Die „Schweizerische Fachstelle für Informationstechnologien im Bildungswesen“ hat das von Microsoft für die Schulen angebotene „Microsoft School
Agreement“ mit dem zwangsweise angebundenen „Live@edu“ untersucht und kommt zu dem Schluss das dieses Angebot von Microsoft zu sehr Nachteile für die Schulen mit sich bringt.
Vor allem sind da die Punkte Datenschutz, Werbung, Konkurrenzverbot zu nennen. Schon allein diese sind für eine freie Bildung nicht akzeptabel. Durch einen Rahmenvertrag würden sich die Schulen an dieses Angebot binden und andere Alternativen geraten in den Hintergrund und werden zunehmend weniger.
Auch sollen einige Vereinbarungen sich nicht mit den Schweizer Recht vereinbaren lassen. Vielleicht ist das der Grund, das in diesen Verträgen, wie die Fachstelle erklärt auch der Gerichtsstand vertraglich zum Nachteil der Schulen vereinbart werden soll.
Das Institut empfiehlt deswegen, das die Schulen Ihr IT-Konzept auf freie Software aufbauen sollen. Sie geht sogar so weit, dass sich Schulen, die mit der Umstellung nicht so schnell vorwärts kommen sich immer noch besser dastehen, wenn Sie sich Microsoft-Lizenzen kaufen, statt das „Microsoft School Agreement“ zu verwenden.
Die „Schweizerische Fachstelle für Informationstechnologien im Bildungswesen“ schreibt dazu:
Hintergrund dieser Empfehlung ist das Scheitern der Neuverhandlungen des «Partners in Learning»-
Rahmenvertrags, der zwischen Microsoft Schweiz und educa.SFIB bis Ende Juni 2009 bestand. Trotz
grossem Engagement seitens educa.SFIB kam kein Nachfolgevertrag zustande. Grund war das
Festhalten von Microsoft Schweiz an der Verknüpfung einer neuen Rahmenvereinbarung mit dem
Microsoft Live@edu-Angebot – einem Webservices Paket aus Microsoft-Produkten – sowie an einer
neuen Preisgestaltung, die auf dieser Verknüpfung basiert.
(Quelle: Empfehlung_Kurz der „Schweizerische Fachstelle für Informationstechnologien im Bildungswesen“ – Link unten zu einem Zip-Download mit den kompl. Unterlagen der Fachstelle).
Noch interessanter ist der Preisvergleich der Fachstelle zwischen den „Mietpreisen“ durch das „Microsoft School Agreement“ und den vergleichbaren Kauflizenzen. Wenn man bedenkt, das man mit dem Mietvertrag unter Anderem eine Vereinbarung eingeht, die ein Konkurrenzverbot mit sich bringt, dann fragt man sich, ob in Schulen, die diese Bedingungen akzeptieren, der Mathelerer schläft. 😉 Das die Fachstelle diesen Preisvergleich als .xls, also als Microsoft-Tabellen-Format anbietet, beweist einen gewissen Humor der Fachstelle und das Ihnen bewusst ist, das „freie Software“ mit der Darstellung dieses Formates keine Probleme hat. Mein OpenOffice hat nur müde gelächelt, als ich diese Tabelle -die sich auch in der downloadbaren Zip-Datei unten befindet- geöffnet habe.
Das Institut hat die Vertrags- und Datenschutzbedingungen von Live@edu analysiert und will darin gravierende Probleme entdeckt haben, die die Schulen benachteiligen und teilweise dem Schweizer Datenschutzrecht widersprechen sollen. Die Funktionen des Dienstes seien zudem wenig auf schulische Unterrichtssituationen abgestimmt, seine Nutzung bringe erheblichen Umstellungsaufwand in den Schulen mit sich und erhöhe die Abhängigkeit der Schulen von Microsoft. Das Institut weist in seiner Empfehlung allerdings ausdrücklich darauf hin, dass Microsoft einige der genannten Kritikpunkte anders bewertet.
(Quelle: Heise Online „Empfehlung: Schweizer Schulen sollen Windows-frei werden“)
Nun, das Microsoft die Sache „anders Bewertet“, kann ich mir Denken. Die Bemühungen, Ihre Produkte als Monopol zu verfestigen kenne ich zur genüge. In der Erklärung von Microsoft heißt es dann auch so:
Unsere Vision ist diejenige einer Schule, in der die Schülerin oder der Schüler im Zentrum steht. Bildung ist aber mehr denn je nicht nur für die Zukunft des Einzelnen, sondern auch für die Zukunft von Wirtschaft und Gesellschaft wichtig. Deswegen bekennt sich Microsoft auch in Zukunft zu einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit Schulen und Bildungsinstitutionen.
(Quelle: Microsoft „Information zu den Microsoft Konditionen für Schulen 2010“)
Nun, ich habe auch eine Vision. Den Schülern wird der Umgang mit PCs vermittelt und zwar ganz nach dem Bildungsauftrag „Frei und Umfassend“ ohne die Bindung an eine Firma.
Interessant in dem Zusammenhang ist auch die Beantwortung von „Fragen“, die angeblich an die Microsoft Schweiz herangetragen wurden. Ich picke hier mal ein schönes Exemplar heraus:
Wieso gibt es Ausschreibungen zur Beschaffung von Schulinformatik, welche Microsoft Windows vorgeben?
Microsoft Lösungen bestehen vornehmlich aus interoperablen und auf offenen Standards beruhenden Produkten auf Client- und Serverseite. Trotz der Möglichkeit verschiedene Technologien von verschiedenen Herstellern kombinieren zu können, verringern sich die totalen Betriebskosten (TCO) bei einem Kauf beim selben Hersteller beträchtlich. Zudem bietet Microsoft oft auch innovative Dienste an, welche bei Mitbewerbern nicht vorhanden sind. Schulen, die auf Microsoft ausbilden, treffen zudem den Anspruch der Industrie und geben ihren Abgängern gute Chancen auf einen erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben mit.
Aus all diesen Gründen wünschen viele unserer Kunden explizit die (Wieder-)Beschaffung von Microsoft Produkten.
(Quelle: Microsoft „Information zu den Microsoft Konditionen für Schulen 2010“)
So, so, weil es „billiger“ ist, wenn die Produkte nur von einem Anbieter kommen? Na, dann kann der Kunde sich ja die Produkte bei einem Anbieter holen, oder nicht?
Microsoft weiß auch, was die Kunden wünschen! Sie wünschen „explizit die (Wieder-)Beschaffung von Microsoft Produkten“. Einfach Genial und weil der Kunde das (gefälligst) zu wünschen hat, muss man Ihn Vertraglich dazu zwingen? Nun, bei mir ist es so das ich, wenn ich mit einem Produkt zufrieden bin „freiwillig“ wieder zu diesem Anbieter komme, ganz ohne Knebelvertrag. Ich würde eher sagen, dass hier Schüler und Lehrer gehindert werden sollen, sich mit Alternativen zu beschäftigen zu dürfen. Warum sonst ein Konkurrenz-Verbot?
Was ich mich nun Frage ist, ob es ähnliche Bestrebungen auch in Deutschland gibt?
HINWEIS für Schulen, Lehrer und Schüler:
Ich benutze als Betriebssystem Ubuntu (weil ich auch zu Faul bin, mir alles zusammenzustellen). Wie man auf der deutschen Ubuntu-User-Seite entdecken kann, hat die Ubuntu-Community speziell für Bildungszwecke ein angepasstes Betriebssystem entwickelt, das „Edubuntu“. Und ich muss sagen, meine Nutzungsvielfalt hat sich seit der Nutzung von Ubuntu stark erweitert. Es gibt natürlich gerade im Linux und Unix-Bereich noch viele andere Alternativen. Mehr als Microsoft jemals anbieten kann.
Ich kann nur empfehlen, sich mal einen leeren Rechner zu schnappen und einfach mal das eine oder andere freie Betriebssystem aufzuspielen und ein wenig zu testen.
Links:
– Heise Online: „Empfehlung: Schweizer Schulen sollen Windows-frei werden“
– Microsoft Schweiz: „Information zu den Microsoft Konditionen für Schulen 2010“
Download:
– Schweizerische Fachstelle für Informationstechnologien im Bildungswesen: Empfehlung MS School Agreement und Live@edu (ZIP-Datei -453 KB- mit den Empfehlungen und Informationen rund um das Microsoft-Angebot für Schulen)