In meinem ursprünglichen Beitrag „Steinmeier ein Plagiator?“ habe ich mich mehr mit dem undurchsichtigen Vorwurf des Plagiats im Zusammenhang mit der „Computerauswertung“ durch den selbsternannten Plagiatsjäger Herrn Kamenz befasst.
Dieser hat Werbewirksam die Computerauswertung als Indiz für evtl. Plagiate in der Doktorarbeit von Steinmeier propagiert. Von meiner Kritik ist nichts wegzunehmen.
Ich habe in dem Artikel klar festgestellt, das mir persönlich für eine Bewertung die Kontrolle fehlt. So wurde die Computeranalyse nicht veröffentlicht. Auch fehlten die entsprechenden Belege.
Unabhängig von dieser Kritik hatte ich auch klar gestellt, das Herr Steinmeier bei einem Plagiat die Konsequenzen ziehen muss:
Sollte sich hier herausstellen, das Steinmeier bei seiner Doktorarbeit betrogen hat, dann steht Ihm der selbe Weg wie all den anderen Plagiatoren bevor. Besser gesagt, ich erwarte von ihm die selben Konsequenzen, wie diese von seiner Partei bei anderen Plagiatoren verlangt wurden.
Es geht auch nicht darum, ob ein Plagiat ähnlich eines anderen Plagiat ist. Es ist egal ob ein Betrug angeblich weniger schlimm ist, wie ein anderer.
(Quelle: Gehirnsturm – „Steinmeier ein Plagiator?“)
Nun ist es so, das diese Woche VroniPlag stellen aus der Arbeit von Steinmeier veröffentlichte, wo sie Plagiatsvergehen verschiedenster schwere sehen. Laut Presse sind dies etwas über 13% der Arbeit (aktuell auf VroniPlag 16,71%). Dies ist natürlich ein schwerwiegender Vorwurf, aber hier kann ich auch hingehen und mir ein eigenes Bild über die Vorwürfe machen.
Als Erstes fällt auf, das manche Seiten, die laut Herrn Kamenz Plagiate enthalten sollen, auf VroniPlag gar nicht auftauchen. Bei der Durchsicht fällt mir wiederum auf, das sehr oft nach den Plagiaten eine „Fußnote“ zu finden ist. Was nicht ist, ist die ganz offensichtlich die Markierung der wörtlichen Zitate. Dies war aber auch zu Zeiten dieser Doktorarbeit (1991) durchaus „Stand der Zeit“ (nur um denjenigen zuvor zu kommen, die von „anderen Zeiten“ reden).
Das was ich auf der Seite sehen kann und soweit ich dies Bewerten kann, wirkt für mich schon wie ein Plagiat. Also das Täuschen über die Autorenschaft der Texte. Zwar sieht man sehr oft am Ende oder während der wörtlichen Übernahme eine Fußnote, die dann auch einen Literaturnachweis verweist. Aber wenn man die Textfragmente so liest, kann man eher den Eindruck bekommen, dass Steinmeier hier auf weiterführende Infos, bzw. bestätigende Erläuterungen verweist. Weniger, das diese Literaturverweise auf eine wörtliche Übernahme hinweist. Schon auf Seite 001 (der Begutachteten Seiten bei VroniPlag) weist auf einen Literaturhinweis hin, ohne das deutlich wird, das von diesem nicht nur der vorherige Text sondern auch noch Textteile nach der Fußnote wortwörtlich übernommen wurde. Als Leser würde ich eher davon ausgehen, das mit dem Literaturverweis die Zahlen im eigenen Text vor der Fußnote untermauert werden sollen:
Über 40% aller Quartiere beherbergten mehrere Haushalte, über 10% waren sogar mit drei oder mehr Haushalten belegt
(Quelle: VroniPlag – Franz Walter Steinmeier Dr.-Arbeit Seite 001)
Solche Ungenauigkeiten scheinen sich schon fast wie ein roter Faden durch die Arbeit zu ziehen. So z.B. auch auf der Seite „006“, wo der Literaturverweis (durch die Fußnote) hinter dem ersten wörtlich übernommenen Satz steht und nicht deutlich ist, das dieser wörtlich übernommen wurde, noch das dahinter weitere wörtlich übernommene Textstellen vorhanden sind.
Neben diesen „Zitierfehlern“ schleichen sich auch immer wieder weitere zusätzliche Fehler ein, wie z.B. auf Seite „015“, wo neben der fehlenden Kenntlichmachung des wörtlichen Zitats auch die Seitenzahl der Fußnote nicht stimmt. Oder ebenfalls am Anfang auf Seite „003“, wo nicht nur die wörtliche Textübernahme nicht gekennzeichnet ist, sondern auch der Literaturhinweis zwar aus dem selben Sammelband des Originals entstammt, aber selbst nichts mit den Passagen der Doktorarbeit gemein hat.
Dies sind in meinen Augen schwerwiegende Fehler. Dabei ist es nicht von Interesse, ob diese im Umfang und Schwere mit anderen Plagiaten vergleichbar sind. Es ist bei einem Unfall wegen der Schuld auch unerheblich ob ein auffahrendes Fahrzeug schuldhaft 5 oder 50 cm des Unfallgegners beschädigt hat.
Weswegen ich folgende Äußerungen wie von Stephan Leibfried bei der FAZ für Unsinn halte:
Die Doktorarbeit entstand zudem im Vor-Computer-Zeitalter. Steinmeier diktierte sie wohl auf Grundlage handschriftlicher Entwürfe. Er dankt im Vorwort der Gießener Lehrstuhlsekretärin dafür, dass sie sich „durch viele Kilometer Diktat-band gequält hat“. Damals gab es weder ungelesenes, unverstandenes „Copy & Paste“ noch die Chance zu x-facher Überarbeitung. Das Diktierte musste sitzen. Nachträgliche Verbesserungen blieben meist auf Tippfehler begrenzt.
(Quelle: FAZ – In diesem Fall gehört der Ankläger auf die Anklagebank)
Es ist völlig unerheblich auf welcher Grundlage die Doktorarbeit entstand. Sei es auf Grund von handschriftlichen Notizen die dann auf ein Diktiergerät (?) gesprochen wurden oder ob sie ein Produkt vieler Disketten (wie von Gutti damals als Entschuldigung vorgetragen) sind. Die gewissenhafte Endkontrolle liegt bei dem Verfasser der Doktorarbeit. Ich kenne ein paar Doktoren, die hatten um diese Zeit (80er/90er) nicht mal ein „Lehrstuhlsekretariat“, das sich durch die „viele Kilometer Diktierband“ quälen konnten. Ich weiß eher davon, das diese einen Schreibdienst damit beauftragt haben und anschließend die Abschrift Korrektur gelesen haben. Und dann für die gesetzte Endfassung wiederum den Schreibdienst beauftragt haben und natürlich auch entsprechend vergüten mussten. Hier hatte es Herr Steinmeier ja noch gut getroffen.
Bis auf diese zum Teil recht aggressiven ’so war damals halt die „Vor-Computer-Zeitalter“‚-Argumentation finde ich den Artikel -wie er die Computeranalyse des Herrn Kamenz anhand der vorgelegten „Indizien“ auseinander nimmt- recht interessant. Vorausgesetzt, das die Analyse wirklich dieses Ergebnis mit sich bringt, wie Herr Leibfried es in dem Artikel behauptet:
Übrig bleiben ganze acht Stellen, mit einer Ausnahme alles kurze Sätze oder Satzteile, die man mit einiger Anstrengung als Plagiat bezeichnen könnte. In allen Fällen handelt es sich um im Literaturverzeichnis und in anderen Fußnoten nachgewiesene Fundstellen. Acht Sätze auf 395 Seiten Text sind kein vorsätzliches Plagiat, sondern Schludrigkeit.“
(Quelle: FAZ – In diesem Fall gehört der Ankläger auf die Anklagebank)
Wie gesagt, es handelt sich hier um einen Artikel über die Computeranalyse durch das Programm des Herrn Kamenz vom 16.10.2013. Die Veröffentlichung der Vorwürfe durch „VroniPlag“ wurden hier nicht Thematisiert, bzw. ignoriert. So ist eine der ersten Veröffentlichungen zu den Erkenntnissen von VroniPlag bereits am 12.10.2013 auf Heise.de zu finden. Spätestens am 16.10.2013, also dem Tag der Artikelveröffentlichung müsste Herr Leibfreid davon Kenntnis erhalten haben. Ansonsten muss man Ihm schlechte Recherche, bzw. fehlendes Informationsinteresse vorhalten. Das der nun für alle einsehbare Vorwurf auf VroniPlag in dem Artikel keinen Einzug erhielt ist unverständlich. Vor allem wenn eben an diesem Tag in dem eigenen Artikel eben auf das fehlende (und dem Herrn Kamenz vorgeworfene) kommerzielle Interesse bei VroniPlag hingewiesen wird sollte der Artikel sich auch mit diesen Vorwürfen beschäftigen. Selbst wenn man von einer Unwissenheit bei der Veröffentlichung des Artikels ausgeht, wäre hier ein umgehendes Update erforderlich gewesen. Vor allem, da sich die FAZ in der Folge wegen der „neuen“ Vorwürfe bedeckt hält. jedenfalls finde ich auf deren Seite nach diesem Artikel zum Thema Steinmeier erst wieder einen Beitrag über die SPD im allgemeinen (ohne Bezug auf einen Plagiatsvorwurf) und bei der Suche nach „Plagiat“ keinen weiteren Artikel. Das lässt nicht unbedingt eine neutrale Pressearbeit vermuten.
Es ist nun interessant wie sich die Partei (also die SPD) dazu verhält.
Es ist blödsinnig, von der SPD nun einen Aufschrei zu verlangen, ebenso diesen anderen Parteien vorzuwerfen, wenn diese erfolgen. Ebenso wie die Frage bei Kommentatoren, ob dieser oder jener das auch bei Gutti, Schavan usw. geschrieben habe.
Was auffällt ist das weder die SPD mit lautstarken Unterstützungsreden auffällt, noch das die anderen Parteien nun aufschreien. Gerade die CDU und die CSU hätten guten Grund der SPD ihre Empörung in den Fällen der eigenen Mandatsträger nun ihre eigene Empörung entgegen zu setzen. Will man die Koalition nicht gefährden? Die Parteien täten auf jeden Fall gut daran Steinmeier bis zu einer abschließenden Klärung außen vor zu lassen.
Um es klar zu stellen. Nachdem was ich bei VroniPlag gesehen habe halte ich im Sinne der Gleichbehandlung Steinmeier für nicht mehr tragbar. Das Mandat kann man Ihm nicht nehmen (das kann er nur selbst abgeben), aber wenn er einen Funktion darüber hinaus bekommen würde, macht sich die SPD unglaubwürdig. Er selbst könnte dem Ganzen mit dem Mandatsverzicht ein gutes Ende setzen. Gerade dadurch, das der erwartete Aufschrei der Gegner ausfällt, wäre dies ein gutes Zeichen für eine Neuorientierung bezüglich der politischen Moral. Sieht die Uni in der Arbeit keinen Plagiatsvorwurf bestätigt, stünde Ihm sogar ein schillerndes Comeback bevor. Etwas, was ich Cem Özdemir nach seinem Privatkredit (nicht nur Wulff kann sich wegen seinem Posten Vorteile ergattern) und den privaten nutzen der dienstlich erworbenen Bonusmeilen nicht zugestehe, auch wenn er sich bei dieser Wahl wieder über die Landesliste in den Bundestag gemogelt hat.
Damit will ich nicht die politischen Leistungen des Herrn Steinmeier positiv bewerten. Dazu ist mir sein handeln zu Schröders Zeit und in der großen Koalition noch zu präsent!
Links:
Ich habe heute 2 recht umfangreiche Artikel auf meinem Blog geschrieben und bin jetzt zum Essen eingeladen. Deswegen verweise ich auf die Links im Text.