine Selbstanzeige zu fertigen. Just, als der Bundesrat das geplante Steuerabkommen verhindert.
Aber warum gerade dann eine Selbstanzeige, wenn doch die Meldung mit der Steuer-CD eine Zeitungsente sein soll? Nun, ich begebe mich in das Reich der Spekulationen, wenn ich hier äußere, das ich persönlich glaube, das Hoeneß weiß, das er durch Unterlagen (z.B. der Steuer-CD) vor der Aufdeckung seiner Straftat steht. Natürlich wäre eine anonyme Steuerzahlung, wie es durch das gekippte Steuerabkommen geplant war um einiges günstiger für den sozial engagierten Menschen Hoeneß gewesen. Aber das war bestimmt nicht der Grund, das der Steuerberater/Anwalt den Auftrag bekam, die Selbstanzeige einzureichen.
Nun ein Vorwurf wird gegen die Steuerbehörde laut, das die Anonymität bei der Selbstanzeige nicht gewahrt wurde und dem „Focus“, der die Nachricht als erstes brachte illegaler weise etwas gesteckt habe. Eine Anwaltskanzlei hat deswegen auch schon Strafanzeige erstattet. Nun, das die Öffentlichkeit einen Monat, nachdem eine Ermittlung, ganz offensichtlich über die „Selbstanzeige“ hinaus gegen Hoeneß eingeleitet wurde davon erfährt, hat nicht unbedingt etwas mit dem Schutz vor Veröffentlichung bei einer Selbstanzeige zu tun. Schließlich gab es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung neben den schon einen Monat alten Hausdurchsuchungen auch (wenn die Zeitungsmeldungen stimmen) einen Haftbefehl, der mit Zahlung von 5 Millionen Euro Sicherheitsleistung durch den „klammen“ Hoeneß ausgesetzt wurde. Also nicht unbedingt mehr ein Vorgang, der durch die Selbstanzeige gedeckt ist. Nun durch die Strafanzeige gegen die Steuerbeamten wird dies (hoffentlich) juristisch geklärt.
Nun bietet die Zeit Ihm eine Plattform um sich „Reumütig“ zu zeigen. Von Seiten der „Zeit“ verständlich, da es um die Auflage geht. Man mag mir verzeihen, aber ich glaube Herrn Hoeneß diese „Reue“ nicht. gerade er selbst gibt mir den Grund dazu. So heißt es bei der Zeit eindeutig wie folgt:

Bis zum 19. März, dem Tag vor der Durchsuchung seines Hauses sei er davon ausgegangen, dass er keine Strafverfolgung zu befürchten habe

(Quelle: Zeit – „Da begann die Hölle für mich“)

Die Reue begann also damit, das er nun vor Augen geführt bekam, dass sein Handeln evtl. auch mal wirklich Konsequenzen nach sich führen könnte. Das bereitete Ihm dann schlaflose Nächte, nicht etwa vorher, als Ihm klar wurde, das er Steuern hinterzogen habe.
Wäre in Bayern nicht gerade die doch nun breiter in den Medien verarbeitete „Schwarzgeld-Justizrechtsprechung“ im Fall Mollath und das Aufkochen der sich gegenseitig angesteckten „Querulanten-Steuerfander“ in Hessen muss man sich Fragen, ob Hoeneß „Selbstanzeige“ überhaupt bearbeitet wäre. Ein heutiger „Brixner“ wird sich doch finden lassen, der mal eben bei den Steuerbehörden anruft. Oder man reagiert im vorauseilenden Gehorsam erst am Tag nach Fristende, so das formaljuristisch nichts mehr zu machen ist.
Ist ja nicht so, dass dies alles nicht schon mal dagewesen ist.

Für mich stellt sich der „Fall“ wie folgt dar:
Einen Monat nach der Durchsuchung verschiedenster Geschäfts- und Privaträume im Zusammenhang mit einer Steuerhinterziehung (diese hat Hoeneß mit der Selbstanzeige ja bereits zugegeben), bei der eine bestimmt nicht stark einzugrenzenden involvierten Personenzahl wird das Vergehen von Hoeneß öffentlich und es wird darüber berichtet. Das die Anonymität durch die Hausdurchsuchungen und dem scheinbar hinreichenden Tatverdacht weiterer, bzw. in der Selbstanzeige unvollständigen Steuervergehen (sonst würde ein Haftbefehl keinen Sinn machen) nur noch schwer zu halten ist dürfte Hoeneß klar gewesen sein. Das hat Ihm angeblich die Ruhe geraubt und mit dem Tag wurde sein Leben zur Hölle. Also nicht das Vergehen als solches war für Ihn ein Grund der Reue, sondern die Ungewissheit, was da noch auf Ihn zukommt. Von daher kann ich gerade mit der zeitlichen Schiene seine angebliche „Zochersucht“ nur als eben so billiges juristisches Spiel ansehen. Wenn er wirklich so unkontrolliert „rumgezockt“ hat wie er glauben machen will, dann sind die horrenden Verluste und das Zockergehabe bestimmt anhand der Kontenbewegungen deutlich sichtbar.
Dass das „Zockergeld“ angeblich aus einer Zuwendung (5 Millonen Euro) und einem Kredit (15 Millionen Euro) stammen, die er just zu Zeiten des Ausstattungssponsors bekam, wo es angeblich doch finanziell attraktivere Angebote anderer Firmen gab, führt zu einem „Geschmäckle“.

All das, neben seinen Äußerungen über Dritte lassen mir große Zweifel bezüglich der „Reue“ von Uli Hoeneß.
Natürlich ist dies eine rein subjektive Meinungsäußerung, die ich im Rahmen der freien Meinungsäußerung tätigen kann. Und dies ist der Unterschied zur „objektiven“ Juristischen Aufarbeitung des Falles.
Ob sich Hoeneß juristisch belangbar gemacht hat sollte eine unabhängige Justiz entscheiden. Die gesellschaftliche Bewertung ist diesem Urteil nicht unterstellt. So ist es ebenso bei Gutenberg, Wulff, Schavan, Daum usw. gewesen. Die gesellschaftlichen Konsequenzen sind oft härter. Ob immer gerechtfertigt, weiß ich nicht. Aber vielleicht sollte sich Hoeneß nun mal zurückziehen und aktive Reue, z.B. durch soziale Kompetenz in seine Wurstfabrik zeigen.

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