Ich habe Freunde im Wendland, auch in der Nähe des Castorlagers in Gorleben. Sie haben Familie, Kinder und wollen in Ihrer angestammten Heimat gefahrlos leben.
Auf der anderen Seite fließt verseuchtes Wasser aus dem Salzstock in Asse ins Grundwasser. Die Strahlenwerte um das Castorlager sind gefährlich, die Landesregierung hat mit einer Begründung der Informationsabsage schriftlich mitgeteilt, das diese erfolgte, weil das Lager in keinster weise gegen Anschläge gesichert ist (siehe hier: Castortransport 2011 – Wenn Verfassungsbrecher die Bevölkerung verarschen wollen).
Heuchler, wie der Baden-Württembergische Ministerpräsident Kretschmann lassen ganz in der verlogenen Manier von Trittin verlauten, das es keine Proteste gegen den Castortransport geben solle.
Was stellen sich die Leute im Wendland auch an? Irgendwo muss das Zeug ja hin und in Kretschmanns Vorgarten ist ja kein Platz. Denn irgendwo muss ja der Dienstwagen hin.
Im Wendland kämpfen Menschen um Ihr Leben, ihre Gesundheit, um Ihr Grundrecht!
Art 2
(2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.
(Auszug aus dem Artikel 2 des Grundgesetzes)
Wie in keinem der vorherigen Transporte wurde dieses Jahr schon im Vorfeld gegen das Versammlungsrecht eingegriffen und mit dem Allheilwort der „Prävention“ selbst Menschen, die in einem Supermarkt einkaufen gingen durchsucht. Und zwar nach Eiern und ähnlichem.
Man hat, ohne zwingenden Grund bereits im Vorfeld Menschen, die Ihr Versammlungsrecht (auch ein Grundrecht, das hier massiv durch die Staatsmacht gebrochen wurde und wird) ausübten mit Gewalt bedacht.
Manch einer, der von anderen Ecken Deutschland kommt, sieht hier vielleicht ein Happening und das Gefühl, der Gemeinschaft. Für die Menschen, die dort leben ist es der pure Existenzkampf und zwar nicht der Kampf um die materielle Existenz, sondern die direkte Existenz des eigenen Lebens.
Nur daher ist es zu verstehen, das Menschen bereit sind Jahr für Jahr das Material ihrer beruflichen Existenz (z.B. ihre Trecker) einzusetzen, um um ihr eigenes Leben zu kämpfen. Den Kampf, den eigentlich auf Grund ihres Eides die Politiker, darunter auch die Kretschmanns und Trittins dieses Landes kämpfen müssten. Letztes Jahr haben die Grünen ihren Parteitag noch medienwirksam im Wendland abgehalten. Als Sie dort aber nicht nur von den Bürgern, sondern auch von den Medien auf Ihre Vergangenheit angesprochen wurden, als Beispiel kann man hier Cem Özdemir sehen, wie er sich windet, wärend er sich im Widerstand des Castorgegner eigentlich sonnen wollte: Tobias Schlegl, Cem Özdemir und die Trittin-Frage
Heute verpissen Sie sich weit genug weg vom Wendland nach Kiel. Schön auch, das man verlauten ließ, das eine Terminverschiebung nicht möglich war. Es ist ja auch was ganz neues in den letzten Jahren, das die Castortransporte nicht im Warmen Mai, sondern im kalten November erfolgen. Von daher konnte man keine Rücksicht auf eines der angeblichen Kernthemen der Grünen nehmen!
Während die Menschen vom Wendland um Ihr Leben kämpfen, sitzen Roth, Özdemir und Trittin im Warmen und das Roth will dann am Sonntag noch schnell mal vorbei kommen und sich für einige Minütchen dazu setzen. Kann schon mal einer ausmachen, wo die meisten Kameras stehen werden? Wir wollen ja nicht, dass das Roth erst die Presse suchen muss.
Mit jeder Hiobsbotschaft wird die Existenzfrage für die Menschen im Wendland dringender und wichtiger.
Ich möchte nun nicht weiter auf die aktuellen Ereignisse eingehen, sondern zuerst mal einen ganz persönlichen Eindruck hier von mir geben.
Ich war im Jahr 2006 im Sommer für ein paar Tage in Hitzacker und habe Freunde besucht. Hitzacker hatte sich gerade von dem letzten Hochwasser erholt und die Menschen fragten sich, warum der Hochwasserschutz nicht schon viel früher angegengen worden war. Natürlich ist auch die Atomkraft und die Castoren ein Thema. Da die Stadt Hitzacker von Ihrem traditionellen Stadtkern lebte, gab es eine Übereinkunft. Zum Castortransport wurde auf dem Marktplatz am Brunnen ein gelbes „X“ aufgestellt und ansonsten sollte der historische Stadtkern von politischen Aussagen verschont bleiben.
Dementsprechend fand man im historischen Kern auch keine Kreuze, Fahnen oder Plakate. Am Rand, sozusagen an der Außenseite des Stadtkerns hatte ich dann, mehr oder weniger verschämt ein Atom-Statement gefunden:
Weiter war nichts zu sehen im Jahr 2006 im historischen Stadtkern. Kam man aus dem historischen Bereich heraus, so sah das Bild schon anders aus. Sozusagen ein Steinwurf vom Stadtkern entfernt, der Platz vor den Archäologischen Zentrum die Hinweise auf dem dort seit Jahren bestehenden Castor-Camp bei den Transporten:
Selbst an Fahrzeugen in Hitzacker sah ich eigentlich nur eher bescheidene Aussagen, wie beispielhaft diese hier:
Und auf den Grundstücken um den historischen Stadtkern herum sah es aber ganz anders aus. Ich stelle hier mal einfach die Bilder unkommentiert als Impressionen ein:
5 Jahre später, also in diesem Sommer, war ich wieder für einige Tage in Hitzacker und war zu Besuch bei Freunden.
Die Bedrohung durch die Castoren, die immer heftigeren Nachrichten von Pannen, von verseuchtem Sickerwasser, von der Ignoranz der Politiker, von der Erfahrung, das sich die Position der Politiker schneller ändert, als die Halbwertszeit eines Schokoladenstückchens in der Hand eines Kindes hat auch das Gesicht von Hitzacker verändert. Im Bewusstsein, dass einem der Tourismus nicht mehr hilft, wenn die Gegend verseucht ist, hat die Menschen dazu veranlasst auch in Ihrem Lebensbereich, dem historischen Stadtkern Flagge zu zeigen.
Als dies geschah, hat die Gemeide direkt verfügt, das solche Berkennungen an Gebäuden der Gemeinde nicht erlaubt sind. Das Gesicht der Stadt hat sich verändert. Aber nicht zu Ihrem Nachteil. Ich hatte persönlich den Eindruck, das die Positionierung der eigenen Haltung die Menschen im Stadtkern auch irgendwie befreit hat. Ich finde das Hitzacker mehr denn je eine Reise wert ist, auch wenn dies nicht der Erfolg der Gemeindevertreter ist.
Was besonders auffällt ist das man sich nicht nur mit einfachen Kontrakundgebungen in Form von den berühmten gelben „X“ begnügt. Nein, man will auch Informieren. So findet man im ganzen Stadtkern im Stil der Infos über das „Historische Hitzacker“ durch das Museum „Das alte Zollhaus“ Infos über die angeblichen Argumente der Politiker und Atomkraftlobby.
Ich werde die Infobanner, die ich dort gesehen habe hier nun in voller Bildgröße zusammen stellen. Durch Anklicken der Bilder kann man diese dann in voller Größe und lesbar anschauen.
Zuerst mal eines der Infobanner des Museum „Das alte Zollhaus“, wie sie im Historischen Kern vielfach zu finden sind:
Ich habe das Bild mal für Interessierte nur so weit skaliert, das man es noch lesen kann.
Wer Interesse an den Inhalt hat, kann das Bild einfach anklicken und dann in einer Größe sehen bei der man den Text lesen kann (Achtung 1,5 MB groß!).
Die Bilder von den Infotafeln habe ich nicht kompremiert, so das sie in voller Auflösung meiner bescheidenen Outdoor-Kamera angeschaut werden können. Es sind 5 an der Zahl. Auch hier dann einfach auf das Bild klicken und schon kann man es in voller Größe ansehen. Das erste mal unbeschnitten an einer Häuserfasade, die folgenden habe ich, um auch etwas Trafic zu sparen auf die Banner zurecht geschnitten (Achtung, die Bilder sind trotzdem zwischen 2,4 und 4,6 MB groß, das erste sogar 6,5 MB!)
Neben diesen Infobannern, bekennen sich nun, immer mehr in Ihrer direkten Lebensexistenz bedrohten Menschen Flagge (Auch wörtlich genommen, wie man sehen wird). In der Folge werde ich Bilder ausschließlich aus dem historischen Stadtkern hier ebenso als Impression einstellen, wie oben die Bilder von 2006, die außerhalb des historischen Stadtkerns entstanden waren. Diese sind wieder so weit herunter skaliert, das sie so, wie Abgebildet auf die Seite Hochgeladen wurden.
Das letzte Bild ist von der Kirche in Hitzacker. Diese hat auf dem Zettel an dem gelben „X“ zu Ihrer Position in Hitzacker Stellung bezogen. Das möchte ich hier für alle lesbar einstellen:
Hiermit beende ich nun mal meine ganz persönlichen Eindrücke über die Veränderungen, die die Gewalt der Atompolitiker und -lobby über das Land bringt.
Besonders die Verlogenheit der Grünen empört mich dabei und die Aussage von Kretschmann zu den Protesten passen zu seiner Forderung bezüglich S21. Auch dort fordert er, das man die Entscheidung morgen, am 27.11.2011 respektieren soll. Das wo jeden Tag immer mehr Lügen aufgedeckt werden hier wie dort.
Ein heuchlerisches Pack oder wie es hier in Stuttgart Ihnen entgegen geworfen wird:
LÜGENPACK
Um den Kreis zu schließen, komme ich nochmal auf die aktuelle Protestlage zurück.
Im Wendland kämpfen Anwohner und Unterstützer um die Gesundheit und das Leben von sich und den Nachkommen. Da wird die Frage, wie weit der Widerstand gehen kann, zu einer sehr schwierigen Frage. Erst recht, wenn schon so früh im Vorfeld jede Menschenrechte und Bürgerechte durch die Staatsgewalt missachtet wird.
Die Polizisten vor Ort sind nervös. Sie wollen sich ebenso wenig und ebenso kurz wie möglich der Strahlungsgefahr aussetzen. Das produziert gerade mit dieser Lügentaktik der Politik agression bei den Beamten vor Ort. Auch sie kämpfen in gewisser weise um Ihre eigene Gesundheit. Die meisten von Ihnen werden aber nach dem Transport wieder weit weg von dieser Gefährdung sein. Und sie selbst sind es, die sich zu den Handlangern des Lügenpackes der Politik und Lobbyisten machen lassen. Da hilft es auch nicht, das sie versuchen diese Erkenntnis mit Wut gegen die Menschen zu richten, die um Ihr Leben kämpfen, die dort bleiben müssen.
Wir haben es erlebt, wie die Polizei in Stuttgart für die Durchsetzung einer wissentlich illegalen Handlung eingesetzt wurde. Schon kurz nach dem schwarzen Donnerstag letztes Jahr war klar, dass das Gericht im Vorfeld bewusst belogen wurde.
Im Wendland wird auch gelogen und schön gerechnet. Der Unterschied ist, das es hier allen bewusst ist, das diese Lügen eine klare unmittelbare Gefahr für alle bedeutet. Das erklärt für mich auch die Aggression von Seiten der Polizei. Sie gibt den Demonstranten die Verantwortung für Ihre Gefährdung, statt sich einzugestehen, das sie sich selbst zu den Handlangern der menschenverachtenden Befehlsgeber machen.
Es bleibt die Frage, ist „Schottern“ Gewalt? Ist die Missachtung einer „Ausnahmezone“ Gewalt? Ist die Notwehr gegen den schleichenden Mord an einem selbst und den eigenen Kindern Gewalt?
Ich muss sagen, ich weiß es nicht. Ich stehe selbst immer wieder vor der moralischen und direkten Entscheidung, wenn jemand meine Existenz bedroht und damit meine ich nicht die wirtschaftliche.
Mit diesen offenen Gedanken, zu denen ich auch keine allgemeingültige Antwort habe beende ich diesen Artikel, der für mich mehr ist, als nur ein Statement zu den menschenverachtenden Castortransporten und Atompolitik.
Vieles ist nicht ausgesprochen.
Links
– CASTORTICKER – Aktuelle Information über den Stand des Castortransportes
– Greenpeace: Zwischenlager Gorleben nicht terrorsicher
– Deutschlandfunk: Rückenwind für Gegner des Castor-Transports
– Süddeutsche Zeitung: Bundesverdienstkreuz für die Castor-Gegner!
Links zu eigenen Artikeln zum Thema:
– Gehirnsturm: Unwörter der Politik – Hier “BRÜCKENTECHNOLOGIE”
– Gehirnsturm: Moratorium; Ethikkommission; Sicherheitsüberprüfung; Laufzeiten; Nebelkerzen; Bürgerverarschung – AKWs 2011
– Gehirnsturm: Energiepolitik – Visionen und Größenwahn
– Gehirnsturm: “Undenkbares” denken!
– Gehirnsturm: Über Pannen spricht man nicht
– Gehirnsturm: Mappus schaltet Neckarwestheim entgültig ab?
– Gehirnsturm: Atomkraft TOTsicher! Menschenkette AKW Neckarwestheim –> Stuttgart: Staatskanzlei “Villa Reitzenstein”
– Gehirnsturm: *Castortransport 2010* Wi(e)dersetzen oder wie gewaltätig ist der Widerstand
– Gehirnsturm: Atomkraft! Der Müll wird von dem einen „TOTsicheren“ Endlager ins nächste „TOTsichere“ Endlager gebracht und die alten Atomkraftwerke sollen weiter produzieren!
– Gehirnsturm: Gorleben verstrahlt?
– Gehirnsturm: Gorleben verstrahlt? *Teil 2*
– Gehirnsturm: Gorleben verstrahlt? *Teil 3*
– Gehirnsturm: Die Suche nach dem “Tot-Sicheren” Atommüll-Endlager! Heuchler allenhalben!
– Gehirnsturm: Der Castortransport 2011 läuft
– Gehirnsturm: Castortransport 2011 – Wenn Verfassungsbrecher die Bevölkerung verarschen wollen