Cem Özdemir hatte in Stuttgart hoch gepokert und verloren.
Nur mit einem Direktmandat ohne einen Listenplatz hat der Grüne Bundesvorsitzende versucht in den Bundestag zu kommen. Doch im Wahlkreis Stuttgart I wurde der Kandidat der CDU gewählt, mit gut 5% Vorsprung. Der Schock muss tief gesessen haben bei Cem Özdemir, da er auf seiner Homeseite noch am Wahlabend bemerkt:
27.09.2009: Cem Özdemir, Direktkandidat im Wahlkreis Stuttgart I, erklärt zum vorläufigen Ergebnis in seinem Wahlkreis:
„Das sehr gute Ergebnis auf Bundesebene ist eine Bestätigung unserer Oppositionsarbeit und unseres Kurses der Eigenständigkeit.
Wir haben in Stuttgart einen großartigen Wahlkampf geliefert und wurden mit einem tollen Ergebnis belohnt, auch wenn es nicht ganz gereicht hat. Aber dass wir jetzt im Vergleich zur Kommunalwahl bei meinem Erststimmen-Ergebnis mit 29,9% noch eine fette Schippe darauf gelegt und auch bei den Zweitstimmen großartige 22% geholt haben, bestätigt, dass wir GRÜNE in Stuttgart die stärkste Kraft sind.
Ein Blick auf die Statistik von dem Wahlkreis Stuttgart I zeigt, dass die Grünen 29,9% und die CDU 34,4% erreicht haben und für das Gesamtgebiet Stuttgart die Grünen 20,1% und die CDU 28,5%. Wo da Cem Özdemir die „stärkste Kraft“ heraus liest, weiß ich nicht, Anders als er ist die Direktkandidatin Biggi Bender, mit dessen Werbeflyer ich ungewollt nach zwei Tage vor der Wahl belästigt wurde, über Ihren sicheren Listenplatz in den Bundestag gezogen.
Ob die Grünen sich als eine von drei Oppositionsparteien behaupten kann und dem Wähler überzeugt, bleibt abzuwarten. Vor allen, da sich neben der SPD, die Manche noch als „links von der Mitte“ ansehen auch noch „Die Linke“ im Bundestag etablieren, trotz Hetze und Ausgrenzung durch die „etablierten“ Parteien.
Frank-Walter Steinmeier und Franz Müntefering scheinen so geblendet von der freien Sicht über dem Prozentbalken bei dem Wahlergebnis, dass sie die Message der Wahlaussage nicht begriffen oder wenn das nicht, sollte sich die Partei schnell um die Nebeneinkünfte dieser beiden Herren kümmern, da dann dort bestimmt ein riesiger Posten für „Beratertätigkeiten“ einer konkurrierenden Partei zu finden ist.
Im betrügen Ihrer Stammwählerschaft, den Arbeitnehmern war die SPD ja schon immer groß. Wie sagte „Erich Mühsam“ noch vor der Räterepublik 1918/19 gesagt. Wenn die Revolution scheitert, dann weil die SPD dieser in den Rücken fällt, was sich ja dann auch bewahrheitet hat. Schon 1907 hat Erich Mühsam die Politik der SPD unter dem Eindruck der Revolution in Russland mit dem Gedicht „Der Revoluzzer – Der deutschen Sozialdemokratie gewidmet“ verarbeitet.
Scheinbar hat man es immer noch nicht begriffen, dass man mit dem kriechen in die Ärsche der anderen Parteien, keinen Blumentopf gewinnt, Wahlen erst recht nicht.
Aber statt das Votum der Wähler anzunehmen und Platz für andere zu machen, halten diese zwei Muppet-Opas sich mit aller Kraft an der Balustrade des Balkons der Pöstchen fest. Auch muss sich nun die Basis der Partei mal überlegen, ob sie die letzten nicht WischiWaschi-Mitglieder auch noch in die Arme einer linken Partei oder einer „Ein-Themen-Partei“ hetzen wollen, oder mit diesen endlich einen Neuanfang wagen, der die Partei wieder erkennbar positioniert.
Die Piraten haben fast 2% der Stimmen erreicht und können sich so über einen Geldsegen freuen (Wahlkampferstattung) der es Ihnen Möglich macht, entweder Ihre Position als Partei zu festigen und zu positionieren oder weiter im Flashmob und bedenklichen Freiheitsgebrüll verharren. Dies wird die Zukunft zeigen.
Die FDP muss jetzt beweisen, ob sie es mit der Freiheit der Bürger wirklich so ernst meinte, wie während der Wahl herum posaunt. Ich muss sagen das ich da skeptisch bin. Man wird sich den Koalitionsvertrag genau ansehen müssen, um dann wenigstens halbwegs (Papier ist ja bekanntlich geduldig) abschätzen zu können, wohin in den nächsten 4 (oder 5) Jahren gerudert wird.
Die CDU sonnt sich in Ihrem Erfolg. Sie werden beweisen müssen, dass sie wirklich, wie die Kanzlerin sagte, eine Regierung für „Alle“ sind oder doch nur wieder für einen bestimmten Teil. Dass die Partei auch Einbußen hinnehmen musste, lässt mich Hoffen, dass manch ein Größenwahn ausgebremst werden kann. Aber da ist auch der Koalitionspartner FDP gefragt.
Allein „Die Linke“ würde ich hier als Gewinner bezeichnen. Sie haben wegen der Ausgrenzung durch die anderen Parteien nie eine Chance gehabt, an einer Regierung beteiligt zu werden. Von daher kann man natürlich frei von „Sachzwängen“ seine Idealvorstellungen vertreten. Das die anderen Parteien hingehen und über 1/10tel der Wähler ausgrenzt und mit Ihren Aussagen beleidigt und als undemokratisch hinstellen, macht diese Partei nur stärker. Nur, dass die Partei sich als Gewinner sehen kann, wird dem Bürger nicht viel helfen, leider.
Wenn man bedenkt, dass das Ergebnis nicht so deutlich von den Prozenten für die Regierung ist, wie es sich bei den Sitzen aufzeigt, macht die Nichtwähler zu den eigentlichen Wahlverlierern.
Die Regierungsparteien haben zusammen 48,4% aller abgegebenen gültigen Stimmen, die Oppositionsparteien bringen es zusammen auf 45,6% die Mehrheit beruht gerade mal auf 2,8%. Rechnet man hier mal die 2% der Piraten, so ist es klar, dass die Aussagen vor der Wahl stimmten, dass jede Stimme für die Piraten eine Stimme für die Regierung „Schwarz/Gelb“ ist. Da hilft auch keine noch so vollmundigen Worte. Die Piraten haben so die kleine Möglichkeit, dass sich Ihre Ziele vielleicht doch zum Teil erfüllen könnten auch mit selbst untergraben.
Auf jeden Fall gilt für die Nichtwähler das, was die Macher von der Seite „Deine Stimme hat die Wahl entschieden“ in Ihrem Video vor der Wahl gesagt haben. Ich hatte es in meinem Artikel „[Science-Fiction] Nichtwähler: Du bist Schuld“ bereits vorgestellt. Nur leider ist es keine Science Fiction mehr, sondern Realität!
Eines bleibt noch, der Kater für diejenigen, die die Zeche für die wahlbeeinflussenden Häppchen jetzt Zahlen müssen. Oder glaubt einer, dass die Nutznießer von Abwrackprämie und die Bankenrettungsgelder diese Zeche zahlen werden?
Da wird noch manch einem Wähler dieser neuen Regierung die Katerstimmung überkommen. Bleibt zu hoffen, dass er sich da nicht von dem Aspirin der Regierung vor der nächsten Wahl wieder den Kopf vernebeln lässt.
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