F!XMBR hat es schon, in verschiedenen Beiträgen, wie z.B. in den Artikeln „Ich mach Dich fertig, Du Sau!“ oder „Klarmachen zum Sperren!“ beleuchtet.
Ist die Piratenpartei wirklich eine wählbare Alternative?
Ich habe mir diese Frage schon länger gestellt. Auch bin ich nicht auf den erstbesten Zug der Empörung gesprungen, als die Themen Bodo Thiesen oder Jörg Tauss aufgetaucht ist. Wohl sind dies wichtige Punkte, die man bei der Betrachtung der Partei und vor allem den Umgang der Partei mit den Menschen, die Sie wählen sollen mit einbeziehen muss. Besonders wenn man sich anschaut, wie die Parteimitglieder mit Kritikern umspringen.
Da gibt es einen SPD-Abgeordneten, der plötzlich ein Internet- und Meinungsfreiheit liebender Pirat wird. Dieser ehemalige SPD-Abgeordneter des Bundestag, der Herr Jörg Tauss hat auf der Seite Abgeordnetenwatch immer wieder erklärt, warum er bei der Entscheidung x oder der Abstimmung y mit mehr oder weniger Bauchschmerzen abgestimmt hat. Nun, da seine politische Karriere vorbei ist (oder glaubt jemand, dass dieser noch eine Chance auf einen der aussichtsreichen Listenplätze für einen der Mandatsplätze bekommen würde?) entdeckt dieser sein Gewissen. Sein publizistisch wirkungsvoller Austritt aus der SPD und dem Beitritt in die Piratenpartei hat nichts damit zu tun, dass seine Karriere zu ende ist. Dies hat bereits mit der Aufhebung seiner Immunität und den Bilderfunden bei Ihm begonnen.
Die Unschuldsvermutung stehen Ihm zu, aber darum geht es auch nicht. Die Bilderfunde hat es gegeben und er bezeichnet sich als erster „Pirat“ im Bundestag. Auf seiner eigenen Seite prangt neben seinem Namen das Piratenbanner. So finden sich auf seiner Seite Meldungen, wie diese: „Bundestagspirat ergreift morgen das Wort“. Herr Tauss gefällt sich scheinbar so in seiner Rolle als Pirat.
Ob dieser Sprachgebrauch und solches Verhalten förderlich für die Partei ist? Ich weiß es nicht.
Es hätte der Partei gut getan, wenn Sie eine klare Trennlinie zwischen dem Parteimitglied und seiner durch einen Listenplatz der SPD erhaltenden Mandat zu ziehen. Die Souveränität der Piraten, scheint nicht das Interesse des Herrn Tauss zu sein. Sonst würde er sich erst mal mit seinen eigenen Altlasten beschäftigt und die restliche Zeit seines Mandats mit Würde zu ende gebracht und sich nicht in seinem Piratenterminus zu gefallen:
„Jörg Tauss, Bundestagsabgeordneter und erstes Mitglied der Piratenpartei in einem nationalen Parlament, wird sich morgen an der Debatte des Deutschen Bundestages im Plenarsaal beteiligen und das Rednerpult „entern“.“
Netter Nebeneffekt ist sein Wahn, sich in dritter Person auf seiner eigenen Seite hin zu stellen.
Diese Aussagen passen nicht mit der Aussage der Piraten-Parteispitze zusammen, dass Tauss weder ein Mandat, noch ein Amt bei den Piraten anstrebt oder erhält.
Dann kommen wir noch zu der zweiten schillernden (um es mal höflich aus zu drücken) Person, von denen sich die Piraten geiseln lassen. Gemeint ist Bodo Thiesen, der sich schon vor Jahren mit seiner abenteuerlichen Geschichtsmeinung nur in bestimmten Richtungen Freude geschaffen hatte. Über seine, meiner Meinung nach braune Grundeinstellung und sein, in meinen Augen bla-bla, der als Distanzierung zu lesen ist, haben schon einige was geschrieben. Das kann ich mir sparen. Neben dem Texten von F!XMBR, die zum Teil oben verlinkt ist, ist ein Text auf Spiegelfechter lesenswert. Dieser Text mit dem Titel „Piraten in schwerer See“ zeigt sehr schön, die Zwickmühle der Piraten zwischen Ihren Ansprüchen und der Forderung nach einer Distanzierung durch Thiesen auf.
Womit ich nicht übereinstimme, ist sein Fazit.
Ich habe selbst schon in Signaturen von Forumsaccounts die ich habe, eine der Spruchvarianten „Ich verachte Ihre Meinung, aber ich gäbe mein Leben dafür, dass Sie sie sagen dürfen.” benutzt. Für mich bedeutet es aber nicht, dass ich den Kerl dann nicht aus meinem Haus schmeiße. Sei dieses Haus, real zu sehen oder nur Bildlich, wie z.B. in Foren, Parteien oder sonstiges. Es bedeutet für mich auch nicht, dass ich mir den Schwachsinn dann auch anhören muss. Diese Freiheit scheinen die Piraten sich scheinbar nicht zu trauen anzuwenden. Man hatte ja scheinbar noch nicht mal den Mut, auf dem Parteitag in Hamburg die Abstimmenden zu Informieren, obwohl dem Vorstand die Problematik (im Gegensatz zu den Delegierten) sehr wohl bekannt war. Man hat also sozusagen die Meinungsbildung, die durch die Abstimmung geäußert wurde, durch Info-Unterlassung beeinflusst. Sieht so die Meinungsfreiheit dieser Partei aus? Wenn man seine Hürden so hoch setzt, dann muss man sich nicht wundern, wenn man tief fällt.
UPDATE:
Da ich mir etwas Zeit mit dem Text hier lasse, hat sich die Wirklichkeit nun so langsam hereingedrängt. Nach dieser Aussage im Forum der Piraten, ist Bodo Thiesen von allen Ämtern (die er lt. den Piraten ja gar nicht hatte) entbunden worden und der Vorstand strebt ein Parteiausschlussverfahren an. (Quelle dazu:
Aber die Delegierten auf dem Bundesparteitag scheinen auch der Meinung gewesen zu sein, dass man sich nicht informieren muss. So hätte ein Blick auf seine „Stellungsnahme“ über seine „persönliche Meinung vs. Parteimeinung“ gereicht, um zumindest einiges an Fragen aufzuwerfen.
Besonders Pikant ist es, dass man dann 3 Tage nach der Bundesparteiversammlung entdeckt hat, dass es nicht der Meinung der Piraten ist, die man auf den Benutzer-Seiten von Thiesen im Piratenwiki findet. So ist die oben erwähnte Stellungsnahme am Morgen des 7.7. noch ohne einen Hinweis, so findet man am selben Tag etwas später diesen Vermerk:
Dieser Artikel ist keine offizielle Aussage der Piratenpartei Deutschland sondern stellt die Meinung von Bodo Thiesen dar
Änderungen dieser Seite zur Korrektur offensichtlicher Fehler (insbesondere Rechtschreibfehler) sind zulässig, von inhaltlichen Änderungen ist allerdings abzusehen. Bist Du mit bestimmten Positionen nicht einverstanden oder möchtest Dich aus anderen Gründen zu Wort melden, benutze dazu bitte die Diskussionsseite.
Nun, aber nicht nur die Stellungsnahme ist interessant. Was weit aus interessanter ist, sind seine politischen Forderungen.
Dass sich die „politischen Partei“, die Piraten bei den „politischen Forderungen“ eines Ihrer Amtsträger ebenfalls eine Erklärung einstellen (siehe Oben), dass dies nichts mit der Partei zu tun hat (meine Kurzinterpretation), ist nicht nur befremdlich, sondern fragwürdig.
Noch Fragwürdiger ist da aber einiges von dem, was man dort lesen kann.
Es fängt damit an, dass dieser Mensch die Unabhängigkeit (ohne jetzt zu berücksichtigen, dass diese Unabhängigkeit bereits durch Fraktionszwang, etc. ad absurdum geführt wird) der Abgeordneten abschaffen will.
Dies will er in einer Kombination von „Parlamentsunwürdigkeit“ und „Berufsverbot“ der Abgeordneten herbeiführen. Das zum Thema „Meinungsfreiheit“, wie es dieser Mensch sieht.
Auch die Unabhängigkeit der Gerichte will er auflösen und so die (zumindest die theoretische) Grundlage unserer Demokratie zerstören. Er will Richter für einen Urteilsspruch, der sich als Fehlentscheidung entpuppt haftbar machen. Genauer gesagt:
“ Richter-Bumerang-Strafe im Falle unschuldiger Verurteilung
Richter müssen primär eines tun: GEWISSENHAFT arbeiten. Jedes einzelne Fehlurteil, jeder falsche Beschluß, der einen Unschuldigen trifft ist ein Verbrechen. Es gibt im Strafsystem einen extrem wichtigen Grundsatz: Im Zweifel FÜR den Angeklagten.
Daher mein Forderung: Stellt sich nach einer Verurteilung die Unschuld des Täters heraus, ob durch ein Berufungsverfahren oder weil zwischenzeitlich neue Beweise aufgetaucht sind, die die Unschuld beweisen, so wird der verurteilende Richter mit dem doppelten der Strafe bestraft, die er in seinem Urteil ausgesprochen hat. Hat er die Strafe zur Bewährung ausgesetzt, so wird auch die ihn treffende Strafe zu Bewährung mit gleicher Bewährungsfrist ausgesetzt, selbst wenn durch die Verdopplung des Strafmaßes die 2-Jahres-Grenze überschritten wird.“
Der Kern dieses Satzes wird so sich meines Erachtens so auswirken, dass man einen unerwünschten Richter durch Unterschlagung von Beweisen lenken kann. Eine Unabhängigkeit ist hier nicht mehr gegeben und ich empfinde dies sowohl moralisch, wie auch verfassungsrechtlich für nicht tolerierbar.
Besonders zynisch empfinde ich diesen Abschnitt auf dieser Seite:
„Vollständige Unabhängigkeit der Strafverfolgungsbehörden
Die Strafverfolgungsbehörden stellen eine der drei im Sinne der Gewaltenteilung unabhängigen staatlichen (und mit den Medien zusammen vier) Säulen dar, auf die sich die Demokratie stützt. Wenn aber Legislative und Exekutive derart verzahnt, nein hierarchisch geordnet sind, kann ich da nicht erkennen, inwieweit das zwei Säulen sein sollen. Daher ist das Bundesinnenministerium aufzulösen, bzw. einer von der Regierung unabhängigen Institution zu unterstellen.“
Ich könnte hier noch bei einigen Abschnitten weiter machen. Das lasse ich jetzt aber. Den Punkt, den ich in seiner „politischen Forderungen“ erwähnen will, hat etwas mit dem Punkt zu tun, der für mich auch wichtig ist und der etwas mit dem Kernpunkt dieser Partei zu tun hat. Es geht um den Streitpunkt von „sexueller Misshandlung von Kindern“, bzw. dem Umgang mit dieser Thematik.
Dazu heißt es u.A. auf dieser Seite wie folgt:
„Ich stelle hiermit die provokante These auf, daß der Verbot Kinderpornographicher Schriften nach §184b tendenziell eher schädlich als nützlich ist.
Daher meine Forderungen:
1. Der sexuelle Mißbrauch von Kindern (§176) bleibt weiterhin strafbar.
2. Die Dokumentation der Handlungen nach §176 werden bedingt unter Strafe gestellt.
3. Alle Straftatbestände nach §184b, die ohne Handlungen mit Kindern stattfinden (Zeichnungen etc) werden bedingungslos gestrichen.“
Dieser Mensch will also die § um die sexuelle Misshandlungen von Kindern aufweichen. Das ist ein Unding, noch schöner sind die, in meinen Augen, scheinheiligen Begründungen.
So heißt es zum Punkt 2:
„Zur Dokumentation von Handlungen nach §176: Es sollte Entscheidung des Mißbrauchsopfers sein, ob diese Dokumentationen der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden dürfen oder nicht. Zu diesem Zwecke kann sich das Mißbrauchsopfer ab dem 18 Lebensjahr persönlich bei einer Polizeibehörde melden um die Freigabe der entsprechenden Dokumentationen zu beantragen. Als Urheber im Sinne des Urhebergesetzes gilt in diesem Falle das Mißbrauchsopfer selbst. Diese Einverständniserklärung kann nur vom Mißbrauchsopfer selbst, nicht jedoch von Erziehungsberechtigten oder anderen gegeben werden. Die Behörden haben zu diesem Zwecke solche Dokumentation bis zum 28 Lebensjahr des Opfers aufzubewahren. Willigt das Opfer innerhalb dieser sich daraus ergebenden 10 Jahre nicht ein, so sind alle Kopien dieser Dokumente zu vernichten. In der Zwischenzeit dürfen diese auch nicht von Strafverfolgungsbehörden z.B. zum Zwecke der Ermittlungen in Umlauf gebracht werden.
Ziel dieser Forderungen ist eine Beschränkung auf den Schutz der Kinder und Vermeidung weiterer Mißbrauchsopfer. Für die Moral ist die Kirche zuständig, nicht der Gesetzgeber. „
Mal abgesehen, dass Opfer solcher Misshandlungen meist über Jahrzehnte (wenn nicht Lebenslang) psychisch geschädigt sind, ist es ein Unding, die Veröffentlichungen solcher Vorgänge als Schutz zu definieren und noch mehr ist es ein Unding, dem Gesetzgeber die Kompetenz der Moral absprechen zu wollen und diese einer (oder mehreren) Sekten zuzusprechen. Der Gesetzgeber, bzw. der Staat ist unabhängig und darf sich nicht von Kirchen oder anderes Abhängig machen. Hier besteht eher noch der Bedarf, dies endlich mal auch umzusetzen.
Diese Seite allein, zeigt für mich genügend Gründe außerhalb der Nazi-Vorwürfen, die diesen Menschen für eine demokratische Partei nicht tragbar machen, erst recht nicht, in einem Amt. Der Hinweis, dass er ja „nur“ Ersatz ist, zieht da auch nicht.
Aber unabhängig davon, schaute ich mir die Partei selbst mal an.
Gut am Anfang nicht unabhängig von den abgehandelten Themen oben. Ich habe mir mal die Mühe gemacht, entsprechende Themen in dem Forum der Partei anzuschauen. Dies ist ein grandioses Beispiel von Anspruch und Realität. Besonders lesenswert ist da z.B. der Thread „dilettantische Reaktion des Vorstands auf Fall Bodo“.Gemeint ist nicht unbedingt der Inhalt (obwohl auch interessant), sondern der Umgang mit denjenigen, die hier die angeblich „freie Meinungsäußerung“ nutzen wollen, die diese Partei so lautstark fordert. Von Sachlichkeit, kann ich da nichts finden, wie eigentlich überall, in den Threads, die ich mir angeschaut habe und User sich nicht bedingungslos der Partei unterordnet. Eine Berechtigung von Postings scheint man nur anhand der Beitragszahlen des Uses zu messen. Ungeliebte Userbeiträge werden mit dem Angriff des Users als angeblicher „Nicht-Pirat“ versucht platt zu machen. Gelebte „Undemokratie“ kann man in diesem Forum einer angeblich demokratischen Partei hervorragend sehen.
Auch im Forum findet man wieder mal eine Erklärung:
„Nicht alle Foreneinträge sind politische Aussagen oder Meinungen der Piratenpartei!
Dies ist ein öffentliches Forum.“
Gerade mit Blick auf diese Bemerkung, die immer auf jeder Forumsseite oben zu sehen ist, ist das Verhalten der Vielposter und „Nicht-Nichtpiraten“ 😉 um so verwerflicher. Ich habe den Eindruck, dass hier eventuell systematisch versucht wird, kritische Stimmen mit Trollmüll der Piratenjünger so zu verwässern, dass ein Leser schnell aufgibt, den Thread noch sinnvoll zu verfolgen.
Nebenbei ist zu bemerken (wenn wir schon bei einem Thread über Bodo Thiesen sind), dass auch die Glaubwürdigkeit der Partei „Piraten“, gerade im Hinblick auf Bodo Thiesen zu hinterfragen ist. Man höre sich dieses Tondokument mal an: Piraten Bpt. Pressekonferenz. Ab der ca. Minute 14 wird es interessant, da es dann um die Person Bodo Theisen geht.
Wörtlich heißt es dort unter Anderem:
Frage durch einen Journalisten:
…
Ich habe der Diskussion entnommen […] Bodo Thiesen ein Amt bekleidet.
…
Antwort durch Vertreter der Piratenpartei:
Also, zu dieser Sache möchte ich erst mal ganz klar stellen, Bodo Thiesen bekleidet kein Amt.
…
Nicht, dass ich kleinlich erscheinen will, aber wozu hat es dann auf dem Parteitag eine Abstimmung über eine Amt (auch wenn es nur das Amt des „Ersatzmannes“ war) gegeben. Die Delegierten haben scheinbar diesen Bodo Thiesen nicht zum Ersatzmann für das Schiedsgericht gewählt. Lauter Zeitungsenten oder doch eine Lüge durch den Parteivertreter? Übrigens als Ersatzmann für das Schiedsgericht, dass nun wohl über seinen Parteiausschluss entscheiden muss. Ebenso scheine ich an einer Augenschwäche zu leiden, wenn ich ihn auf der Kandidatenliste des Landesverbandes Rheinland Pfalz finden konnte?
Jetzt beschäftige ich mich mal mit dem Parteiprogramm der Partei.
Hier wird die Bedingungslose „nicht-kommerzielle Vervielfältigung“ von Werken gefordert.
In dem Abschnitt „Freies Kopieren und freie Nutzung“ heißt es z.B.:
Wir sind der Überzeugung, dass die nichtkommerzielle Vervielfältigung und Nutzung von
Werken als natürlich betrachtet werden sollte und die Interessen der meisten Urheber entge-
gen anders lautender Behauptungen von bestimmten Interessengruppen nicht negativ tangiert.
Dazu mal eine kleine Geschichte.
Es war Ende der 70er, Anfang der 80er, als ein Freund von mir (den ich leider aus den Augen verloren habe) regelmäßig nach Freiburg i. Brg. gekommen war und sein Geld mit Kurzgeschichten und Gedichte verdiente. Dazu hat er seine Texte kopiert, hat sich in der Innenstadt einen Platz gesucht und hat dann auf ein Brett seine Texte zum Verkauf angeboten. Nicht nur das, er begann dann mit seiner Mundharmonika zu spielen und las dann aus seinem Textbuch Kurzgeschichten und Gedichte vor. Er hatte immer seine Zuhörer, da er trotz seiner leisen Art Charisma und Moral hatte, etwas was die so hochgelobten „Neuen Medien“ nicht vermitteln können und diese Zuhörer kauften sich auch immer wieder Texte, die er anbot. Ich stelle mir gerade vor, wie es wohl für Ihn gewesen wäre, wenn sich jemand, ganz in dem Rechtsverständnis von der Piratenpartei Kopien der Texte neben Ihm verteilt hätte.
Natürlich ist das dann ein Akt gegen dieser kapitalistischen Einstellung dieses Urhebers zu sehen, der mit der begrenzten Mengen an angebotenen Kopien die Ware künstlich begrenzen wollte und so der Gesellschaft einen Schaden zufügte, da diese ein Anrecht auf Kultur hat. Womöglich hätte man Ihn auch noch bestraft, wenn er es dann aufgegeben hätte seine Geschichten vorzutragen.
Vielleicht merkt hier jemand von dieser Partei, welch ein Schwachsinn diese zum Teil verbreiten.
Man schaut auf diese „Neuen Medien“ wie zu einem Gott auf und merkt nicht, wie man menschlich verkrüppelt. Anders kann ich mir diesen Umgang mit Urhebern und die Forderungen diesen gegenüber nicht Erklären.
Da liest man dann weiter:
Förderung der Kultur
Wir sehen es als unsere Verantwortung, die Schaffung von Werken, insbesondere im Hinblick
auf kulturelle Vielfalt, zu fördern. Positive Effekte der von uns geforderten Änderungen sol-
len im vollen Umfang genutzt werden können. Mögliche, aber nicht zu erwartende negative
Nebenwirkungen müssen bei deren Auftreten nach Möglichkeit abgemindert werden.
Als selbst kreative arbeitender Urheber von künstlerischen Werken (und auch mal Opfer von Urheberrechtsverletzung) stößt vor allem der letzte Satz dieses Absatzes auf. „Mögliche, aber nicht zu erwartende negative Nebenwirkungen…“ – Ja richtig, da ich als Urheber alle Rechte auf Selbstbestimmung abzugeben habe, wo soll da noch eine negative Nebenwirkung her kommen. Wenn man dann verhungert ist (Weiß eigentlich einer, dass Karl Valentin an den Spätfolgen von Unterernährung gestorben ist?), dann ist dies wohl einfach nur „unvermeidlicher Flurschaden“?
Es kann einem schlecht werden, wenn man dann weiter hinten in dem Parteiprogramm so große Worte, wie diese hier liest:
Wir erkennen die Persönlichkeitsrechte der Urheber an ihrem Werk in vollem Umfang an. Die
heutige Regelung der Verwertungsrechte wird einem fairen Ausgleich zwischen den berechtigten wirtschaftlichen Interessen der Urheber und dem öffentlichen Interesse an Zugang zu Wissen und Kultur jedoch nicht gerecht. Im Allgemeinen wird für die Schaffung eines Werkes in erheblichem Maße auf den öffentlichen Schatz an Schöpfungen zurückgegriffen. Die Rückführung von Werken in den öffentlichen Raum ist daher nicht nur berechtigt, sondern im Sinne der Nachhaltigkeit der menschlichen Schöpfungsfähigkeiten von essentieller Wichtigkeit.
Aha, die Persönlichkeitsrechte der Urheber an Ihrem Werk werden anerkannt. Jaaaa, aber man stellt ja im folgenden Satz fest, dass man dies so nicht gemeint hat, da man gefälligst seine Urheberschaft der Gemeinschaft zu Verfügung zu stellen hat, da diese ein Recht darauf habe. Und warum? Das Erklärt man auch gleich. Der Grund liegt daran, das „ für die Schaffung eines Werkes in erheblichem Maße auf den öffentlichen Schatz an Schöpfungen zurückgegriffen“ wird. Ja so ist das liebe Schöpfer von Werken, ihr sogenannten Urheber, ohne all die Infos die die die Gemeinschaft Dir zukommen lässt, hättest Du nie dein Lied, deine Musik, deinen Text, dein Bild, deine Entdeckung machen können. Deswegen bist Du ja auch streng genommen kein Urheber, sondern im besten Fall jemand der die Infos der Öffentlichkeit weiter entwickelt hat.
Was ist das für eine Anmaßung von einer Partei? Das sind die Menschen, die jede Idee daraufhin überprüfen, ob man nicht schon woanders gesehen hat.
Ich habe mal ein Bühnenbild für den Text „Die Verwandlung“ von Franz Kafka gemacht. Das Bühnenbild (wie auch die Inszenierung) hat allgemein Beachtung gefunden. Ein Journalist hatte nichts besseres zu tun, als dieses Bühnenbild mit einem Bühnenbild zu vergleichen, das es in London mal gegeben hatte. Wieso hat dieser diese mit der in London verglichen? Der Grund war einfach, dass in beiden Inszenierungen in Zentrum eine Konstruktion als Stahl gab. Das dies aber die einzige Gemeinsamkeit der Bühnenbilder war, interessierte den Journalisten nicht. Er stellte halt fest, dass es das schon mal gegeben hatte, Stahl auf der Bühne. Letztendlich war es dann wohl nicht meine Urheberschaft, sondern die, von den Menschen in der Eisenzeit, weil diese den Rohstoff für den Stahl, das Eisen gefunden haben. Oder war es doch Gott, der ja das Eisenerz in seinen 7-Tage-Bau mit hergestellt hatte?
(Anmerkung: Nach dem oben erwähnten Artikel habe ich mich dann bemüht, Infos über das mir bis dahin unbekannte Bühnenbild in London zu finden.)
Aus dem Parteiprogramm:
Allein das 20. Jahrhundert kennt in Deutschland zwei Diktaturen, deren Schrecken wesentlich
durch den fehlenden Respekt vor dem einzelnen Menschen und durch allgegenwärtige Kon-
trolle gekennzeichnet war.
Von den technischen Mitteln heutiger Zeit haben aber die Diktatoren aller Zeiten nicht einmal
zu Träumen gewagt. Die überwachte Gesellschaft entsteht momentan allein dadurch, dass sie
technisch möglich geworden ist und den Interessen von Wirtschaft und Staat gleichermaßen
dient. Die Piratenpartei sagt dieser Überwachung entschieden den Kampf an.
Mir scheint, dass man sich nun der Diktatur der „neuen Medien“ zu unterwerfen hat.
Dieser Partei und Ihren Anhängern wünsche ich mal eine langen Stromausfall, so das PCs, Notebooks nicht mehr laufen und das Weltweite Web nicht mehr geht. Vielleicht begreifen diese dann, das es mehr gibt, als Internet und neue Medien und dass man PCs nicht essen kann.
Wobei, wohl besser nicht, weil ich fürchte, dass die Selbstmordrate enorm steigen würde, weil sich diese Jungs dann plötzlich mit sich selbst beschäftigen müssen und evtl. Ihr elend erkennen.
In Romanen des vorletzten Jahrhundert hat man Personen, die von dem Lebenselexier anderer Menschen lebten, als Vampire bezeichnet. Ähnlich sehe ich es hier. Unfähig sich selbst zu versorgen, geht man halt hin und saugt andere geistig aus. Aber die Vampirromane zeigen, es ist nur eine Hülle die dadurch erhalten bleibt. Darunter ist aller schon lange verkümmert und ohne Inhalt. Man wird so zum nichts, das nicht mal ein Spiegel in der Lage ist das Abbild wieder zu geben.
Lernt zu leben und vor allem das Tun der Andern zu respektieren und Ihr werdet merken, dass das Leben viel wertvoller wird, auch wenn man nicht fremdes Eigentum Gigabyte-weise herunterlädt.
Ich habe jede Menge Platten, CDs, Bücher usw.
Nur habe ich dies nicht in einigen Tagen zusammengesaugt, sondern in Lauf der Jahre gefunden, entdeckt, geschenkt bekommen und gefunden.
Manchmal raufe ich die Haare, wie viel sich da angesammelt hat, aber alles hat einen Wert, da ich jedes einzelne genossen habe und genieße. Mir ist nicht wichtig, wie viele Hits es auf Google gibt, noch das ich dieses oder jenes mit einem Klick aufrufen kann. Ich frage mich, ob diese Partei die Menschen so mit Informationen vollmüllen will, das diese Dumm gehalten wird? (Motto: Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr)
Auch von mir gibt es Texte und Artikel im Netz (manche unter einem Pseudonym), die ich frei gegeben habe. Aber ich nehme mir immer noch das Recht heraus, selbst zu Entscheiden, welche Texte und andere Urheberschaften ich von meinen Werken frei gebe und bei welchen ich Entscheiden will, wer diese zu lesen/betrachten/nutzen bekommt und wer nicht.
So wie ich gegen den Schwachsinn und der Einschränkung meiner Persönlichkeitsrechte durch die derzeitigen Strukturen und Regierung kämpfe, so werde ich auch gegen Menschen kämpfen, die mich von der anderen Seite her aussaugen und meine Rechte missachten wollen.
An dieser Stelle mach ich einfach mal Schluss.
Wichtig noch, dass ich hier auf jeden Fall klar stellen will, dass dies hier ausschließlich meine Meinung zur Partei und den genannten Personen ist, sowie meine Empfindungen, wenn ich so was, wie hier angesprochen lesen muss. Manches mag inzwischen etwas her sein (z.B. Tauss und Thiesen), aber ich habe mir mit dem Text Zeit gelassen und dachte nach über 6 DIN-A 4 Seiten im Textprogramm ist nun mal gut. 😉
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