Steinmeier ein Plagiator?

Man könnte meinen, das pünktlich zu evtl. Koalitionsverhandlungen eine Schwächung der Verhandlungspartner vorgenommen wird.
Dies ist natürlich Blödsinn, wenn die Plagiatsvorwürfe auf wissenschaftlicher Basis stehen. Sollte sich hier herausstellen, das Steinmeier bei seiner Doktorarbeit betrogen hat, dann steht Ihm der selbe Weg wie all den anderen Plagiatoren bevor. Besser gesagt, ich erwarte von ihm die selben Konsequenzen, wie diese von seiner Partei bei anderen Plagiatoren verlangt wurden.
Es geht auch nicht darum, ob ein Plagiat ähnlich eines anderen Plagiat ist. Es ist egal ob ein Betrug angeblich weniger schlimm ist, wie ein anderer.

Nun, ich würde hier sofort Konsequenzen fordern, wenn ich die Vorwürfe selbst überprüfen könnte.
Und hier ist der Unterschied zu den meisten anderen Plagiatsvorwürfen.
Hier hat ein Hochschullehrer eine Doktorarbeit durch ein Computerprogramm gejagt und hat die Ergebnisse an die Uni geschickt. Wenn man den Artikel beim Focus (die als erstes über den Plagiatsverdacht geschrieben haben) nachliest, vermisst man einen Hinweis, dass das Ergebnis der Computerüberprüfung gegengeprüft wurde. Eher scheint es so, das die Vorwürfe nicht mal gesichtet wurden:

Kamenz schrieb der Universität, aufgrund einer Computer-Analyse habe er „umfangreiche Plagiatsindizien gefunden“. Diese wiesen „mit hoher Wahrscheinlichkeit auf vorhandene Plagiate“ hin, zitiert FOCUS aus Kamenz’ Mail.

(Quelle: Focus Online – „Umfangreiche Indizien“ in DoktorarbeitPlagiatsvorwürfe gegen SPD-Fraktionschef)

Ja es wird sogar noch extra darauf hingewiesen, das nicht mal sicher ist, dass die Quellen der angeblichen Originale richtig wieder gegeben werden.
Inzwischen ist ja auch bekannt, das die Uni Gießen am Freitag eine computergenerierte Mail bekommen habe, in der die Computer-Analyse enthalten war (siehe Frankfurter Rundschau: „Ein Computer entscheidet nicht über Plagiate“). Also keine Gegenkontrolle.
Wenn man dann weiter forscht, stößt man bei der Süddeutschen Zeitung auf den Hinweis, das der Focus den selbsternannten Plagiatssucher finanziert (Sponsor):

Laut Angaben des Professors ist der Focus übrigens auch Sponsor der Plagiatsanalysen, die Kamenz betreibt.

(Quelle: Süddeutsche Zeitung – Plagiatsverdacht gegen SPD-Politiker Steinmeier Vorwürfe aus umstrittener Quelle)

Es besteht also ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis, da der „Professor“ die Plagiatssuche als Geschäftsmodell betreibt. Er betreibt in Münster ein „Institut für Internet Marketing“, über die die Plagiatssuchen betrieben werden. Mit diesem Geschäftsmodell ist Herr Kamenz scheinbar Anfang dieses Jahres auf Finanzierungssuche gegangen. So schreibt der Tagesspiegel am 24.4.2013 über das Geschäftsmodell des Herrn Kamenz und seiner Finanzierungssuche. Schon damals wurde das „Computerprogramm“ des Herrn Kamenz als sehr Fehlerhaft kommentiert:

Debora Weber-Wulff, Informatik-Professorin in Berlin und Mitarbeiterin bei „Vroniplag“, hält Kamenz’ Methoden ebenfalls für „wenig seriös“. Politiker dürften nicht aufgrund von Indizien öffentlich verdächtigt werden. Mit Software könne ohnehin kein einziges Plagiat entdeckt werden, sondern nur Textähnlichkeiten. Hinzu komme, dass Kamenz offenbar technische Schwierigkeiten habe. So seien in dem „Prüfbericht“ über die Dissertation von Annette Schavan, den er mit Datum vom 22. April im Internet präsentiert, zahlreiche Fehler. Mehrfach seien Passagen als Plagiate ausgewiesen worden, in denen Schavan ihre Quelle korrekt nachgewiesen habe.

(Quelle: Der Tagesspiegel – Umstrittener Professor startet Kampagne gegen Plagiate von Politikern)

Wir halten fest, das der Focus lt. der Süddeutschen Zeitung mindestens 2 Mal einen „dreistelligen Euro-Betrag“ bekommen, dafür hatte der Focus angeblich ein „Erstpublikations-Recht“ gehabt. Herr Kamenz war also jetzt in der Bringschuld. Da trifft es sich doch gerade gut, wenn ein umstrittenes Computerprogramm -dessen Fehlerhaftigkeit bereits bewiesen sei- eine publizistisch hohe Zahl an evtl. Plagiate auswirft. Man nimmt nun schnell die reinen Eckdaten und wirft diese in den Ring.
Und das ist der letzte und für mich wesentliche Unterschied. Während bei früheren Plagiatsvorwürfen die beanstandeten Stellen Wortgenau und im direkten Vergleich von mir selbst einsehbar war, wie z.B. bei Guttenberg oder Schavan. Hier soll ich den Aussagen einer „Mail“ trauen, in der sich der selbsternannte Plagiatssucher mit solchen Phrasen wie „Indizienlage“, „Plagiatsindizien“, „hoher Wahrscheinlichkeit“ und den Hinweis auf eine „Computer-Analyse“ konsequent vor eine eindeutige Aussage drückt.
Selbst jener (in meinen Augen) dubiose Auftrags-Plagiatjäger Heidingsfelder hat auf seiner „PolitPlag“-Seite bei seinen Vorwürfen gegen den Leipziger (Gutachter im Fall Mollath) als Beweise seiner Vorwürfe Textpassagen veröffentlicht. Hier, in diesem Fall seltsamerweise Fehlanzeige.

Und noch etwas irritiert. Während bei den bisherigen Fällen der Doktortitel überall hervorgehoben wurden. Kein Plakat ohne den „Dr.“ Keine Seite, Auflistung, in dem man den Dr. nicht vorgefunden hatte. Bei Steinmeier wussten die meisten gar nicht, das dieser einen Dr.-Titel hatte. immer liest man nur von „Frank-Walter Steinmeier“. Kein „Dr.“, ja selbst auf seiner eigenen Webseite steht unter der Vita nichts von einer Promovierung. Einzig in seinem „Werdegang“ findet man von Ihm diesen Hinweis auf eine Promotion:

Nach dem Studium absolvierte ich mein Referendariat in Frankfurt, ging aber für Assistenzzeit und Promotion zurück an die Justus-Liebig-Universität in Gießen, der ich als Student, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Assistent und Doktorand bis 1991 verbunden blieb.
[…]
1991 wurde ich zum Dr. jur. promoviert. Meine Doktorarbeit trug den Titel: „Bürger ohne Obdach“.

(Quelle: frank-walter-steinmeier.de – Meine Zeit an der Uni)

Hier sehe ich einen klaren qualitativen Unterschied zu den Vorwürfen bei den anderen Plagiatsvorwürfen. Dort wurden die angeblichen Plagiatsstellen veröffentlicht und für alle nachvollziehbar dem angeblichen Original-Stellen gegenüber gestellt. Von daher scheint es verständlich, das Herr Dannemann im oben verlinkten Artikel vom Focus zu der Einschätzung des Plagiatsvorwurfes einschränkend sagt:

Der Berliner Jura-Professor Gerhard Dannemann, der sich eine Zwischenversion des Prüfberichts ansehen konnte, wertete die bislang festgestellten Verstöße als weniger gravierend als im Fall Schavan. „Erst eine genauere Untersuchung könnte Klarheit schaffen, ob dieser Fall ähnliche Dimensionen erreicht“, sagte Dannemann FOCUS. So würde er einen Großteil der Plagiats-Indizien als „lässliche Sünden“ oder gar unproblematisch einstufen. Er sei aber auch auf drei kritische Passagen gestoßen: „Wenn der Prüfungsbericht hier die Quellen richtig wiedergibt, wären das Verstöße gegen die Zitierregeln, die den Bereich des Tolerierbaren klar überschreiten würden“, sagte Dannemann.

(Quelle: Focus Online – „Umfangreiche Indizien“ in DoktorarbeitPlagiatsvorwürfe gegen SPD-Fraktionschef)

Herr Dannemann scheint den „Computer-Analysen“ auch nicht recht zu trauen. Er scheint die Wiedergabe der Quellen nicht so unkontrolliert aus dieser „Computer-Analysen“ übernehmen zu wollen.

Ich bin gespannt wie sich dieser Vorwurf noch entwickeln wird. Zeigt sich, das die „Computer-Analyse“ fehlerhaft ist, kann Herr Kamenz sein Geschäftsmodell in den Müll schmeißen.
Sollten sich dagegen Plagiate bestätigen, wird die nicht von der Öffentlichkeit nachprüfbaren Vorwürfe vermehrt folgen. Das könnte dann dem Missbrauch Tür und Tor öffnen.

Rein persönlich würde ich grinsen, wenn Steinmeier beim Plagiat erwischt würde. Ich vergesse ihm nicht, was er uns mit diesen Schröder beschert hat.

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