Legal? Illegal? … Scheißegal? -Teil 1- Julia Schramm

Eigentlich wollte ich ursprünglich diesem Artikel den Titel „Julia Schamm und Bettina Wulff | Legal, illegal … scheißegal?“ geben. Der ist in der ursprünglichen Einleitung zu lesen:

Die Ereignisse der beiden passen gerade gut zusammen.
Auf der einen Seite eine Politikerin (lt. eigenen Angaben) im Bundesvorstand einer Partei, die für neue Wege des Urheberrechts steht und auf der anderen Seite eine Frau, die sich bisher dadurch auszeichnet, dass die Außenstehenden den Eindruck haben, dass diese alles Rafft was nur irgendwie geht.

Was Beide auszeichnet ist, dass man für fragwürdige Produkte möglich viel rausschlagen will.

Was nicht bedeutet, das ich beide in ein Topf werfen möchte. Mich interessiert da eher das Verständnis in jedem der beiden „Fällen“.

Da dies aber meiner Meinung nach den Rahmen sprengen würde, habe ich dieses Thema nun in 2 Teile geteilt. Der erste Teil ist Julia Schramm gewidmet.

(Ein Slogan von der Piratenpartei, die diese als Banner ins Internet gestellt hatte)

In meinen vorherigen Artikel habe ich mich schon über das Vorgehen und der Handlung von Ihr geäußert. Dabei habe ich auch auf die „freie“ Dikusionsmöglichkeit auf der Plattform der Piratenpartei berichtet. Man hat einfach den entsprechenden Thread geschlossen!
Inzwischen hat der Bundesvorstand der Piratenpartei eine „Stellungsnahme“ zu der Buchveröffentlichung online gestellt.
Um es von meiner Seite zu sagen, ich werde diese gequirlte Scheiße nicht weiter kommentieren. Soll sich jeder selbst ein Bild von dieser Stellungsnahme machen: Stellungnahme des Bundesvorstands zur Buchveröffentlichung “Klick mich”

Interessant war nur, was man (so weit frei geschaltet) in den Kommentaren liest. besonders süß fand ich einen Kommentar, in dem versucht wird mit einem Auszug des Protokolls aus einem Bundesparteitags als Unterstützung für Julia Schramm eingestellt wurde:

Mcihael sagt:
20. September 2012 um 14:32

Auszug aus dem offiziellem Protokoll des Bundesparteitags 2012.1:

http://wiki.piratenpartei.de/Bundesparteitag_2012.1/Protokoll

2012-04-28 15:41:54 Frage: Wirst Du deine neue Bekanntheit oder vermehrte Bekanntheit nutzen, um dein Buch zu vermarkten? 2012-04-28 15:42:08 Applaus. 2012-04-28 15:42:10 Julia: Ja, ich habe dieses Buch geschrieben. Es wird in diesem Jahr erscheinen und ich bekomme dafür Geld, dass es mir ermöglicht, hier Arbeit in dem Maß zu machen. ???? Ich habe bisher stark darauf geachtet, dass man die Sachen trennt. ??? Ich weiß, dass das schwer wird. Ich glaube aber, dass ich in der Urheberrechtsdebatte eigentlich genau die richtige Person bin. Der Wind pfeift uns da um die Ohren. ???? Wer Tauschbörsen verbieten will, will das Internet verbieten. Ich werde diese Meinung vertreten, selbst wenn ich dafür nie wieder einen Vertrag bekomme. Ich glaube, ich kann das gut vertreten, gerade weil ich Urheber bin.
Fazit:
Sie wurde ins Amt gewählt von den Leuten denen das mit dem Buch klar war. Auch damals war bereits die Zahl 100.000 Euro im Raum, wenn sich meine Erinnerung nicht ganz verlassen hat.

(Quelle: Kommentar #21 zur Stellungsnahme des Parteivorstands; Hervorhebung von mir)

Das Fazit habe ich mal hervorgehoben. Was jener „Kommentator“ aber scheinbar nicht berücksichtigt ist folgende Sätze, die eigentlich recht bald über seinem Fazit zu lesen sind:
„Wer Tauschbörsen verbieten will, will das Internet verbieten. Ich werde diese Meinung vertreten, selbst wenn ich dafür nie wieder einen Vertrag bekomme.“
Auch den Rest der Äußerungen von Frau Schramm lässt er lieber unter den Tisch fallen:

Frage: Wie bist du politisch eingestellt?
2012-04-28 15:44:58
Julia: Höhö. Piratig. Ich bin kein Fan von dieser Einordnung. Ich glaube an eine freie und solidarische Gemeinschaft. ??? Wir sollten uns dafür einsetzen, dass sich Menschen maximal frei entfalten können. ???? FReiheit und Solidarität. ???
2012-04-28 15:45:35
Applaus.
2012-04-28 15:45:36
Frage: Wirst du deine eigene Meinung oder ausschließlich „Parteimeinung“ in der „Presse“ vertreten (Datenschutz)?
2012-04-28 15:45:58
Julia: Ich werde Piratenmeinung vertreten. ???? Ich habe gemerkt, ich habe mich kritisch damit auseinandergesetzt, ???? Das war eher eine philosophische Debatte, beschäftige mich eher akademisch mit dem Thema Privatsphäre. ???? Und wenn die Piratenpartei sagt, das ist das Instrument, und das soll ich vertreten, dann tue ich das uneingeschränkt.
2012-04-28 15:46:43
Frage: Ist es von den Medien zutreffend wiedergegeben, dass du deinen Buchvertrag vor allem deswegen geschlossen hast, um als BuVo-Mitglied zeitlich und finanziell unabhängig zu sein?
2012-04-28 15:47:25
Julia: Als ich den Buchvertrag abgeschlossen habe, habe ich damit nicht groß geplant. ???? Ich habe dann gehmerkt, ich bin jetzt finanziell unabhängig und kann die Arbeit machen. Das steht nicht direkt im Zusammenhang. Das buch war zu 2/3 Fertig ?????

(Quelle: PiratenWiki – Bundesparteitag 2012.1/Protokoll)

Bei diesem Parteitag hat sie sich auch zu den Zielen der Piratenpartei bekannt und ausgesagt, dass sie diese vertreten will.
Trotzdem sind auf einer extra eingerichteten Seite Mails, Twitter-Nachrichten etc. mit persönlichen Daten der Absender öffentlich eingestellt worden. Zumindest die Mails können nur mit direkter Einwilligung, bzw. Zugriffsgewährung von Frau Schramm veröffentlicht worden sein.
Um dies zu bewerten, mal ein kleiner Blick in die Programmziele der Piratenpartei:

Privatsphäre und Datenschutz

Der Schutz der Privatsphäre und der Datenschutz gewährleisten Würde und Freiheit des Menschen. Die moderne freiheitlich-demokratische Gesellschaftsform wurde in der Vergangenheit auch unter Einsatz zahlloser Menschenleben erkämpft und verteidigt.
[…]
Informationelle Selbstbestimmung
Das Recht des Einzelnen, die Nutzung seiner persönlichen Daten zu kontrollieren, muss gestärkt werden.

(Quelle und mehr zum Thema: Piratenpartei – Themen und Ziele: „Privatsphäre und Datenschutz“)

Dann kommt auch noch dazu, das man scheinbar das Internet bereinigen will, so dass der Vorgang nicht noch peinlicher wird. Ebenso wie man sich die Dinge herauspickt, die man dann neu interpretiert, werden andere Aussagen scheinbar schnell entfernt. So war bis vor kurzen noch recht interessante Äußerungen von Julia Schramm auf YouTube zu sehen, die so garnicht zu den Erläuterungen von ihr und dem bundesvorstand passen. Will man sich diese Äußerungen jetzt ansehen und anhören so bekommt man dieses schöne Bild zu sehen:

Oh, du schöne heile transparente Piratenwelt!

Um mich nicht falsch zu verstehen, Julia Schramm hat alles recht selbst zu entscheiden, ob solch ein Interview mit Ihr online ist oder nicht. Nur sollte solch eine Entscheidung auch mit Ihren Aussagen und Position übereinstimmen. Das sehe ich hier nicht. Sie ist im Bundesvorstand der Piraten und hat sich nach eigenen Aussagen zu den zielen der Partei bekannt und will diese Vertreten. Dazu gehört auch die Transparenz der Funktionäre der Partei. Dies ist z.B. ein Grund, warum ich weder dieser Partei angehören will, noch das ich dort je ein Amt übernehmen würde. Weil ich hier einen Widerspruch zwischen den verschiedenen Ansprüchen der Parteiziele sehe. Aber ich habe mich auch nie zu den Zielen der Piraten bekannt und erst recht habe ich nie erklärt, diese zu vertreten. Im Gegensatz zu Frau Schramm.

Stefan Niggemeier schießt sich in seiner Verteidigung von Frau Schramm so auf die beiden Begriffe „Urheberrecht“ und „geistiges Eigentum“ ein, dass er dabei den Blick auf das Ganze, nämlich der Aussagen von Frau Schramm einfach ignoriert. Als ich diesen Beitrag gelesen habe, kam es mir schon fast so vor, dass julia Schramm nur deswegen gut sein muss, weil Stefan Niggemeier der Bild einen Fehler/Lüge/Täuschung nachweisen konnte. Da aber noch nicht mal Frau Schramm vor diesem „Fehler/Lüge/Täuschung“ diese Unterscheidung machte, wie man in den verschiedensten Äußerungen außerhalb des Podcastes „Wir. Müssen Reden“, auf den sich Stefan Niggemeier mit Scheuklappen Fokussiert entnehmen kann. An den verschiedensten Stellen hat sie nicht nur „geistiges Eigentum“ als „ekelhaft“ bezeichnet, sondern auch gegen das Urheberrecht gewettert.

Julia Schramm hat die Urheberschaft von „geistigen Eigentum“ als ein beziehen aus dem Wissen aller anderen bezeichnet. Nach Ihrem Verständnis (jedenfalls wie sie es vor Ihrer Buchveröffentlichung geäußert hat) ist das Buch von Ihr nicht Ihr Werk, sondern eben das Ergebnis einer Zusammenfassung des gesamten Wissens aller. Somit ist es um so verwunderlicher, dass sie plötzlich wegen dem illegalen Download von „mein Buch“ spricht und die Aktion vom Verlag gutheißt.

Was noch ein spannender Aspekt sein könnte, ist die Frage nach der Schöpfungshöhe. Ob diese bei diesem Werk wirklich gegeben ist, das der gesetzliche Schutz greift (ich weiß, nur einen recht plumpe zynische Zwischenbemerkung).

Aber den Aspekt, den ich hier noch weiter verfolgen will, ist Ihre Aussage, das sie:

Ich habe bisher stark darauf geachtet, dass man die Sachen trennt.

(Quelle: PiratenWiki – Bundesparteitag 2012.1/Protokoll)

Nun, hier ist wohl das Zauberwort „bisher“ (nur damit Herr Niggemeier nicht über mich herfällt). Weil nach heutigem Stand ist dies nicht mehr gegeben. Geht man auf die Homepage von Frau Schramm so findet man auf der Startseite neben den Menüs Blog, Persönliches und Feed auch die Menüpunkte „Piraten“ und „Buch“ dort. Das Der Menüpunkt „Piraten“ auf einen Bereich Ihrer Seite mit „piratigen“ führt, kann man noch nachvollziehen, dass aber, wo sie schon in Ihrem Blog ausführlich über Ihr Buch schwadroniert mit dem Menüpunkt „Buch“ direkt zum Verlag auf die Werbeseite für das Buch verlinkt, zeugt nicht gerade von einer „Trennung“, wie behauptet. Aber selbst dies könnte man noch hinnehmen, da ich sowieso nicht weiß wie man sein Leben trennen kann, wie sie es beim Bundesparteitag behauptet hatte. Aber das dies zumindest heute nicht mehr stimmt zeigt schon die Verlagsseite. Geht man unten auf den Reiter „Termine“, so findet man dort nicht nur die Termine, die die Lesung betreffen sondern auch ganz klar Termine die die Piraten udn Ihre Funktion als Mitglied des Bundesvorstandes betreffen:

Sie ist dort nicht als „Buchautorin“, sondern eindeutig als „Mitglied im Bundesvorstand Piratenpartei“ eingeladen.

Das sieht mir nicht sehr stark nach strikter Trennung aus und scheinbar toleriert die Piratenpartei diese Verknüpfung von privatem Interesse und Vorteilen mit der politischen Arbeit.
In wie weit Julia Schramm noch gegen die Grundsätze der Piraten handelt weiß ich nicht. Es ist mir auch zu Mühsamm noch weiter über diese Frau zu recherchieren. Was ich bisher schon alles erfahren habe, das passt nicht in einen Blog.
Meine persönliche Meinung ist, dass sie eine große Heuchlerin ist und es Ihr scheißegal ist, wen sie für Ihren persönlichen Vorteil schädigt.

Zum Schluss noch den Aspekt der Verschwörungstheorie.
Neben „fefe“, dem alten Verschwörungstheoretiker 😉 hat, nachdem „Don Alphonso“ auf seinem Blog bei FAZ-Community die Verschwörungstheorie „Julia Schramm: Ein Buchdebakel als Sieg für Bertelsmann“ formuliert hatte auch aufgenommen und musste diese direkt mit einem Update garnieren.
Nun, ob nun wirklich die „Blöd“ die Datei auf Dropbox hoch geladen hat, um dann eine diese Story zu haben oder ob dies ein gelungener Coup von Bertelsmann war, sei mal als mögliche Theorie dahin gestellt sein. So gerne ich zwischendurch mal fefe’s Hinweise auf Verschwörungstheorien lese, so ist gerade hier das Problem, bzw. die Begebenheit, dass für diese Theorien es einen Mitspieler benötigt. Nämlich Julia Schramm. Auf der einen Seite brauchte sie nicht erklären, dass sie keinen Widerspruch darin sieht wenn der Verlag gegen den Download auf einer Homepage vorgeht (siehe: Süddeutsche Zeitung – “Jetzt krakeelt wieder der Mob”). Noch brauchte sie auf der anderen Seite einen Vertrag mit diesem Verlag und/oder zu solchen Bedingungen unterschreiben.
Gerade, das dies ein Plan von Bertelsmann sein sollte, halte ich eher für fraglich. Das sie sich durch den voraussehbaren Skandal einen entsprechenden Kaufhype erwartet haben, schon eher. Mal ehrlich, selbst wenn man 100.000 Euro (das ist ja die Summe, die herumschwirrt) wenig sind, um einen Feind zu vernichten, so ist doch eher die Frage, ob die Piraten ein ernst zu nehmender Feind sind. Ich glaube, das sie bei weitem nicht so ernst für die Verwerter zu nehmen sind, wie die Grünen für die Atommafia. und wir haben es ja gesehen, was die Grünen bewirkt haben, von wegen Atomausstieg. Und ohne Fukushima würden wir heute weiter auf dem Stand vor dem Grünenausstieg sein. Und nun, ein gutes Jahr später ist auch der Ausstieg aus dem Austieg-Ausstieg schon wieder fraglich. Und hier geht es „nur“ um eine nationale Begebenheit (nicht von den Firmen her, sondern dem Einfluss), während die Urheberrechte und die Verwertungsmafia auf einer internationalen Interessenebene zu suchen sind. Als ob Deutschland nicht ganz schnell isoliert wäre, wenn es wirklich so weit käme, dass durch entsprechende Gesetze die Interessen der Verwerter eingeschränkt wird. Einzig, dass nun gerade ein schiefes Bild über Autoren durch diese im Netz kursierende Summe (und die 60.000 von Bettina Wulff) könnten ein mieser Plan sein. Ich kenne einige, auch sehr (und nicht nur Regional) bekannte Autoren (z.B. aus Köln und Bonn), die trotz ihrer Bekanntheit nur von solchen Summen träumen können. Einzig die Höhe ihrer Anteile pro verkauften Buch ist mit der Bekanntheit gestiegen. Die Vorschüsse für ein Buch dagegen nicht in dem Maße, wie der Bekanntheitsgrad gestiegen ist (zu behaupten, das diese nicht gestiegen sind, wäre gelogen. Aber diese Autoren sind Garanten für einen gewissen Buchverkauf, also keine Risiko-Investitionen).

Nun aber Schluss, bevor ich vom Hölzchen zum Stöckchen komme. Und es steht ja auch noch der 2. Teil zum Thema „Bettina Wulff“ aus.

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