Moratorium; Ethikkommission; Sicherheitsüberprüfung; Laufzeiten; Nebelkerzen; Bürgerverarschung – AKWs 2011

Je mehr man sich mit der Atomlobby und der Regierung beschäftigt, um so wütender kann man werden.
Die Politik und die Energiekonzerne spielen ohne jede Moral mit dem Leben von der Bevölkerung und den nachfolgenden Generationen ohne mit der Wimper zu zucken.
Wobei die Wahrheit wohl eher die ist, das die Politiker Ihre Moral abgelegt haben (wenn diese je welche hatten) und sind den geldgierigen Energiekonzernen in den Arsch gekrochen.
Jetzt, nach dem „Undenkbaren“ in Japan hat es den „Schein“, das etwas geschieht. Aber kratzt man auf dieser schönen „Teflon“-Oberfläche des Moratorium und der Kommissionen, dann kommt der alte Klüngel zum Vorschein.

Je mehr ich mich damit befasse, bzw. drüber lese und höre, des so mehr kommt mir ein Lied von Knut Kiesewetter in den Kopf, mit dem Titel: „Die Macht im Staat“.
Dort heißt es im Refrain:

Die Macht im Staat haben doch immer noch die Gleichen
Wo’s Geld sitzt ist die Macht, das ist doch klar
Und das zu ändern wird man bei uns kaum erreichen
Das wird wohl stets so bleiben wie es war

(Quelle: Knut Kiesewetter – „Vom Traum, ein großer Mann zu sein“ [LP 1976])

Nun, der Staat hat die „hoheitliche“ Pflicht, die Sicherheit der AKWs zu prüfen. Wie auch im Straßenverkehr, kann der Staat diese Aufgabe an eine unabhängige Prüfstelle weitergeben. So werden KFZ, LKW und Krafträder z.B. durch den TÜV und Dekra (sowie andere zugelassene Prüfstellen) auf Ihre Fahrtüchtigkeit geprüft.
Bei den AKWs wurde diese Aufgabe der „unabhängigen“ Prüfstelle TÜV-Süd übertragen.
Da stellt sich natürlich die Frage, wie „unabhängig“ der TÜV-Süd eigentlich ist und ob die Aufsichtsbehörden dies auch genau im Blick haben.
Nun, der „TÜV-Süd“ ist eine AG, also „Gewinnorientiert“. Das heißt, jedes AKW, das die Prüfung nicht mehr besteht würde keine Prüfungsgebühren mehr einbringen udn somit den „Gewinn“ der AG minimieren. Nun, man kann dagegen halten, das ja die Aktienanteile zu über 2/3tel (74,9%) bei der „TÜV SÜD e.V.“ liegt, also einem Verein, der ja nicht unbedingt „Gewinnorientiert“ ist. Nur zu den Mitglieder der „TÜV SÜD e.V.“ zählen EnBW, E.ON und Vattenfall.
Man kann also zurecht davon sprechen, das die Atomindustrie sich selbst überprüft.
So ist die „TÜV-Süd AG“ in Baden-Württemberg als Generalgutachter bestellt.
Selbst ein Team der „IAEA“ (Internationalen Atomenergie-Organisation) stellte bereits im Jahr 2008 fest:

Auch ein Team der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA), das 2008 die behördlichen Sicherheitsstandards untersuchte, mahnte die deutschen Aufsichtsbehörden zu mehr Verantwortung.

(Quelle: TAZ – Keine eigenen Messungen)

Nicht nur das. Es ist sogar so, das die TÜV-Vertreter eine Veröffentlichung des Abschlussberichtes der IAEA verhindern wollten:

Doch bevor deren Abschlussbericht veröffentlicht wurde, intervenierten TÜV-Lobbyisten im Kanzleramt und beim Wirtschaftsminister und kündigten an, dass man eine Diskreditierung ihrer Arbeit nicht widerspruchslos hinnehmen werde. Energisch forderte der Vorstandsvorsitzende von TÜV Nord, Guido Rettig, in einem Brief an die Bundesregierung, das „bestehende und bewährte System“ beizubehalten. Und dabei blieb es auch.

(Quelle: TAZ – Keine eigenen Messungen)

Gut, zu diesem Zeitpunkt war ja das „Undenkbare“ auch noch nicht passiert. Jetzt wird alles anderes, so das Versprechen von Merkel.
Sie hat schnell 2 Kommissionen eingerichtet. Die eine ist eine Ethikkommission, das andere eine Kommission für die Reaktorsicherheit.
Es tut sich also was? Man erinnert sich an den oben nieder geschriebene refrain des Liedes, von der Mancht im Staat und blickt mal auf die Zusammensetzung der Kommission:

Die Zusammensetzung der RSK (Reaktorsicherheitskommission):

TÜV NORD, Dipl.-Ing. Rudolf Wieland
TÜV NORD, Dr.-Ing. Thomas Riekert
E.ON, Dr.-Ing. Erwin Fischer
TÜV SÜD, Dr. Reinhard Kohl
TÜV SÜD, Dipl.-Ing. Hans-Michael Kursawe
Areva NP (Entwickelt und errichtet seit 40 Jahren Kernkraftwerke), Dipl.-Ing. Uwe Stoll
Areva NP (Entwickelt und errichtet seit 40 Jahren Kernkraftwerke), Dipl.-Phys. Ulrich Waas
Physikerbüro Bremen, Dipl.-Phys. R.L. Donderer, Gutachten für kerntechnische Anlagen.
S&E, Dr. Eberhard Grauf
GRS (Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit GmbH), Dipl.-Ing. Heinz Liemersdorf
GRS (Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit GmbH), Prof. Dr. Frank-Peter Weiß
EnergieSysteme Nord (ESN), Dipl.-Ing. Tom-Oliver Solisch

(Quelle: Bürgerinitiative Alternative Energiequellen – „Merkels AKW-Prüfung – TÜV & RSK“)

Nun die ersten 7 Namen können wohl ungefragt als Vertreter der Atomindustrie gezeichnet werden. Was hat es dann noch mit den weiteren 5 Kommissionsmitgliedern auf sich?
Das Physikerbüro Bremen übt an der Atompolitik durchaus Kritik:

Das renommierte „Physikerbüro Bremen“ meldete grundsätzliche Kritik an der Sicherheitskultur deutscher Atomkraftwerke und deren Aufsichtsbehörden an: „Es ist besonders unverständlich, dass Anforderungen, die sich aus Betriebserfahrungen in deutschen Anlagen ableiten und deren sicherheitstechnische Konsequenzen bundesweit intensiv diskutiert wurden, nunmehr erst im Rahmen einer Laufzeitverlängerung umzusetzen sein sollen“, schrieben sie. Tenor ihrer Kritik: Warum erst jetzt und nicht schon früher?

(Quelle: KONTEX:Wochenzeitschrift – „Atomsumpf“)

Eine Webseite sucht man (bzw. ich) vergeblich.

Dann die S&E mit Herrn Grauf.
Hier ist es wohl das einfachste, wenn man sich dessen Interesse anhand der eigenen Darstellung des Arbeitsbereich des Unternehmens „S&E“ auf der eigenen Webseite ansieht:

Mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Nukleartechnik und im Betrieb von nuklearen und konventionellen Kraftwerken rund um den Globus, diese können auch Sie nutzen !

Unser Potential ist ein breites Wissen und Erfahrung in der Energie- vor allem aber in der Nukleartechnik Wir haben Kompetenz in den Bereichen

* Anlagen- und Systemtechnik von Nuklearanlagen
* Organisation und Sicherheitsmanagement von Kernkraftwerken, Aufbau- und Ablauforganisation in EVU´s
* Ereignisanalysen (Root Cause Analysis)
* Projekt- und Revisionsmanagement
* Instandhaltungs- und Prüfkonzepte sowie zugehörige Anweisungen für Kernkraftwerke
* Personalausbildung speziell von Kernkraftwerkspersonal
* Erstellung von Gutachten und Regelwerken
* Erstellung von Betriebshandbüchern
[…]
Profitieren
auch Sie von über 30 Jahren praktischer Erfahrung im Kernkraftwerksbetrieb, Konstruktion und Inbetriebnahme von Kernkraftwerken, in der Organisation von Kernkraftwerken und deren betrieblichen Prozessen, bei der Ausbildung von Kernkraftwerkspersonal sowie in nationalen und internationalen Beratungsgremien.

(Quelle: www.se-grauf.de – „Wir über uns“)

Also wieder jemand, der sein Verdienst in der Atomindustrie findet.

Nummer 3 der übrigen Kommissionsmitgliedern ist mit 2 Mitarbeiter der „GRS“ (Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit GmbH) besetzt.
Die GRS sieht Ihr Aufgabengebiet in der Forschung und Begutachtung von Reaktoren. Dabei halten nach eigenen Angaben 46 % der GmbH der Technischen Überwachungs-Vereinen (TÜV) und die Germanischen Lloyd. Auch wenn die Bundesrepublik Deutschland die anderen 46% halten, sowie jeweils 4% das Land NRW und Bayern, zeigt doch, das hier wieder ein Einfluss von Atomwirtschaftlichen Interessen zumindest stark vorhanden sind.
So ist es wohl auch nicht verwunderlich, das z.B. ein Gutachten der Gesellschaft als „vertraulich“ eingestuft wurde, in der es um die Reaktorsicherheit geht:

Nach einem vertraulichen Gutachten der Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) könne der gezielte Absturz eines Verkehrsflugzeugs bei jedem der deutschen AKW zu einem Super-GAU führen. Angesichts dieser Ergebnisse müssen nach Auffassung des BUND die im Atomkonsens vereinbarten Restlaufzeiten für AKW radikal verkürzt werden.

(Quelle: presseportal.de/BUND – „GRS-Gutachten belegt: Flugzeugabstürze führen bei jedem AKW zur Katastrophe | BUND verlangt Veröffentlichung“)
Zu Bemerken ist noch, das die obige „Pressemitteilung“ vom BUND aus dem Jahr 2003 (!!!) stammt!

Zu guter Letzt noch die „EnergieSysteme Nord“ (ESN).
Leider ist ohne Kosten scheinbar nicht möglich die Gesellschafter der GmbH heraus zu bekommen. Auch ist auf der Webseite sehr viel von „Wärme-Kraft-Kopplung“ zu lesen. Erst wenn man sich durch die Seiten geklickt hat wird man Fündig:

Gutachterliche Tätigkeiten gemäß § 20 AtG

Seit annähernd dreißig Jahren ist der Bereich Sicherheits- und Kerntechnik der ESN EnergieSystemeNord GmbH als unabhängige Sachverständigenorganisation und kompetenter Ansprechpartner der atomrechtlichen Aufsichts- und Genehmigungsbehörden am Markt etabliert.

Im Bereich Sicherheits- und Kerntechnik sind derzeit 36 Sachverständige nach § 20 AtG aus unterschiedlichen Fachbereichen beschäftigt.
[…]
Abgerundet wird das Profil des Bereiches Sicherheits- und Kerntechnik durch Planungs-, Projektierungs- und Bauüberwachungsleistungen bei der Erneuerung, Modernisierung oder Migration von –> Sicherheitsleitzentralen sowie Planungsleistungen aus dem Bereich digitaler Alarmierungsnetze und der Migration des bundesweiten Digitalfunks für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS).

(Quelle: ESN.de – >Leistungen >Sicherheitstechnik „Gutachterliche Tätigkeiten gemäß § 20 AtG“)

Also lese ich da mehr oder weniger, das man also als Sachverständige arbeitet und gleichzeitig für die Atomfirmen über die man Sachverständigengutachten erstellt als Dienstleister arbeitet? Seltsam, das man auf der Webseite unter den Begriffen AKW, Atomkraft nicht fündig wird und bei „Kerntechnik“ nur auf mit einer inhaltlichen Aussage auf die obig zitierte Seite kommt. Scheinbar hält man sich recht bedeckt, wenn es um die „Dienstleistungen für die Atomindustrie“ geht.

Also, so wie ich es sehe, kann man von dieser 12-köpfigen Kommission mit gutem Willen 3 Personen als vermutlich „Unabhängig“ bezeichnen.
Nun, wie war das noch mal? „Die Macht im Staat …“

Nun, zurück zum TÜV-Süd. Das eine „unabhängige“ Institution im Auftrag der Kontrollbehörden Sicherheitsüberprüfungen vornimmt, dagegen ist erst mal nichts zu sagen. Nur ist es an den Kontrollbehörden, zum einen die „Unabhängigkeit“ des mit der Sicherheitsüberprüfung beauftragten Institutes ihrerseits zu überprüfen. Das scheint so nicht gegeben zu sein, wie der Bericht von Kontraste vom 15.7.2010 -also vor der Laufzeitverlängerung- auch noch mal deutlich aufzeigt:

In dem Beitrag verweise ich besonders die Vorgänge ab der Minute 5:13, sowie wer tatsächlich in unserem Land das Sagen hat, der Auftraggeber die Kontrollbehörde oder der Auftragnehmer, der TÜV-Süd, der dem Auftraggeber ganz klar anweist, was dieser darf und was nicht (Schaue bei Minute 6:04). Peinlicher als hier kann sich eine Landesbehörde nicht verhalten. Das verlegene „Lächeln“ von dem zuständigen „Oskar Grözinger der Atomaufsicht Baden-Württemberg“ spricht Bände. Es ist auch immer peinlich, wenn man als Arschkriecher und Speichellecker erwischt wird.
Im Sendungsscript von Kontraste liest sich das dann (um es auch mal schriftlich fest zu halten) so:

Wir wollen es genauer wissen. Man erklärt sich bereit zu einem Interview. Jedoch auch hier geht nichts ohne den TÜV. TÜV-Mitarbeiter überwachen das Interview. Die entscheidende Instanz, die behördliche Atomaufsicht, lässt sich von ihrem Dienstleister bevormunden.

Oskar Grözinger, Landesatomaufsicht Baden-Württemberg
„Während des Betriebs wird der Behälter regelmäßig alle paar Jahre überprüft und zwar nach den jeweils neuesten geltenden Prüfstandards.“
KONTRASTE
„Dort, wo ich nicht hinkomme, kann ich nicht prüfen.“
Aus dem Off
„Cut… wir haben gesagt: Keine Nachfragen!“

Der Mann im Hintergrund ist vom TÜV. Er untersagt seinem Auftraggeber, dem Chef der Atomaufsicht, die Beantwortung der Nachfrage.

Das Interview wird abgebrochen. Im Nachgang stellt sich heraus, die kritische Stelle wird am Behälter in Philippsburg lediglich alle vier Jahre geprüft – und das nur von außen.

(Quelle: rbb-Online – „Kontraste: Atomkraft – Laufzeitverlängerung trotz Sicherheitsdefiziten“)

Nun die Baugleichen Atommeiler, des vergleichbaren Meilers in Österreich der wegen der Sicherheitsbedenken nie ans Netz ging sind in Deutschland das Kernkraftwerk Isar 1 (Bayern), Philippsburg I (Baden Württemberg) und die Reaktoren Brunsbüttel und Krümmel (Schleswig-Holstein).

Am Tag, als Merkel bekannt gab, das die Atomkraftwerke nun nochmals auf Sicherheit geprüft wird, berichtet Kontraste über ein „geheimes Sicherheitspapier“ des Bundesumweltministerium. Nach dem „Papier“ müssten alle AKWs abgeschaltet werden. Denn „Kein Atomkraftwerk ist Sicher“!

Was ist das Papier wert?
Nun dazu auch nochmal ein Ausschnitt aus dem Sendungsscript von Kontraste:

Vollzieht man den Katalog (Anm.: gemeint ist das oben erwähnte Papier) konsequent – würde nach heutigem Kenntnisstand wohl kein AKW nach dem Moratorium übrig bleiben. Der Druck der Atomwirtschaft auf das Bundesumweltministerium wächst.

Wolfgang Renneberg, ehem. Leiter Bundesatomaufsicht
„[b]Bei solchen Papieren besteht die Gefahr, dass sie verwässert werden. Sie können verwässert werden dadurch, dass geschlossene Kommissionen hier sich neue Maßstäbe bilden.[/b] Meines Erachtens ist es ganz wichtig, diese Punkte im Parlament, in Hearings, mit der Öffentlichkeit, mit der Fachöffentlichkeit zu diskutieren…“

(Quelle: rbb-Online – „Kontraste: Geheimer Prüfkatalog – Alle AKW vor dem Aus?“)

Schon einmal ist das Bundesumweltministerium (Minister Röttgen) mit Ihren Forderungen gescheitert. Damals hat der Rambo Mappus, dessen Verantwortlicher der Atomaufsicht so kläglich seinem Dienstleister in den Arsch kriecht, Röttgen empfohlen sich aus seinem Amt zu verpissen. Was nun passiert, was die „Kommission unter Ausschluss der Öffentlichkeit fabriziert, bleibt abzuwarten.

Hier in Baden-Württemberg besteht die Hoffnung, das die neue Regierung diesen peinlichen Verantwortlichen der Atomaufsicht, Herrn Grözinger dort hin schickt, wo er hingehört und Ihre hoheitliche Aufgabe zum Schutz der Bevölkerung wieder mit dem entsprechenden Ernst und Sorgfalt wahr nimmt. Auch sollte man sich genau überlegen, ob man bei den Sicherheitskontrollen weiterhin auf diese ach so unabhängigen Prüfer von der „TÜV-Süd AG“ verlassen darf und kann.

Am Freitag war auf 3Sat eine Sendung mit dem Titel „Risiko Atomkraft“. Dabei ging es unter anderem um das Krebsrisiko (Leukämie) in der Umgebung von AKWs. Spannend war dabei nicht, das es ein erhöhtes Risiko gibt, das haben Kinderärzte an verschiedenen AKW-Standorten auch schon vor Jahrzehnten beobachtet. Nein, spannend ist das die Studie von 29 Fällen in der Nähe von AKWs spricht. Was verheimlicht wird, bzw. nicht mit veröffentlicht ist die Tatsache, das es sich dabei um Zahlen von Fällen unmittelbar in der Nähe der AKWs handelt, also bis ca. 5 Km um ein AKW herum. Verschwiegen wird, das sich die Fälle in einem Umkreis von 10-20 Km explosionsartig erhöhen. Ein Mitglied des wissenschaftlichen Beirates der Studie (Eberhard Greiser) zeigte erschreckende Zahlen über den innersten Kreis um das AKW hinaus auf.
Leider ist die Sendung nicht in der Mediathek des Senders zu finden, aber dafür ein Bericht, auf den sich die Sendung vom Freitag, dem 8.4.2011 stützt und zum Teil Inhalte übernommen hat.
Dort geht es auch um die Studie (KIKK) und „Barbara Meyer-Bukow von Vattenfall spricht davon, das es auch „Leukämiecluster“ in Gegenden geben würde, wo in Deutschland weit und breit kein AKW geben würde. Somit sei ein Zusammenhang von Leukämieerkrankungen und AKWs nicht erwiesen. Die Studie ist von dem Deutschen Kinderkebsregister der Uni Mainz erstellt. Über den Leiter des Registers „Peter Kaatsch“ heißt es in dem Bericht, das dieser gerne auf Veranstaltungen der Energiekonzerne auftritt und diese entlaste, wo es nur gehe.
Bei einem dann doch gewährten Interview weist Herr Kaatsch auf die Frage, wo es weitere Häufungen von Kinderleukämie abseits von AKWs gebe auf die Häufung von Leukemiefällen in der niedersächsischen Gemeinde Sittensen. Nun, das ist also der Beweis, das es auch erhöhte Leukämiefälle unabhängig von AKW-Standorten gibt.
Bereits im Jahr 1992 berichtet der Spiegel über die erhöhten Leukämiefälle um Kümmel dazu:

In Sittensen, wo binnen drei Jahren sechs Kinder an Leukämie gestorben sind, gibt es viel Dioxin, aber kein Atomkraftwerk. Die Krankheitshäufung in dem Heideort sprach daher lange Zeit gegen die Atomthese. Doch mittlerweile stehen auch dort die ionisierenden Strahlen unter Verdacht – freilich nicht solche aus Atomkraftwerken, sondern aus ganz gewöhnlichen Röntgengeräten.

(Quelle: Spiegel-Online – „Katz und Maus“)

Dieser Verdacht erhärtete sich dann im Lauf der Zeit und so hieß es z.B. im Jahr 2007 dazu:

Immer wieder ins Gespräch kam in der Vergangenheit ein ähnliches Leukämie-Cluster in der niedersächsischen Gemeinde Sittensen. Auf eine entsprechende Frage des Ersten Stadtrates, Dr. Volker Manow, zu den Ursachen dieses Clusters antwortete Heinzow: »Die betroffenen Kinder sind zuvor alle mehrmals in einer Arztpraxis geröngt worden. Allerdings war das Röntgengerät kaputt, so dass die Kinder einer zu hohen Strahlenbelastung ausgesetzt waren«. Hier wäre die zu hohe Strahlenbelastung die Ursache der Leukämie-Erkrankungen gewesen.

(Quelle: Geesthachter Anzeiger – „Leukämie-Häufung in Geesthacht: „Es ist ein Phänomen““)

Also war ein Kaputtes Röntgengerät die Ursache des „Kinderleukämieclusters“ in Sittensen und Kaatsch ist skrupellos genug, der Bevölkerung vorgaukeln zu wollen, das dieser gelöste Fall, der vielen Familien Leid mit sich gebracht hat als Beweis vor zu legen. Als die Redakteurin mit dem Hinweis der Ursache für die Fälle in Sittensen weitere angebliche Leukämiecluster ohne AKW-Bezug genannt haben möchte, bricht der Leiter des Kinderkrebsregisters das Interview ab und verschwindet. (In dem Film von „45 Minuten“ vom NDR, ab Minute 9:20; Link weiter unten)
Wie dann das oben erwähnte Mitglied des wissenschaftlichen Beirates Eberhard Greisler aufzeigt, das man wohl vertraue, das der „Schnuh“, wie er es selbst nennt nicht entdeckt wird. Wie schon erwähnt, zeigt dieser, das Kaatsch zwar die 29 Fälle im Umkreis bis 5 Km um das AKW in der Studie erwähnt, aber das die Leukämieraten noch in 50 Km Umkreis erhöht sind, wird in der Studie von Kaatsch verschwiegen. So z.B. in der Entfernung von 10-20 Km um ein AKW, wo laut der Studie „KIKK“ keine Leukämiefälle mehr erwähnt werden in Wirklichkeit 40-99 Fälle von Leukämie. Im Umkreis von 50 Km sind es nach den wirklichen Zahlen des Registers insgesamt 123 bis 275 Fälle von Kinderleukämie. Kein Wunder, das Kaatsch vor den Fragen der Redaktion Reißaus genommen hat. (Zu sehen in dem Stream ab ca. der Minute 11:30)

Den Film von der Sendung 45 Min – „Die Atomlüge“ findet man noch in der Mediathek der ARD: „Die Atomlüge“. Auf dieses Video beziehen sich auch die Zeitangaben in dem vorangegangenen Textteil.

Auf YouTube ist die Sendung in 5 Teilen eingestellt. Der erste Teil, mit den oben erwähnten Berichtteilen sieht man hier:

Die Teile 2-5 setze ich hier mal als kleine Fenster rein. Schaut Euch das ganze am besten auf der Mediathekseite des NDRs an oder direkt auf Youtube:


Ich finde es erschreckend, wie Politiker und die Energiewirtschaft aus Geldgier mit unserem Leben spielen.
Zum Abschluss noch 2 Dinge. Nicht weit von dem Ort, wo ich Aufgewachsen bin, war die Kernforschungsanlage Jülich. Dort hat es auch Störfälle gegeben, die der Bevölkerung nicht mitgeteilt wurden. Ging man im Stadtwald von Jülich an einer Stelle vom AKW vorbei, so kam man da an Übermannshohe Rabarberpflanzen vorbei. es hatte was von „Hilfe ich bin geschrumpft“. Später, bei einem Besuch innerhalb der Anlage war ich mal in einem Gewächshaus, das Genforschern wahrscheinlich das Wasser im Mund vor Geifer zusammen fließen lässt. Nun soll einer der „Forschungsreaktoren“ abgebaut werden. Man rechnet dafür mit Kosten von ca. 600.000 Euro, andere Sprechen von realistischeren Zahlen an eine Mrd. Euro für den Abbau. Das sind auch Kosten, die in keiner Rechnung für den Strompreis eingerechnet sind. Das werden wir alle Zahlen müssen, bei jedem AKW, egal ob man regenerative Energie nutzt oder nicht. Das ist ein Geschenk derjenigen, die meinen, nur das was auf der Stromrechnung steht, ist der Preis den dieser für seinen „billigen“ Strom zahlt. Aber nicht nur das, in den 70ern ist man dort scheinbar nur knapp einer Katastrophe wie in Tschernobyl vorbeigerutscht. Über Wochen ist radioaktiver Dampf unbemerkt aus dem Reaktor ausgetreten und ins Grundwasser gelangt.

Ungefährliches Vorzeigeprojekt oder tickende Zeitbombe?

Der Versuchsreaktor in Jülich war von 1967 bis 1988 in Betrieb. Als Brennelemente für den Hochtemperaturreaktor dienten mit Uran gefüllte Grafitkugeln. Eine Kernschmelze, ein Super-GAU wie später in Tschernobyl, sollte auf diese Weise unmöglich sein. Doch im Frühjahr 1978 bildete sich im Druckbehälter oberhalb des Reaktorkerns ein Haarriss an einer der Röhren des Dampferzeuges. Unbemerkt von Technikern und Ingenieuren trat über mehrere Wochen Wasserdampf aus, das sich als Kondensat unten ansammelte. Ein Teil des hoch verstrahlten Wassers gelangte beim Ablassen in das Erdreich unter dem Reaktorgebäude.

(Quelle: WDR Aktuelle Stunde – „Wie Jülich fast zum NRW-Tschernobyl wurde“)
Nach dem Chaos mit den verschwundenen Bennkernkugeln mal wieder ein Fall, in dem natürlich nichts „Undenkbares“ passieren konnte.

Weiter wird aktuell berichtet, das in dem seit 2007 stillgelegten AKW Brunsbüttel eine Panne geschehen ist. Sie fällt unter die „Kategorie „N““, was bedeutet, das es sich um ein Meldepflichtigen „Normalmeldung“ handelt. Was immer die Jungs darunter verstehen.

Im seit 2007 stillstehenden Atomkraftwerk Brunsbüttel ist ein Leck in einem Umluftkühler festgestellt worden. Aufgrund dieser Leckage habe die Motorluftkühlung einer Kühlwasserpumpe im unabhängigen Notsystem nicht mehr funktioniert, teilte das für Atomaufsicht zuständige schleswig-holsteinische Justizministerium am Mittwoch in Kiel mit. Eine zweite Kühlwasserpumpe habe aber voll zur Verfügung gestanden. Es handele sich um ein meldepflichtiges Ereignis der Kategorie „N“ (Normalmeldung). Der Betreiber Vattenfall habe den Vorfall am Mittwoch fristgerecht mitgeteilt.

Nach Angaben des Konzerns war beim Start der Kühlwasserpumpe Wasser aus dem Gehäuse des Umluftkühlers ausgetreten. Das Leck sei dann an einem mit Trinkwasser durchströmten Kühlerrohr ausgemacht worden. Zuletzt hatte Vattenfall am 30. März eine Panne in Brunsbüttel gemeldet. Ein defektes Relais einer Schaltanlage musste daraufhin ausgetauscht werden.

(Quelle: NDR – „Schon wieder Panne im AKW Brunsbüttel“)

Was wieder mal eindrucksvoll aufzeigt, das wir, selbst wenn alle AKWs sofort abgeschaltet werden noch Jahrzehnte-, wenn nicht Jahrhundertelang mit „Störfällen“ zu tun haben. Von der Lagerung des Abfalls mal ganz abgesehen.

Links:

– TAZ: Keine eigenen Messungen

– Bürgerinitiative Alternative Energiequellen: „Merkels AKW-Prüfung – TÜV & RSK“

– KONTEX Wochenzeitschrift: „Atomsumpf“

– Presseportal.de – BUND: „GRS-Gutachten belegt: Flugzeugabstürze führen bei jedem AKW zur Katastrophe | BUND verlangt Veröffentlichung“

– Kontraste: Atomkraft – Laufzeitverlängerung trotz Sicherheitsdefiziten“
– Kontraste: Geheimer Prüfkatalog – Alle AKW vor dem Aus?“

– Spiegel Online: „Katz und Maus“

– Geesthachter Anzeiger: „Leukämie-Häufung in Geesthacht: „Es ist ein Phänomen““

– NDR – 45 Min: „Die Atomlüge“
– NDR: „Schon wieder Panne im AKW Brunsbüttel“

– WDR – Aktuelle Stunde: „Wie Jülich fast zum NRW-Tschernobyl wurde“

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